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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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selbst zu übertrumpfen - zu wachsen, sich weiterzuentwickeln, in seinem Bereich absolute Größe zu erlangen, seinen Traum zu leben.
    Plötzlich fiel ihm noch etwas ein, eine sehr schmerzhafte Erinnerung von seiner Festnahme. Alex Cross hatte ihm die beiden Vorderzähne ausgeschlagen! Dieses Bild hatte er bei seiner Verhaftung abgegeben. Dieses Foto war in Zeitungen und Zeitschriften überall auf der Welt abgedruckt, auf jedem Fernsehsender gezeigt worden.
    Das Superhirn! Zahnlos.
    Wie irgend so ein dahergelaufener Trottel.
    Wie ein Penner, ein heruntergekommener Tippelbruder.
    Und diese Frau! Auch sie hatte sich in der Öffentlichkeit über ihn lustig gemacht. Hatte ihm ins Gesicht gesagt, dass er nie wieder die Sonne zu Gesicht bekommen würde. Hatte sich damit gebrüstet und vor Zeugen groß getan. Sie hatte sogar ein schwülstiges Buch geschrieben, das von der gleichermaßen geistlosen Washington Post als »Meilenstein der Strafjustiz« gefeiert worden war.

    Hier in diesem öden Backsteinbau in der Stadt Fairfax wohnte sie also, die Richterin Nina Wolff. Der Lohn der Scheinheiligkeit floss wohl nicht so üppig.
    Kyle ging auf das Haus zu und holte dabei einen kleinen Kanister hervor. Er fing an, ihn wütend zu schütteln. Er war wütend, und er hatte jedes gottverdammte Recht dazu. Die Richterin Nina Wolff hatte ihm vier Jahre seines Lebens gestohlen.
    Jetzt konnte es keinen Zweifel mehr geben - seine Zeit war gekommen.
    DCPK war nur noch von gestern.
    Ab.
    Jetzt.
    War er wieder am Zug.
    Er allein.
    Er zielte mit dem Kanister und hinterließ seine Botschaft.

105
    Monnie Donnelley, eine Analystin und gute Bekannte draußen in Quantico, rief mich an - vermutlich weil sie wusste, dass ich mit Nina Wolff gut befreundet war. Wir hatten während Kyle Craigs Prozess eng zusammengearbeitet. Dann war ich ihr beim Schreiben ihres Buches behilflich gewesen. Nina hatte drei Mädchen im Teenageralter, die sie abgöttisch liebte. Ihr Mann, George, war ein liebevoller Mensch und gleichzeitig sehr witzig, sodass er sein Geld als Stand-up-Comedian verdienen konnte. George war die perfekte Ergänzung für die stets nüchtern wirkende Richterin.
    Und jetzt das - diese Gräueltat, diese unfassbare Grausamkeit, in ihrem eigenen Haus. Natürlich wusste ich, wer Nina Wolffs Mörder sein musste, auch wenn ich mir fast wünschte, dass ich unrecht hatte. Sicherlich bestand eine ganz entfernte Möglichkeit, dass nicht Kyle Craig, sondern DCPK für diese Tat verantwortlich war, aber eigentlich war das kaum vorstellbar.
    Um zwei Uhr nachts kam ich in Fairfax an. Dutzende von Autos, Lieferwagen und Lastwagen standen schon da, die meisten mit rotierenden Blinklichtern. Das ganze Vorstadtviertel war auf den Beinen - in jedem Haus, an dem ich vorbeikam, waren fast sämtliche Fenster hell erleuchtet, wie ängstliche, wachsame Augen.
    Wie bedrückend - ausgerechnet in einem solchen Wohnviertel. Friedvoll und hübsch. Lauter Menschen, die einfach nur versuchten, ihr Leben in einer gewissen Harmonie und Würde zu leben. War das vielleicht zu viel verlangt? Anscheinend ja.
    Am Ende einer Sackgasse stieg ich aus dem R 350 und ging
los. Dann fing ich an zu laufen, wahrscheinlich, weil ich es brauchte . Am liebsten wäre ich sogar weggelaufen - das galt zumindest für den zurechnungsfähigeren Teil meines Verstandes -, aber stattdessen näherte ich mich immer mehr dem Haus der Wolffs, wie immer angezogen von Gefahr, Chaos, Tod und Katastrophe.
    Plötzlich blieb ich stehen. Ein kalter Schauer durchzuckte mich. Ich war noch nicht einmal beim Haus angelangt, und schon bot sich mir das erste schreckliche Bild. Direkt vor meinen Augen.
    Er hat gewusst, dass ich hierherkomme und es mit eigenen Augen sehen würde.
    Auf dem Dach des Autos der Familie Wolff, einem schwarzen Mercedes der S-Klasse, prangte ein leuchtend rotes X.
    Die Haustür war ebenfalls mit einem roten X bemalt, das von ganz oben bis fast hinunter zum Boden reichte.
    Allerdings wusste ich, dass es gar keine Xe waren. Es waren Kreuze! Sie waren ausschließlich für mich gedacht.
    Die Pressevertreter riefen ihre Fragen über die Polizeiabsperrung hinweg und machten außerdem zahllose Fotos vom Haus und dem Auto. Ich nahm das Ganze nur verschwommen wahr.
    »Das war DCPK, stimmt’s?«, hörte ich jemanden rufen. »Was hat er denn hier draußen in Virginia zu suchen? Will er seine Kreise erweitern?«
    Nein , dachte ich, behielt es aber für mich. Kyle Craig will seine Kreise nicht erweitern. Im

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