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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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deutete auf das Programmmenü auf dem Bildschirm.
    »Oh, das wird euch gefallen.« Bree klickte Erstes Programm an. In dem kleinen Fernseher oben in der linken Ecke tauchte ein grobkörniges Foto auf. Ich erkannte eine der Aufnahmen von der Ermordung Matthew Jay Walkers, aufgenommen mit einer Handykamera aus dem Zuschauerraum. Sie war schon in etlichen Nachrichtensendungen zu sehen gewesen.
    »Und dann hätten wir noch das hier.« Sie klickte auf eine andere Programmtaste und öffnete damit eine Audiodatei. Jetzt war auf dem kleinen Fernseher eine waagerechte grüne Linie zu sehen, die parallel zu den Schreien einer Frau ausschlug. Ich erkannte Tess Olsens Stimme sofort.
    »Das ist sie«, sagte ich.
    »Sicher?«, wollte Sampson wissen.
    »Sicher.« Bree und ich antworteten gleichzeitig. Wir hatten uns das Video ihrer Ermordung so oft angesehen, dass wir jede kleine Modulation in jedem einzelnen Schrei auswendig kannten, wie ein grauenhaftes Lied.
    Die Aufnahme, die wir jetzt hörten, musste mit einem anderen Gerät gemacht worden sein, da das Video ja in der Wohnung zurückgeblieben war. Eine Tatsache, die viel über die Authentizität dieser Webseite aussagte.
    »Ein kleines Aufnahmegerät in der Tasche? Kein Problem.« In Sampsons Stimme war so etwas wie zähneknirschende Anerkennung zu hören. »Es ist alles akribisch durchgeplant, und zwar mit möglichst wenig Aufwand. Wie eine große, effiziente Maschine.«

    »Sonst würde er auch schon längst in einer Zelle schmoren«, meinte Bree. »Er weiß genau, wie gut er ist.« Sie knurrte angewidert.
    Die Phase der Bewunderung und des Hasses hatte begonnen. Er ging zweifellos sehr verwegen und sehr sorgfältig vor. Andererseits kann man an jedem Tag, an dem ein Killer frei draußen herumläuft, anfangen, ihn zu hassen, ja, man kann sogar anfangen, sich selbst ein kleines bisschen zu hassen. Ich glaube, so ging es uns dreien.
    »Na ja, die gute Nachricht lautet jedenfalls, dass er gerne ein Publikum hat«, sagte Bree.
    »Ich dachte, das sei die schlechte Nachricht«, erwiderte Sampson.
    »Beides.« Sie schauten mich an. »Er drängt jetzt immer mehr in die Öffentlichkeit, und das heißt, die Abstände zwischen den einzelnen Taten könnten kürzer werden. Aber irgendwann wird sein Selbstbewusstsein seine Fähigkeiten übersteigen. Das ist der Zeitpunkt, an dem er einen Fehler macht. Zwangsläufig.«
    »Weil du es sagst?«, meinte Sampson grinsend.
    »Ganz genau«, erwiderte ich. Ich knüllte ein Blatt Papier zusammen und warf es quer durch das Zimmer, sodass es mit einem metallischen Zischen im Mülleimer landete. »Weil ich es sage.«

Zweiter Teil
    Niedertracht!

31
    Der Rechtsanwalt Mason Wainwright war wie immer pünktlich um vier Uhr zu seinem Treffen mit Kyle Craig erschienen. Kyle bestand auf absoluter Pünktlichkeit. Aber dieser Besuch würde anders ablaufen als die bisherigen. Es wäre seine letzte Begegnung mit Kyle Craig, und das war ein Grund zur Traurigkeit, aber gleichzeitig auch ein Grund zur Freude.
    Er trug seine übliche Kleidung: Cowboyhut und -stiefel, eine viel zu große Wildlederjacke, seine Hornbrille, den Schlangenledergürtel, seine komplette Wild-West-Professor-Ausstattung. Sobald er den Raum betreten hatte, umarmten er und Kyle sich wie jedes Mal. »Die Schönheit des Rituals«, sagte Kyle.
    »Alles ist bereit«, flüsterte der Rechtsanwalt, den Mund an die Wange des Gefangenen gelegt. »Keine Kameras. Hier drin sind wir allein. Washington ist in Gang gekommen, wie Sie wissen.«
    »Dann lass uns hier anfangen. Niemand wird es glauben können... niemand. Das ist wahre Größe, Mason.«
    Die beiden Männer lösten ihre Umarmung und fingen sofort an, ihre Kleidung abzulegen. Nur die Unterhosen behielten sie an. Kyles waren weißlich mit gelben Flecken. »Das ist keine Pisse, sondern Brandflecken aus der Wäscherei«, sagte er.
    »Tja, das hier ist tatsächlich Pisse.« Lachend deutete Wainwright auf seine eigenen Shorts. »So viel Schiss habe ich.«
    »Na ja«, erwiderte Kyle. »Ich kann’s dir nicht verdenken.«
    Als Nächstes klappte der Rechtsanwalt seine Aktentasche auf. Er zog die Öffnung weit auseinander und holte etwas hervor, was zunächst nach menschlicher Haut aussah. Tatsächlich handelte es sich um eine extra angefertigte, flexible Gesichtsprothese,
wie sie ursprünglich für Verbrennungsopfer und Krebspatienten entwickelt worden war und gelegentlich in Hollywood-Filmen wie zum Beispiel Mission: Impossible zum Einsatz kam. Die Maske

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