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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Vorwurf, und mir war klar, dass er glaubwürdig klang, zumindest in den Ohren der Presse. Die meisten Journalisten wussten, dass wir nach einer Nadel im Heuhaufen suchten, dass es praktisch unmöglich war, dem Täter auf die Spur zu kommen, aber sie würden das in ihren Berichten nicht erwähnen. Sie wollten, scheinheilig und dumm wie sie waren, lieber weiterhin die Menschen zum Narren halten.

57
    Kyle Craig war wieder unterwegs und sauste voller Euphorie durch Raum und Zeit und Fantasie. Für eine Weile ließ er auf seiner Fahrt nach Osten die ewig gleichen Farmen und Felder an sich vorbeirauschen, um sein überhitztes Gehirn etwas abzukühlen. Dann, endlich, gelangte er nach Iowa City, einem, wie er wusste, von sanft geschwungenen Hügeln und Wäldern umgebenen, pittoresken und allseits beliebten College-Städtchen. Genau das Richtige für den nächsten Schritt seines Plans oder, wie er es nannte, seines »Resozialisierungsprogramms«.
    Nach einer halben Stunde hatte er das Bibliotheksgebäude der University of Iowa am Ostufer des Iowa River in der Madison Street gefunden. Er musste einen seiner Ausweise vorzeigen und sich dann einen Computer suchen, den er eine Zeitlang benutzen konnte. Ein hübscher, ruhiger Leseraum wäre genau das Richtige.
    Im Augenblick kannte Kyle zwei Möglichkeiten, um eine Botschaft an DCPK loszuwerden. Die kompliziertere Methode bestand in der Anwendung eines steganographischen Verfahrens, mit dessen Hilfe sich in einer Bild- oder Audiodatei eine Botschaft verstecken ließ. Aber eigentlich glaubte er nicht, dass er im Augenblick einen solchen Aufwand treiben musste. Niemand schien etwas von seiner Verbindung zu dem Killer in Washington zu ahnen. Oder, wie er bereits wusste, zu den Killern .
    Also entschied er sich für eine schnellere, weniger aufwändige Methode. Mason Wainwright, sein ehemaliger Rechtsanwalt und treuer Fan, hatte ihm verraten, wie und wo er DCPK ausfindig machen konnte. Er gab www.myspace.com ein und
klickte auf einen Namen in der Rubrik »Cool New People«. So einfach war das.
    Dann verfasste er eine Nachricht an DCPK und bemühte sich, genau den richtigen Ton zu treffen.
     
    Es ist gut, wieder in Freiheit zu sein, eine Freiheit, die nur du und ich verstehen können. Jetzt bieten sich unendlich viele Möglichkeiten, meinst du nicht auch? Ich bewundere dich für deine Kunst und deinen wunderbar komplexen Verstand. Ich habe jede Aktion aufmerksam verfolgt - das heißt, so aufmerksam, wie es mir im Rahmen der Gegebenheiten möglich war. Jetzt, wo ich wieder unterwegs sein kann, würde ich dich gerne persönlich kennen lernen. Wenn dieser Wunsch auch deiner ist, dann schick mir eine Nachricht. Ich glaube, gemeinsam könnten wir noch viel größere Dinge bewirken.
     
    Was Kyle Craig für sich behielt, das waren seine wahren Gefühle gegenüber DCPK. Was er dem Killer eigentlich sagen wollte, war: Amateur .
    Oder vielleicht Imitator , freundlich ausgedrückt.

58
    Wer noch nie eine gewisse Zeit in einem Hochsicherheitsgefängnis zugebracht hatte, konnte auch nicht verstehen, wie er sich jetzt fühlte. An diesem Abend in Iowa - er trug wieder eine seiner Gesichtsprothesen - ging Kyle Craig kreuz und quer durch die Stadt, sog alles, was es zu sehen gab, in sich auf, genoss sein pures Dasein.
    Er schaute sich das zu beiden Seiten des Flusses gelegene Collegegelände an. Es war sehr hübsch in den Innenstadtbereich integriert, jede Menge origineller Kleider-, Schmuck- und Buchläden sowie unglaublich viele Lokale, wo man essen und trinken konnte. Dann stieß er zufällig auf etwas Interessantes, den Iowa Avenue Literary Walk. Hier waren Bronzeplatten in den Fußweg eingelassen, auf denen Zitate berühmter Schriftsteller zu lesen waren, die »eine Verbindung zu Iowa« besaßen - Tennessee Williams und Kurt Vonnegut waren dabei und sogar Flannery O’Connor, eine seiner Lieblingsautorinnen, weil sie so herrlich verdreht im Kopf war.
    Kurz nach neun betrat er eine Kneipe namens »The Sanctuary«. Sie machte den Eindruck, als wäre man hier auch als Mensch reiferen Alters willkommen und nicht nur als Student, sodass er vielleicht nicht allzu sehr auffiel. Dort gab es Unmengen von getäfelten Wänden und Sitznischen, die wie alte Kirchenbänke wirkten. Und, ja, tatsächlich, auch ein älteres Publikum.
    »Bitte, Sir. Was kann ich Ihnen bringen?«, fragte eine Stimme, kaum, dass er sich an die Bar gesetzt hatte.
    Der Barkeeper sah so aus, als ob er hier studiert und dann

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