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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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herausfinden, wo wir hinfliegen.«
    Jonah gab David seine schwarze American Express, wobei ihm die hochgezogenen Augenbrauen seines Vaters auffielen. Er musste daran denken, wie eigenartig es war, dass sein Dad ihm endlich einmal etwas zutraute. Dazu waren lediglich falsche Anschuldigungen, ein paar Furcht einflößende Russen und die Tatsache, dass sie um ihr Leben rannten, notwendig gewesen. Jonah schnaubte. Das war also alles, was es gebraucht hatte, um endlich eine Beziehung zu seinem Vater zu entwickeln: die Aussicht darauf, zu sterben!
    Nach einer weiteren halben Stunde hatte Jonah immer noch nichts gefunden. Er bekam mit, dass David mit seinen Anrufen fertig war, daher rief er ihn zu sich. »Dad«, meinte er, »ich brauche jemanden, der ganz unvoreingenommen einen Blick auf das hier wirft. Vielleicht fällt dir ja etwas auf, das ich einfach nicht sehe.«
    »Nach was soll ich suchen?«
    »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte Jonah. »Wo würdest du etwas verstecken, das auf keinen Fall gefunden werden soll?« Er trank einen Schluck Kaffee.
    »Ich würde es in den Safe in meinem Arbeitszimmer legen«, überlegte David laut. »Nein, würde ich nicht. Ich würde es in einen Banksafe legen. Bei einer dieser Schweizer Banken, die für ihre Verschwiegenheit bekannt sind.« Er starrte den Bildschirm an. »Gibt es ein digitales Pendant zu einem Bankschließfach in einer Schweizer Bank?«
    Jonah trank noch einen Schluck Kaffee. »Es gibt Anbieter, die das Server-Hosting für einen übernehmen, aber ich glaube nicht, dass darunter jemand ist, der mit derart strengen Sicherheitssystemen arbeitet. Bis auf das Militär oder der britische Geheimdienst, aber die dürften wohl kaum Speicherplatz an Privatpersonen vermieten …« Als er das sagte, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Das Militär? Der Baron. Baron von Richthofen. Das könnte es sein! »Geh weg. Lass mich wieder auf den Stuhl«, rief er, während er seine Kaffeetasse auf den Schreibtisch stellte und seinen Vater wegschob.
    »Was ist denn jetzt wieder?«, wollte David wissen.
    Im Dock am unteren Rand des Bildschirms war ein Symbol, das einen roten Dreidecker zeigte. Jonah hatte es vorher schon oft gesehen. Es war das Programmsymbol für das vom Baron entwickelte Spiel, das Spiel, das er ihm damals auf einem Stick gegeben hatte. In den letzten Jahren hatte Jonah es x-mal gespielt, doch es war ihm nie gelungen, den Baron zu schlagen. Er hatte immer gedacht, dass es auf irgendeine Art manipuliert sein musste.
    »Was machst du da?«, erkundigte sich sein Vater.
    »Ich sehe nach, ob die Dateien vom Militär geschützt werden. Bei dem iTunes-Quiz wurden Fragen gestellt, deren Antworten nur der Baron wissen würde, jedenfalls theoretisch. Ich glaube, er hat die Dateien irgendwo gespeichert, wohin nur er, als sein Avatar Baron von Richthofen, fliegen kann.«
    Auf dem Bildschirm erschien der Beginn des Spiels mit der üblichen Auswahl: »Neuer Rekrut«, »Englischer Dummkopf« oder »Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen«. Dieses Mal klickte Jonah »von Richthofen« an. Das Bild drehte sich, dann wurde eine Liste mit Kampfeinsätzen angezeigt. Das war neu. Jonah scrollte nach unten und überlegte: »Mitternachtsmassaker«, »Jäger und Gejagte«, »Hipp Hipp Hurrah« waren nur ein paar der Möglichkeiten. Bei den meisten Optionen war klar, um was es ging. Bis auf eine, die »Prophet und Schloss« hieß. Ging es bei diesem Spiel um Profit und das Schloss zu irgendwas? Schnell klickte Jonah den Link an, weil er davon ausging, dass er sich wie der Baron verhalten musste, was bedeutete, nicht zu lange zu zögern. Der Bildschirm wurde dunkel, dann erschien eine Spielszene, in der Piloten auf einem Feld auf verschiedene Flugzeuge zurannten. Die rote Fokker des Barons stand im Vordergrund.
    Das Spiel hatte begonnen.
    Jonah vergaß alles um sich herum, während er sich voll auf das Spiel konzentrierte und seine Gegner einen nach dem anderen vom Himmel holte. Er steuerte das Flugzeug des Barons und nutzte die Tricks und Kniffe, die der Baron ihn gelehrt hatte, um diesen bei seinem eigenen Spiel zu schlagen. Es war ein bittersüßes Gefühl. Nicht lange und er hatte alle gegnerischen Piloten besiegt, bis auf einen, der am Boden stand und flehentlich die Hände hob; nachdem sein Flugzeug getroffen worden war, hatte er eine Bruchlandung hingelegt. Doch aus irgendeinem Grund wurde der Bildschirm blasser, was bedeutete, dass sich Jonahs Leben dem Ende zuneigte. Warum sterbe ich?

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