Dead Cat Bounce
war Creedence wieder da. Sie fuhr rechts von ihm und brüllte immer wieder »Jaaaaaa!«, während sie die Faust in die Luft stieß. »Jaaaaaa!«
Jonah überquerte die Ziellinie und zerriss das Band, während er keuchend nach Atem rang. Seine Knie gaben unter ihm nach und er fiel zu Boden, am ganzen Körper zitternd und kurz davor, sich zu übergeben. Plötzlich tauchten vor seinem Gesicht zwei Füße auf, die aufgeregt auf- und abhüpften. Dann spürte er zwei Hände unter seinen Achselhöhlen, die ihn hochzogen.
»Du bist toll! Toll! Toll!«, kreischte Creedence, die die Arme um ihn gelegt hatte und ihn stützte.
Jonah legte das Kinn auf ihren Scheitel und atmete den Duft ihrer Haare ein, während er die Wärme ihrer Umarmung genoss.
Sie setzten sich auf Creedences Fahrrad und fuhren zu ihm nach Hause. Jonah balancierte auf dem Sattel und hatte die Hände um die Taille des Mädchens gelegt, während es auf den Pedalen stand und vom Park aus durch die Roehampton Lane strampelte.
»Jetzt sitz doch mal still, du Pappnase. Du wirst uns noch umbringen«, ermahnte sie ihn.
»Setz du dich mal so hin wie ich jetzt, und dann wollen wir mal sehen, ob du stillsitzen kannst«, protestierte Jonah.
»Halt die Klappe und genieß die Aussicht.«
Sie nahmen eine Abkürzung über den Barnes Common, fuhren ein Stück auf einer Busspur und bogen dann nach links in die Londsdale Road ab, wo sie vor Jonahs Zuhause anhielten. »Möchtest du noch auf einen Kaffee mit reinkommen?«, fragte er. »Mein Dad ist nicht da. Vermutlich trifft er sich schon wieder mit einem seiner russischen Kunden.« Creedence zog einen Schmollmund. »Das geht leider nicht.«
»Oh, erträgst du es nicht, wenn ich nach Mann und Moschus rieche?« Jonah spannte die Muskeln an seinem Bizeps an. Aber es stimmte, er war wirklich völlig verschwitzt nach dem Rennen.
»Das wäre ein Grund zu bleiben. Ich mag Eau de Schweiß. « Sie tat so, als würde sie an ihm schnuppern, und begann zu kichern. »Das Problem ist nur, dass ich jetzt in einem Zug nach East Anglia sitzen und zu meiner Großmutter fahren sollte. Stattdessen sitze ich in West London auf meinem Fahrrad und rede mit dir.«
»Das ist doch kein Problem«, erwiderte Jonah, der sich an den Türpfosten lehnte. »Ruf sie an und sag ihr, dass dich ein ganz schlimmer Muss-unbedingt-etwas-mit-Jonah-unternehmen-Virus erwischt hat.«
Creedence lachte. »Das würde sie mir nicht glauben. Ich werde ihr schon die Wahrheit sagen müssen: dass ich einem potenziellen Superstar der nächsten Olympischen Spiele bei einem Rennen zugesehen habe.«
Jonah zuckte gelassen mit den Schultern. »Solange du den Teil mit dem Superstar nicht auslässt, kannst du ihr erzählen, was du willst.«
»Darauf kannst du Gift nehmen.«
Er beugte sich vor, um Creedence auf die Wange zu küssen, doch sie drehte den Kopf, sodass ihre Lippen sich trafen. Der Kuss war wunderschön; ihr erster richtiger. Es war ein sanfter, zärtlicher Kuss und Creedence schmeckte nach Cappuccino und Kirschen. Letzteres kam vermutlich von ihrem Lipgloss. Jonah hätte absolut nichts dagegen gehabt, wenn er bis in alle Ewigkeit gedauert hätte.
Doch wie alles hatte auch der Kuss ein Ende. »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte er, als sie sich von ihm löste.
»Gern geschehen«, flüsterte sie zurück, während sie verlegen die Augen niederschlug.
»Ich komme nächste Woche mal zu dir ins Büro. Einverstanden?«
Sie nickte. »Sehr einverstanden!«, antwortete sie mit unverhohlener Begeisterung. Dann drückte sie ihn gegen die Tür. »Jetzt geh und nimm ein heißes Bad. Morgen kannst du dich mit Sicherheit nicht mehr bewegen!« Sie schob das Fahrrad wieder auf die Straße und fuhr weg, nachdem sie ihm zum Abschied zugewinkt hatte.
Jonah schloss die Haustür auf, holte tief Luft und ging in das leere Haus. Das Rennen hatte ihn todmüde gemacht. Wenn er lange schlief, war es wenigstens schneller Montag.
24
Montag, 15. September
Der Montag verlief dann aber ganz anders, als Jonah erwartet hatte.
Als er aufwachte, stellte er fest, dass Allegro Home Finance untergehen würde. In der Nacht hatte die US-Regierung in einer Stellungnahme erklärt, dass es keine Rettungsmaßnahmen geben würde. Im Radio wurde nur noch darüber berichtet. Allegro war pleite. Zum ersten Mal, seit Jonah den Baron kannte, hatte dieser sich geirrt.
Kloot in Afrika war starr vor Entsetzen. Er hatte falsche Informationen bekommen und saß jetzt auf einem Verlust von
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