Dead - Ein Alex-Cross-Roman
seltsame Art und Weise in den Fall verstrickt war, und DCPK hatte uns vielleicht unter Beobachtung. Womöglich sogar jetzt, an diesem Abend?
Ein paar Puzzleteile passten zusammen. Tess Olsen hatte an einem Buch über Craig mit dem Titel Das Superhirn gearbeitet. Steckte Kyle zum Teil hinter alledem? Oder ganz? Es passte in sein Muster. Er hatte früher schon andere Killer kontaktiert und sie benutzt. Wenn er der Kopf hinter all dem war, welche Rolle spielten dann DCPK und der Rechtsanwalt Wainwright? Und waren noch andere an diesem Spiel beteiligt?
Bree brachte die erste Runde an den Tisch. »Die geht auf mich, Leute. Danke für alles bisher. Ich bin euch was schuldig. Vor allem dir «, sagte sie und küsste mich auf die Schläfe. Ich habe keine Ahnung, wieso, aber nur dieser Kuss machte mich unheimlich scharf. Ich wünschte, wir wären zu zweit gewesen. Bei ihr zu Hause, in meinem Auto, irgendwo … mir wäre alles recht gewesen.
Sie setzte sich neben mich und hob ihr Glas in die Höhe. »Auf ein paar echt beschissene Tage. Eigentlich wollte ich ja nach der Arbeit nach Hause gehen, aber mir war klar, dass Mr Ramirez mich bis in meine Träume verfolgen würde. Und seine tote Tochter auch, genau wie ihre drei Schwestern. Und Mrs Olsen.«
»Da draußen läuft also irgendwo ein Irrer rum. Vielleicht sogar ein paar von der Sorte. Das kommt vor«, sagte Sampson. »Ist nicht deine Schuld, Bree. Ich habe zwar Mitleid mit Ramirez, aber mit dem, was er gesagt hat, ist er übers Ziel hinausgeschossen.«
»Hört mal«, meinte Kitz, »ich habe da eine Idee. Klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber das heißt wahrscheinlich, dass sie gut ist, oder? Habt ihr schon mal von der ›Tour der Verstörten‹ gehört?«
Ich stellte mein Bierglas ab. »Das ist mir ein paar Mal im Internet begegnet. Was ist denn damit? Wo wir’s gerade mit Irren haben...«
»Das ist einer dieser Wanderzirkusse, bei denen sich alles um das Thema Serienkiller dreht. Aber das Entscheidende ist, dass diese Tour in ein paar Tagen in Baltimore gastiert.«
»Zirkus?«, warf Sampson ein. »Mit Manege und so?«
»Eher so was wie eine Versammlung«, erläuterte Kitz. »Sie nennen es ›Zusammenkunft für Menschen mit Interesse an forensischer Psychologie‹.«
»Also für Typen, die auf Serienkiller abfahren. Und, lass mich raten: auch für Comic-Freaks?«, sagte Sampson.
Kitz nickte lächelnd und nippte an seinem Bier. »Ganz genau. Das ist die ungefähre Richtung.« Dann fuhr er fort. »Wir müssten uns schon ein bisschen Mühe geben, aber ich glaube kaum, dass sie was gegen einen Grundsatzvortrag über eine noch ungeklärte Mordserie einzuwenden hätten, schon gar
nicht diese hier. Dr. Alex Cross könnte wahrscheinlich sogar die Hauptattraktion werden, wenn er wollte. Zumindest aber hätten wir einen ganzen Saal voll erstklassiger Anschauungsobjekte. Alleine dadurch würden wir eine sehr viel breitere Ermittlungsbasis gewinnen, könnten uns vielleicht sogar ein paar neue Zugänge eröffnen.«
Bree fing an zu lachen. »Du bist wirklich verrückt, Kitz. Könnte aber trotzdem nicht schaden. Falls wir Glück haben, also wirklich richtig Glück, dann geht uns sogar DCPK höchstpersönlich ins Netz. Immerhin hat er doch gesagt, dass er uns gerne im Visier hat.«
Kitz nickte, dann grinste er verschlagen. »Wer, zum Teufel, kann schon sagen, wie der tickt? So eine Veranstaltung könnte doch für jemanden wie ihn eine unwiderstehliche Verlockung sein. Oder für seinen Nachahmer. Was meint ihr?«
Wir blickten einander an und suchten nach guten Gründen, wieso wir Kitz’ Idee nicht weiterverfolgen sollten.
»Das ist mehr als bloß so eine Cyberspace-Geschichte, stimmt’s?«, sagte Bree schließlich. »Woher weißt du denn das alles?«
»Ach, na ja. Man hört so dies und das.« Kitz’ Stimme klang beinahe übermütig.
Da fing Sampsons Gesicht an zu leuchten. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, zeigte auf Kitzmiller und sagte: »Du gehst selber zu diesen Freak-Veranstaltungen, stimmt’s? In deiner Freizeit .«
»Nein, nein.« Kitz griff nach seinem Glas und fügte leise hinzu: »Nicht mehr.«
Wir anderen drei fingen an zu lachen, und das war gut so, wirklich gut, eine notwendige Befreiung.
Bree beugte sich zu ihm und schnurrte: »Ohhh, Kitzy, du bist ein richtiger kleiner Sonderling, nicht wahr?«
»Er räumt auch sein Zimmer immer so hübsch auf«, sagte ich.
»Und was ist dann mit euch?«, fragte Kitz zurück. »Hat euch in
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