Dead - Ein Alex-Cross-Roman
dieser Meinung. Das erkannte ich sofort.
Als dann die Fragen gestellt wurden, stellte ich mich etwas abseits, sodass Bree mich aus dem Augenwinkel gerade noch erkennen konnte.
Die ersten Beiträge waren sanfte Vorlagen, mit denen sie problemlos fertig wurde. Mühelos und souverän.
Das erste etwas härtere Kaliber stammte von Tim Pullman von Channel Four. »Detective, können Sie die Existenz eines Nachahmers bereits bestätigen? Oder ist das nur Spekulation?«
Hatte er bei ihren einleitenden Bemerkungen eigentlich überhaupt zugehört? Doch Bree erzählte ihm geduldig das Gleiche noch mal.
»Alle Indizien deuten auf einen Nachahmer hin, Tim, aber im Augenblick können wir nichts ausschließen und nichts definitiv bestätigen, da die Ermittlungen bezüglich der Botschaft im Internet noch andauern. Wir sind an der Sache dran. Das FBI wurde ebenfalls eingeschaltet. Bei uns gibt es niemanden, der keine Überstunden macht, das können Sie mir glauben.«
»Mit Botschaft im Internet , meinen Sie da den Eintrag auf SerialTimes?«, erklang da ein Ruf aus dem hinteren Teil des Saals.
»Ganz genau, Carl. Wie ich bereits vor einer Minute gesagt habe. Haben Sie denn gar nicht zugehört?«
Der Journalist machte weiter, unbeeindruckt von Brees leisem Tadel. Es handelte sich um einen kleinen, rothaarigen Mann, den ich auf irgendeinem Kabelsender schon einmal gesehen hatte. »Detective, können Sie mir erklären, wieso diese Webseite immer noch online ist, trotz der heftigen Proteste der Angehörigen der Mordopfer? Können Sie dazu etwas sagen?«
Wir hatten keine Informationen zum Thema Angehörige bekommen. Ich blickte Bree aufmerksam an. Wenn sie wollte, dass ich mich einschaltete, wollte ich bereit sein. Es lag allein an ihr.
»Wir wollen jede Möglichkeit des Dialogs mit den Tatverdächtigen offenhalten. Um eine schnelle Aufklärung dieses Falles zu gewährleisten, würden wir jede Form der direkten Kommunikation begrüßen, deshalb haben wir beschlossen, sämtliche bestehenden Kommunikationswege offenzuhalten, einschließlich dieser Webseite.«
»Warum denn bloß, zum Teufel? Warum schalten Sie die nicht ab?« Die wütende Stimme kam aus dem hinteren Teil des Saals. Köpfe und Kameras wirbelten herum. Dort erblickte ich einen Mann, Alberto Ramirez. Ach du Schreck! Seine Tochter Lydia war das weibliche Opfer auf der Autobahnüberführung gewesen.
56
Die Stimme des trauernden Vaters klang gepresst, zitterte aber nicht. »Wie wär’s denn, wenn Sie sich mal überlegen, was das Beste für meine Tochter Lydia ist? Und für ihre arme Mutter? Und ihre drei Schwestern? Warum müssen wir so einen Dreck erdulden, nach allem, was wir sowieso schon durchmachen müssen? Was denken Sie sich eigentlich dabei?«
Keiner der Journalisten hatte eine Frage, solange der Vater im Scheinwerferlicht stand. Für sie war das genauso gut, wie es für das Metropolitan Police Department schlecht war.
»Mr Ramirez«, sagte Bree. Gut, dass sie den Vater der Ermordeten erkannt und ihn beim Namen genannt hatte. »Wir alle teilen Ihren großen Schmerz angesichts des schrecklichen Verlustes, den Sie erlitten haben. Ich würde diese ganze Angelegenheit gerne unmittelbar im Anschluss an diese Pressekonferenz mit Ihnen persönlich besprechen …«
In diesem Augenblick brach eine unsichtbare Barriere, und Bree wurde von allen Seiten mit einem Trommelfeuer aus Fragen bedacht.
»Hat das Metropolitan Police Department es sich eigentlich zum Prinzip gemacht, Hinweise aus der Bevölkerung zu ignorieren?«, wollte irgendein besonders Naseweiser von der Post wissen.
»Wie wollen Sie eigentlich verhindern, dass noch mehr Nachahmer aus ihren Löchern gekrochen kommen?«
»Ist in Washington im Augenblick überhaupt jemand sicher? Und wenn nicht, warum nicht?«
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich wusste, was wir als Nächstes tun mussten. Ich beugte mich zu Bree und deutete
gut sichtbar auf meine Armbanduhr. »Die Zeit ist um«, flüsterte ich ihr zu. »Die Fütterung ist beendet.«
Sie nickte zustimmend und hob die Hände, um sich Gehör zu verschaffen. »Meine Damen und Herren, mehr Fragen können wir im Augenblick nicht beantworten. Wir werden Sie auch weiterhin so gut und so oft wie möglich auf dem Laufenden halten. Vielen Dank für Ihre Geduld.«
»Meine Tochter ist tot!«, schrie Alberto Ramirez nach vorne. »Mein kleines Mädchen ist ermordet worden, und Sie haben nichts dagegen unternommen! Meine Lydia ist tot!«
Das war ein furchtbarer
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