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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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kriminalpolizeilichen Dienststellen im Metropolitan Police Department, ein alter Freund von mir und
der Vorgesetzte von Thor Richter und allen anderen, mich eingeschlossen.
    »Hallo, Chief.« Ich stammelte ein paar Worte, begnügte mich aber weitgehend mit der Rolle des Zuhörers. Dass Brady mich zu Hause anrief, war kein gutes Zeichen.
    »Es geht doch nicht etwa um Bree, oder?« Ich spürte eine plötzliche Vorahnung.
    »Nein, nein. Bree geht es gut. Ehrlich gesagt, sie sitzt gerade hier im Büro neben mir. Ich gebe sie dir gleich noch«, sagte Brady und fuhr dann fort. »Alex, ich rufe dich an, weil Kyle Craig im Lauf des heutigen Tages aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Florence ausgebrochen ist. Sie wissen noch nicht ganz genau, wie er das geschafft hat, aber das kann nichts Gutes bedeuten. Nicht für dich und für keinen von uns. Er ist wieder auf freiem Fuß. Sie haben keine Ahnung, wo er sein könnte.«
    Ich zögerte keine Sekunde. »Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte ich. »Einen großen Gefallen.«

35
    Seit Kyle Craigs Inhaftierung im Hochsicherheitsgefängnis von Florence war ich schon etliche Male dagewesen. Während des Fluges schaute ich mir die Zeitungsausschnitte an, die ich im Lauf der Jahre über ihn gesammelt hatte, und machte mir ein paar Notizen. Noch während ich schrieb, fielen mir verschiedene Erlebnisse ein, die ich mit ihm hatte. Früher war Kyle einmal ein Freund, zumindest habe ich das gedacht. Er hat im Lauf der Jahre eine Menge Menschen getäuscht und ich hatte schon immer eine besondere Schwäche für Leute, die den Eindruck erwecken, als würden sie ein gutes Leben führen.
    Ich notierte mir Folgendes:
     
    Will von anderen als überlegen anerkannt werden; hält sich selbst für den Allergrößten; ist extrem narzisstisch.
    Ausbeuterisches Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen; komplexer Denker; völlig ohne Gewissen.
    Vordergründiger Charme, den er sehr bewusst und jederzeit einsetzen kann.
    Geschwisterrivalität (hat vermutlich einen seiner Brüder umgebracht).
    Schwere physische und emotionale Misshandlungen durch seinen Vater. Behauptet er jedenfalls.
    Jurastudium an der Duke University. Jahrgangsbester, ohne sich groß anzustrengen.
    IQ: zwischen 145 und 155.
    Vater: William Hyland Craig, ehemaliger General bei der Armee, Aufsichtsratsvorsitzender zweier Großunternehmen, verstorben.

    Mutter: Miriam, lebt immer noch in Charlotte.
    Ehemaliger Operativ-Direktor des FBI; ausgebildet an der FBI-Akademie in Quantico, wo er auch als Ausbilder tätig war.
    Außerordentlich ausgeprägtes Konkurrenzverhalten, vor allem mir gegenüber.
     
    Am Tag nach Kyles Flucht traf ich gegen Mittag in Florence, Colorado, ein. In dem Hochsicherheitsgefängnis schien sich nur sehr wenig verändert zu haben. Eine Stunde lang unterhielt ich mich mit zwei Wärtern, die Kyle Craig besonders gut kannten, anschließend mit dem Gefängnisdirektor Richard Krock. Er schien mehr als wir alle durch die Tatsache erschüttert, dass es Kyle beziehungsweise dass es überhaupt jemandem gelungen war, aus Florence auszubrechen. Das hatte bis jetzt noch nie jemand geschafft, noch nicht einmal ansatzweise.
    »Wie Sie mittlerweile wissen«, sagte Krock, »hat der Rechtsanwalt sich eine Gesichtsmaske übergezogen, ist in Craigs Zelle zurückgekehrt und hat sich erhängt. Was Sie nicht wissen, ist, dass wir etliche seiner ersten Besuche bei Craig gefilmt haben. Möchten Sie die Aufnahmen sehen?«
    Auf jeden Fall.

36
    Während der folgenden Stunden schaute ich mir die Videobänder mit etlichen der ersten Treffen zwischen Kyle und Mason Wainwright an. Der Rechtsanwalt hatte erst in der dritten Woche auf der Wahrung des Anwaltsgeheimnisses bestanden. Wieso denn das? Weil Kyle wollte, dass wir etwas Bestimmtes sehen? Oder weil der Rechtsanwalt das wollte?
    Aber was? Der erste Besuch war im Grunde genommen genauso abgelaufen wie die anderen auch.
    Wainwright betrat das Besprechungszimmer in einem sehr einprägsamen Aufzug, der bei Kyles Flucht zweifellos sehr hilfreich gewesen war: Cowboyhut und -stiefel, Wildlederjacke und eine Hornbrille, die im krassen Gegensatz zu all seinen sonstigen Kleidungsstücken stand.
    Sie begrüßten einander mit einer Umarmung. Dann sagte Kyle etwas, was nicht zu verstehen war.
    Anschließend folgten acht Fragen - immer die gleichen.
    So was wie ein Code? Oder spielte Kyle irgendwelche Spielchen? Oder war er schlicht und einfach verrückt - er und der Rechtsanwalt? Ich wusste es

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