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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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wieder überquerte und dann nach rechts Richtung Canary Wharf ging. Die Wolkenkratzer von Londons zweitem Finanzviertel starrten auf ihn hinunter und verspotteten ihn. »Hier kannst du auch nicht arbeiten«, schienen sie zu sagen. Er hatte Hunger, wollte aber nichts essen. Stattdessen drehte er um und ging den gleichen Weg zurück bis nach Waterloo und Vauxhall, wobei er an der Zentrale des MI6 vorbeikam. In Westminster überquerte er den Fluss erneut, wobei ihm auffiel, dass ihn seine Füße trotz des Protests seines Verstandes nach Hause tragen wollten. Bevor er bei der Bank angefangen hatte, war er die Strecke ein paarmal gelaufen, um zu testen, ob er den Weg zur Arbeit zum Trainieren nutzen konnte. Sie war ihm so vertraut, dass er jetzt wie ferngesteuert reagierte.
    Er ging am Fluss entlang durch Chelsea und Fulham und dachte dabei an Creedence. Das war jetzt auch vorbei. Mit einem Versager wollte sie sicher nichts zu tun haben. In Putney wechselte er ein letztes Mal auf die andere Seite des Flusses und benutzte den alten Treidelpfad an der Themse, um nach Barnes zu kommen. Dort war die Garage, in der seine Vespa stand. Er wollte sie holen und sich dann ein Hotel für die Nacht suchen. Das einzige, das ihm gerade einfiel, war das oben auf dem Richmond Hill, am Eingang zum Park.
    Als er sein Handy einschaltete, um die Nummer des Hotels herauszusuchen, stellte er fest, dass er neun neue Nachrichten hatte, drei davon in der Mailbox. Die ersten beiden waren von seinem Vater. Sie wurden gelöscht. Die dritte war von Pistol, der am Freitag mit ihm sprechen wollte. Das konnte warten. Die vierte war eine SMS von Creedence. Beinahe hätte er sie gelöscht, weil er nicht lesen wollte, wie sie ihre Verabredung absagte, doch dann rief er die Nachricht trotzdem auf: Sie habe gehört, was passiert war; er solle sich doch bitte melden. Vielleicht, dachte er. Die fünfte war wieder von seinem Vater. Auch diese wurde gelöscht. Weitere Nachrichten von seinem Vater und Pistol. Die letzte war eine Voicemail von Creedence, in der sie ihn bat, doch bitte, bitte anzurufen. Sie mache sich Sorgen.
    Jonah zögerte kurz und wählte dann Creedences Nummer.
    Sie nahm beim ersten Läuten ab. »Du lebst also noch.«
    Er hatte ein schlechtes Gewissen. »Ja. Ich bin gesund. Von munter kann allerdings keine Rede sein.«
    »Wo bist du?«, erkundigte sie sich. In ihrer Stimme lag eine Mischung aus Erleichterung darüber, dass er sich endlich meldete, und Wut, weil er nicht früher angerufen hatte.
    »Auf dem Weg nach Richmond.«
    »Was willst du denn in Richmond?«
    »In ein Hotel gehen. Nach Hause will ich nicht. Ich kann meinem Vater jetzt nicht ins Gesicht sehen.« Jonah fragte sich, ob Creedence am anderen Ende der Funkwellen wohl spürte, dass er den Kopf schüttelte.
    »Warum willst du deinen Dad denn nicht sehen? Er braucht doch jetzt sicher deine Unterstützung.«
    Jonah schnaubte verächtlich. »Creedence, wir kommen nicht sehr gut miteinander aus. Wir reden kaum miteinander. Mag ja sein, dass er Unterstützung braucht, aber von mir bekommt er sie nicht.«
    »Oh, ist das so?« Creedences Stimme klang, als würde ihr das gar nicht gefallen.
    Jonah redete weiter. »Ja, das ist so. Er ist schuld daran, dass Hellcat mich gefeuert hat, dass der Baron mich gefeuert hat. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn noch mehr als je zuvor und das will einiges heißen.«
    »Ich verstehe.« Sie zögerte. »Wo ist eigentlich deine Mutter?«
    »In den Staaten. Ich habe sie seit der Scheidung nicht mehr gesehen. Sie schickt mir nicht mal eine Weihnachtskarte. Ich kann nur vermuten, was er ihr angetan hat.«
    »Großer Gott, Jonah.« Ihr Stimme wurde leiser. »Das habe ich nicht gewusst. Es tut mir leid.«
    Auch Jonah sprach jetzt nicht mehr so laut. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ist ja nicht dein Problem.«
    »Geh nicht ins Hotel. Komm zu mir. Es wird scheußlich sein, wenn du jetzt alleine bist.«
    Jonah war etwas überrascht von dem Angebot und wollte ihr unter keinen Umständen zur Last fallen. »Das ist sehr nett von dir, aber zurzeit versprühe ich nur schlechte Laune. Es ist vermutlich am besten, wenn ich mir ein Zimmer in diesem Hotel in Richmond reserviere.«
    »Auf keinen Fall!«, rief Creedence. »Du kommst zu mir.«
    »Eigentlich dachte ich ja, dass du nach der Sache heute nichts mehr mit mir zu tun haben willst«, antwortete Jonah leise.
    »Wie kommst du denn auf den Gedanken?«, fragte Creedence. »Jedenfalls lade ich dich nicht ein, damit

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