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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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ungewöhnlichen Mitteln bekämpften – er würde nie vergessen, wie sie sich an seinem ersten Tag im Bunker auf Birdcage gestürzt hatten –, aber das hier ging zu weit.
    »Vielleicht hat sie ihn erschossen und dann sich selbst?«, schlug Milkshake vor, der jetzt auch mitmachte.
    Jonah seufzte. Anscheinend war sein erster Eindruck von ihm doch richtig gewesen.
    Das Geräusch lenkte Dogs Aufmerksamkeit auf ihn. »Oh, Jonah, dich hätten wir ja fast vergessen! Wie viel willst du setzen?«
    Jonah wusste nicht, was er sagen sollte. »Nein danke, ich –«
    Plötzlich übertönte die wütende Stimme des Barons das Geplänkel der Händler. »Jetzt haltet verdammt noch mal die Klappe! Wir sind hier doch nicht im Pub oder in einem Wettbüro. Macht weiter mit der Arbeit. Verdient ein bisschen Geld.«
    Sämtliche Köpfe gingen wieder nach unten. Heute war es am besten, wenn man gar nichts sagte.

25
Dienstag, 16. September
    »Ihr Cappuccino. Heute mit etwas weniger Milch.«
    Jonah sah von der Zeitung auf, die er gerade las, und bemerkte eine lächelnde Frau vor sich, die er auf Mitte vierzig schätzte. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich daran erinnert, dass er letzte Woche schon einmal in dem Café gewesen war. Zum ersten Mal seit letztem Montag ging er so spät zur Arbeit, dass es schon geöffnet hatte, was aber in erster Linie daran lag, dass er es kaum über sich brachte, einen Tag zu beginnen, der vielleicht so grässlich sein würde wie der gestern.
    »Danke.« Als er den Pappbecher zu sich zog, faltete er die Zeitung zusammen. Sein Blick kehrte jedoch immer wieder zu der Schlagzeile auf der Titelseite zurück: »Selbstmord eines Börsenhändlers«. Der Artikel stellte die Frage, ob man es hier mit dem ersten Selbstmord im Sog des Börsencrashs zu tun hatte, und erwähnte, dass 1929 nach einem ähnlichen Crash Börsenhändler aus den Fenstern ihrer Büros gesprungen waren.
    Dog wird zufrieden sein, dachte Jonah, als er die letzten paar Hundert Meter zu Helsby Cattermole ging. Es war sehr blutig gewesen. Clive »hatte sich mit einer Schrotflinte den Kopf weggeblasen, nachdem er zuerst seine Frau erschossen hatte«, hieß es in dem Artikel.
    Er ging durch die gläserne Drehtür in das Haifischbecken, wo es ungewöhnlich ruhig war. Clives Tod schien die Atmosphäre verändert zu haben. Die Rezeptionistinnen trugen zwar immer schwarze Kostüme, doch heute sah ihre Kleidung noch mehr nach Beerdigung aus als sonst. Jonah fuhr mit der Rolltreppe nach oben und ging gerade den Korridor entlang zum Handelssaal, als ihn aus irgendeinem Grund ein Gefühl der Vorahnung beschlich. Was war es? Clives Selbstmord? Oder war da noch etwas? Die Türen öffneten sich und Jonah wurde von fast völliger Stille empfangen. Anscheinend wurde gar nicht gehandelt. Was war hier los?
    Er ging zwischen den Schreibtischen der anderen Abteilungen hindurch zum Bunker, wobei er das Gefühl hatte, von allen angestarrt zu werden. »Was ist passiert?«, fragte er, als er seinen Aktenkoffer und den Becher mit Cappuccino auf seinen Schreibtisch stellte. Der Baron war nirgends zu sehen.
    Einige Sekunden verstrichen, bevor er eine Antwort bekam. Jonah spürte, wie sein Herz immer schneller und lauter schlug und ihm das Blut in die Wangen schoss. Jetzt wusste er, dass die Blicke eben feindselig gewesen waren.
    »Ich weiß nicht. Sag du’s uns«, sagte Dog. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Jonahs Beine begannen zu zittern.
    »Wir sind erledigt.« Das kam von Birdcage.
    »Ich … ähm … ich habe keine Ahnung, was ihr meint«, stammelte Jonah.
    »Dein Dad hat uns einen reingewürgt. Er hat uns allen einen reingewürgt.« Jetzt meldete sich auch Jeeves zu Wort. Er rückte seine Fliege zurecht, was aber nur dafür sorgte, dass sie noch schiefer saß.
    Sein Dad! Was hatte sein Dad getan? Sein Vater war das ganze Wochenende weg gewesen und erst gestern am späten Abend zurückgekommen. »Mein Dad?«
    »Ja, dein Dad. Dein verdammter Dad.« Dogs Stimme wurde immer lauter. »Wir sind auf die schwarze Liste gesetzt worden! Wir sind am Ende!« Jetzt brüllte er aus vollem Hals.
    »Mein Dad?«, wiederholte Jonah, dem bewusst war, dass ihn alle Händler im Handelssaal anstarrten. Und hassten. Seine Gedanken überschlugen sich, als er daran dachte, wie er vor Jahren einige Zeit bei den Weicheiern verbracht hatte. Damals waren die Händler im Bunker seine Rettung gewesen. Jetzt klagten sie an. Und wie damals fragte er sich auch jetzt wieder, ob er sich nicht besser

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