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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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entsprechenden Flur und schlurfte weiter.
    Zum Glück ging bis zu Kyle Craigs Zelle sonst nichts schief. Schließlich knallte der Wärter die Tür ins Schloss, und Wainwright war allein. Er hatte es geschafft!
    Erst jetzt hob der Rechtsanwalt den Blick und wagte sich umzublicken. Hier hatte das Superhirn also während der vergangenen Jahre gelebt, unter diesen Bedingungen. Was für eine Schande, dass ein solch hervorragender Geist an einem solchen Ort praktisch ohne jede Anregung gefangen gehalten wurde und dass Kyle den Launen bestialischer Gefängniswärter und kleingeistiger Bürokraten hilflos ausgeliefert gewesen war.
    »Dir zu Ehren«, flüsterte der Rechtsanwalt noch einmal und machte sich anschließend daran, Kyle Craigs Instruktionen auszuführen.
    Der Rechtsanwalt untersuchte die kleine Zelle, die ganz aus Beton bestand. Das Bett, der Schreibtisch, der Hocker und das Nachttischchen waren zur Sicherheit im Boden verschraubt. Die Wasserspülung der Toilette wurde automatisch abgeschaltet, damit die Zelle nicht unter Wasser gesetzt werden konnte. Kyle hatte sich einen Schwarz-Weiß-Fernseher »verdient«, der aber lediglich Selbsthilfe- und religiöse Programme sendete, und wer wollte so etwas schon sehen?
    Der Rechtsanwalt fühlte sich eingesperrt, schrecklich beengt, und dachte, dass es bestimmt schwierig sein musste, in diesem winzigen Höllenloch nicht den Verstand zu verlieren. Jetzt musste Mason Wainwright doch noch lachen. Nach Ansicht der meisten Menschen hatte er seinen Verstand sowieso
schon vor langer Zeit verloren, schon bevor er ein Jünger des Superhirns geworden war.
    Als ein Wärter kurz vor dem Abendessen gegen sechs Uhr nach ihm schaute, traute er seinen Augen nicht. Unverzüglich drückte er die Alarmtaste an seinem Gürtel. Dann wartete er auf Hilfe, ohne jedoch den Blick vom Inneren der Gefängniszelle nehmen zu können.
    Kyle Craig hatte sich erhängt!

33
    Die Sonne schien Kyle Craig in die Augen - was war das für ein wundervolles Erlebnis. Die Sonne! Stell dir vor. Er saß in Mason Wainwrights Jaguar-Coupé und fuhr, ein paar Stundenkilometer schneller als erlaubt, zu einem kleinen Einkaufszentrum in einem Vorort von Denver, wo schon ein Mercedes-Geländewagen auf ihn wartete. Der entsprach schon eher seinem Geschmack. Leistung und Komfort. Und außerdem: Niemand würde nach einem Mercedes suchen.
    Kyle Craig hatte Zweifler zu irritieren und zu frustrieren.
    Anhänger zu erfreuen.
    Versprechen einzuhalten, Versprechen, die mit Blut geschrieben waren, Versprechen, die von der ehrwürdigen Washington Post und der New York Times dokumentiert worden waren.
    Ja, er würde die Sonne wieder scheinen sehen , und noch eine ganze Menge mehr.
    Sein Ziel hieß Washington, aber er dachte, er könnte vorher vielleicht eine kleine Rundreise machen, ein paar Feinde besuchen, sie womöglich in ihren eigenen vier Wänden umbringen.
    Er würde sich wieder einen Namen machen, er hatte auch schon einen Plan, nach dem er vorgehen wollte.
    Aber der stand nicht auf Papier, kein einziges Wort - alles nur in seinem Kopf.
    »Mein Gott, sieh dir bloß diese Sonne an!«, rief er.

34
    Ich saß zu Hause in der Fifth Street und hatte gerade ein spätes Abendessen mit Nana und den Kindern beendet, da klingelte das Telefon. Wir waren in der Küche mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Damon, Jannie und ich machten die ganze Arbeit, Ali hatte die Aufsicht übernommen, und Nana saß im Wohnzimmer und las ihre beiden Lieblingszeitungen: die Washington Post und die USA Today .
    Heute Abend gab es auch noch ihre Lieblingssendung im Fernsehen, nämlich Grey’s Anatomy . Nana liebte diese Serie, weil drei der Hauptfiguren schwarz und dazu noch sehr intelligente und lebensechte Charaktere waren, was ihrer Meinung nach ein Novum im Fernsehen war. In Bezug auf Grey’s Anatomy waren sie und ich uns sogar einig. Wir waren beide dieser Krankenhausserie verfallen und wurden nur selten enttäuscht.
    Jannie runzelte die Stirn, als sie zum Telefon griff und zu ihrer Verwunderung feststellen musste, dass es nicht für sie war. »Für dich, Daddy.«
    »Na, so eine Überraschung«, sagte ich. »Wirklich zu ärgerlich.«
    »Ist aber keine Frau«, schoss Jannie sofort zurück, »also vergiss es. Es ist nicht Bree.«
    Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte, jedenfalls nicht mit dem, was ich im Verlauf der folgenden bestürzenden Sekunden zu hören bekam.
    »Alex, hier Hal Brady.« Brady war zurzeit Chief of Detectives, also Leiter der

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