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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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beschlossen hatte, in der Stadt zu bleiben, was allem Anschein
nach nicht die schlechteste Entscheidung war. Weißblonde, kurz geschorene Haare mit einer zeitgemäßen Strähne über der Stirn. Wahrscheinlich Mitte zwanzig. Erschütternd dämlich, seinem Blick und dem breiten, freundlichen Lächeln nach zu urteilen.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Kumpel?«, sagte Craig. Nur eine herzliche Begrüßungsformel. Er erkundigte sich nach den Weinen und bestellte dann einen Brunello di Montalcino, der besser zu sein schien als die anderen Roten, die hier serviert wurden.
    »Der Brunello ist aber nur flaschenweise erhältlich. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das schon erwähnt habe, Sir.«
    »Das ist kein Problem. Ich bin nicht mit dem Auto da«, sagte Kyle Craig und ließ ein fröhliches Glucksen hören. »Ich nehme eine Flasche. Machen Sie sie bitte auf und lassen Sie den Wein ein bisschen atmen. Als Vorspeise nehme ich den Toast mit Briekäse und Apfelscheiben. Könnte ich bitte einen frisch geschnittenen Apfel haben?«
    »Ich könnte Ihnen bei dem Brunello behilflich sein. Falls Sie Hilfe brauchen?«
    Eine Stimme - weiblich - drang von rechts an Kyles Ohr. Er wandte sich zu ihr und sah wenige Barhocker entfernt eine Frau. Sie war allein. Lächelte ihn freundlich an. Polizei?, fragte er sich. Nein . Es sei denn, sie ist sehr gut in ihrem Job.
    »Ich bin Camille Pogue«, sagte sie und zeigte ihm ein Lächeln, das ihm gleichzeitig schüchtern und ein wenig durchtrieben vorkam. Dunkle Haare, zierlich, vermutlich kaum größer als eins fünfzig. Mitte bis Ende dreißig, schätzungsweise. Offensichtlich einsam, obwohl das eigentlich nicht zu erklären war, so wie sie aussah. Das weckte sein Interesse. Er fühlte sich von Menschen, die nicht sofort zu durchschauen waren, angezogen. Zumindest so lange, bis er sie durchschaut hatte.

    »Ich glaube, ich würde mich über Ihre Gesellschaft freuen«, sagte Kyle und erwiderte ihr Lächeln. Nicht zu forsch auftreten. »Ich bin Alex … Cross. Nett, Sie kennen zu lernen.«
    »Hallo, Alex.«
    Kyle rutschte ein paar Barhocker weiter und setzte sich neben Camille, sie unterhielten sich leicht und locker, vielleicht eine halbe Stunde lang. Es stellte sich heraus, dass sie ziemlich intelligent war und auf den ersten Blick keine gravierenden Neurosen erkennen ließ. Sie unterrichtete Kunstgeschichte am College und hatte sich auf die italienische Renaissance spezialisiert. Sie hatte schon in Rom, Florenz und Venedig gelebt und war jetzt in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, wusste aber nicht, ob sie hierbleiben wollte, also in Amerika, nicht nur in Iowa City.
    »Weil Amerika nicht mehr so ist, wie in Ihrer Erinnerung, oder weil es noch genauso ist?«, wollte Kyle wissen.
    Sie lachte. »Ich glaube, ein bisschen von beidem, Alex. Die politische Naivität und die Gleichgültigkeit in den Staaten machen mich manchmal fast wahnsinnig. Aber was mich am meisten stört, ist diese Angepasstheit. Sie breitet sich anscheinend aus wie ein Krebsgeschwür, besonders in den Medien. Anscheinend traut sich niemand mehr, eine eigene Meinung zu haben.«
    Kyle nickte. »Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich jetzt ebenfalls der Angepasstheit bezichtigen, Camille, aber ich bin vollkommen Ihrer Meinung.«
    Sie beugte sich zu ihm, aber nicht so, dass es irgendwie abstoßend oder bedrohlich gewirkt hätte. »Heißt das, Sie sind anders, Alex?«, sagte sie.
    »Ich glaube schon. Nein, ich bin mir sogar sicher. Auf positive Weise, natürlich.«
    »Natürlich.«

    Nachdem sie den Brunello geleert hatten, spazierten sie über den Marktplatz. Anschließend nahm sie ihn mit zu sich nach Hause. Sie wohnte in einem hübschen, grauweißen Haus im Kolonialstil in einer Nebenstraße der Clinton Street, aus dessen Blumenkästen eine üppige Blütenpracht quoll. Die Dozentin hatte das gesamte Erdgeschoss gemietet und mit europäischen Möbeln und Kunstwerken eingerichtet. Das Ganze machte einen recht geräumigen, offenen und freundlichen Eindruck. Noch eine Seite an ihr, und dazu noch eine schöne. Anheimelnd? Schlicht?
    »Hast du schon was gegessen, Alex? Abgesehen von dem Apfel und dem Käse? Dem frisch geschnittenen Apfel?«, fragte sie und lehnte sich ein wenig gegen ihn. In ihrer Wohnung war sie eine Spur direkter geworden. Sie besaß weiche Brüste, aber alles andere an ihr machte einen festen Eindruck. Sehr hübsch, sehr begehrenswert, und mit einem Mal wusste Kyle ganz genau, wie er sie haben wollte. Um

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