Dead - Ein Alex-Cross-Roman
an nur um ihn. Weder um Rache noch um seinen Bruder - nur um sein eigenes, gigantisches Ego .«
Lisa Johnson, eine unserer Stellvertreterinnen, hob den Blick von ihrem Notizblock. »Woher kann Bell denn gewusst haben, dass Sie an diesem Fall beteiligt sind? Als er damit angefangen hat, waren Sie doch noch gar nicht wieder dabei. Das ist doch richtig, oder?«
Jetzt übernahm Bree die Antwort. »Lisa, auch wenn Alex zu Anfang nicht an den Ermittlungen beteiligt war, dann wäre das spätestens durch die Verbindung zu Michael Bell geschehen. Und vergessen Sie nicht: Er hat uns auf diese Verbindung regelrecht aufmerksam gemacht.«
»Dann glauben Sie also, dass er dieses Handy absichtlich benutzt hat?«, hakte Johnson nach. »Habe ich das richtig verstanden?«
»Absolut. Ich glaube, dass alles, was er tut, einen ganz bestimmten Grund hat«, sagte ich. »Wenn wir an irgendeinem Punkt irgendetwas übersehen oder nicht kapiert hätten, er hätte uns mit Sicherheit einen weiteren Hinweis zukommen lassen. Je mehr solche Dinge er aushecken kann, desto besser kann er sein Bedürfnis letztendlich befriedigen.«
»Meinen Sie damit sein Bedürfnis, Menschen zu ermorden und damit davonzukommen?«, wollte jemand aus einer der hinteren Reihen wissen.
»Eigentlich wollte ich sagen, sein Bedürfnis, uns um jeden Preis zu verschaukeln , uns vorzuführen. Genau das hat er nämlich bisher gemacht.«
102
Spät in dieser Nacht erhielt ich, wie zur Unterstreichung all des bisher Geschehenen, eine direkte Antwort von DCPK, die zu sagen schien: Ob du willst oder nicht, ich komme zu dir, springe dir mitten ins Gesicht!
Ich saß zu Hause und war mit Online-Recherchen beschäftigt. Durch die Verbindung von Michael und Tyler Bell war ich besonders an bereits bekannten Geschwisterkonstellationen im Zusammenhang mit Mordserien interessiert. So erfuhr ich von Danny und Larry Ranes, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts jeweils für eine Mordserie verantwortlich gewesen waren. Dann gab es da den Fall der Spahalski-Brüder, eineiigen Zwillingen aus Rochester. Einer der Zwillinge hatte zwei Morde gestanden und war in mindestens zwei weiteren Fällen tatverdächtig, während sein Bruder bereits für einen einzigen, sehr viel früher geschehenen Mord einsaß.
Abgesehen von der Blutsverwandtschaft boten diese Fälle jedoch keine zusätzliche Verbindung, keinen Anhaltspunkt für die Rolle, die ich für die Gebrüder Bell spielte. Wenn zwei oder mehr Familienmitglieder beteiligt waren, dann in der Regel, um gemeinsam irgendwelche Taten zu begehen.
Dann war da das immer noch ungelöste Rätsel um die Frau in Baltimore. Wer, zum Teufel, war sie? Und was ist nach der Verfolgungsjagd aus ihr geworden? Hatte DCPK wirklich eine Komplizin? Und in Kyle Craig womöglich einen Mentor?
Ich loggte mich auf meinem Dienstserver ein, um eine E-Mail mit meinen neuesten Erkenntnissen zu verschicken.
Beim Öffnen des E-Mail-Programms wartete eine neue Nachricht auf mich. Keine erfreuliche.
Was ich will, Detective Cross? Das ist alles? Ehrlich gesagt, es erstaunt mich, dass Sie überhaupt fragen müssen. Lassen Sie es mich in aller Deutlichkeit erklären.
ICH WILL, dass Sie für das bezahlen, was Sie meinem Bruder angetan haben. Das klingt doch vernünftig, finden Sie nicht?
ICH WILL Sie darüber nachdenken lassen, dass Sie nie versucht haben, ihn wirklich zu verstehen, bevor Sie ihn getötet haben. So, wie Sie mich nicht verstehen und niemals verstehen werden.
ICH WILL Ihnen deutlich machen, dass Sie bei diesem Spiel nicht annähernd so gut sind, wie Sie glauben. Das gilt für alle Kriminalpsychologen gleichermaßen, genau wie für die Profiler, diese unglaublichen Scharlatane. Aber das ist wahrscheinlich selbst Ihnen klar.
Und ICH WILL, dass Ihnen eines vollkommen klar ist: Hier stellt nur einer die Bedingungen, und das bin ich.
So wird es enden. Wie ich will und wann ich will.
Noch Fragen?
T.B. … or not T.B.?
Als Erstes leitete ich die Nachricht mit der Bitte um eine schnelle Rückmeldung an Anjali Patel weiter. Sie sagte, das sei kein Problem, trotz der Uhrzeit. Sie machte mittlerweile gar nichts anderes mehr, sondern war ausschließlich mit DCPK beschäftigt.
Dann rief ich Bree an und las ihr den Text zweimal vor.
»Und, kaufst du ihm das ab?«, wollte sie anschließend wissen. »Dieses Rache-Ding?«
»Nein, eigentlich nicht. Du?«
»Warum sollten wir? Er hat uns ja bisher auch immer nur belogen. Was sagst du zu der
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