Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
geweiht.«

100
    Sobald man im Büro des Polizeichefs die Nachricht erhalten hatte, dass es einen möglichen Tatverdächtigen namens Tyler Bell gab, erhielten wir umgehend die Anweisung, mit dieser Information sofort »an die Öffentlichkeit« zu gehen. Leicht gesagt, aber sehr viel schwerer getan.
    Sicherlich mussten wir der Presse irgendetwas sagen. Falls demnächst der nächste Mord passierte und wir unser Wissen nicht mit den Medien geteilt hatten, dann war es vollkommen gleichgültig, aus welchem Grund wir den Medien nichts mitgeteilt hatten. Wir müssten einen Haufen Zeit in die Schadensbegrenzung investieren, und die Ermittlungen hätten schwer darunter zu leiden.
    Andererseits … unser Verdächtiger war eindeutig auch ein Teil der interessierten Öffentlichkeit. Wenn wir zu viel davon preisgaben, was wir wussten und was wir nicht wussten, dann wäre das ein irreparabler Fehler gewesen.
    Was sollten wir also tun?
    Unser Kompromiss bestand in einer schnellen und nicht angekündigten Pressekonferenz draußen auf der Eingangstreppe des Daly Building. Dazu hatte zwar niemand von uns Lust, aber eine andere Alternative, mit der der Chef einverstanden gewesen wäre, war nicht in Sicht. Er musste unbedingt einen »Fortschritt« vermelden, ganz egal, welche Folgen das für die laufenden Ermittlungen haben konnte.
    Um acht Uhr abends redeten Sampson und ich mit den Journalisten, aber nur so lange, wie wir brauchten, um Tyler Bell als Hauptverdächtigen zu benennen und zu sagen, dass wir dieses Mal keine Fragen beantworten konnten.

    Bree hielt sich von den Kameras fern. Das war ihre Entscheidung gewesen. Sie wollte den erst kürzlich erfolgten tätlichen Angriff nicht mehr zum Thema machen.
    Danach setzten wir drei uns zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Es war zwar kaum vorstellbar, dass dieser Fall sich immer noch weiter steigerte, doch genauso war es. DCPK schien es so zu wollen.
    Oder jemand anders.

101
    Was für ein Wirrwarr, und womöglich würde es bald noch schlimmer. Das erweiterte Team wartete ein Stockwerk weiter oben auf uns, zusammen mit praktisch sämtlichen Detectives aus dem Dezernat für Kapitalverbrechen und mindestens einem Vertreter aus jedem einzelnen Polizeibezirk in der gesamten Stadt.
    Während ich vorne stand und mich auf meine Ansprache und die folgenden Fragen vorbereitete, ließ irgendjemand einen Umschlag für Officer Pearsalls Angehörige herumgehen. Ich wartete ab, bis die traurige und deprimierende Sammlung beendet war, dann fing ich an.
    »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen. Ich weiß, dass Sie alle möglichst schnell wieder auf die Straße rauswollen. Mir geht es ganz genauso.« Ich streckte ein Foto von Bell in die Höhe. »Das ist Tyler Bell. Wir lassen Kopien von diesem Foto herumgehen. Es könnte durchaus sein, dass er DCPK ist.
    Nach den Elf-Uhr-Nachrichten wird das hier das bekannteste Bild in ganz Washington sein, wahrscheinlich sogar im ganzen Land. Das Problem ist nur, dass Bell heute mit Sicherheit völlig anders aussieht. Wir arbeiten gerade an einem Phantombild ohne diesen Wald aus Haaren. Das Einzige, was wir genau kennen, ist seine Größe. An die eins neunzig. Daran kann er nicht allzu viel ändern.«
    Einer der Beamten aus dem zweiten Bezirk hob die Hand. »Herr Dr. Cross, wenn Bell auf Rache für seinen Bruder aus ist, was glauben Sie, warum er Sie dann nicht direkt angegriffen hat?«
    Ich nickte. Das war eine gute Frage, und sie verlangte nach einer vernünftigen Antwort.

    »Zunächst einmal würde ich sagen, dass er tatsächlich mich direkt angegriffen hat, wenn auch anders, als Sie es gemeint haben. Je dichter er an diejenigen, die nach ihm suchen, herankommen kann, desto größer ist sein emotionaler Gewinn. Ich schätze, das ist noch eine Steigerung der Lust, die er empfindet, wenn er vor Publikum einen Mord begeht. Aber im Augenblick ist das nicht mehr als eine qualifizierte Vermutung. Wir können dazu noch nichts Sicheres sagen.
    Zweitens bin ich noch gar nicht überzeugt davon, dass es hier um Rache geht. Das muss sich erst noch zeigen. Wenn sich überhaupt etwas sagen lässt, dann vielleicht, dass er unter Umständen versucht, das zu schaffen, was seinem Bruder nicht gelungen ist, nämlich mich zu besiegen, und dass er seinen Bruder dazu benützt, uns in die Irre zu führen. Vielleicht sogar, um sich selbst einzureden, dass das Ganze hier einem höheren Zweck als nur seinem eigenen Ego dient. Aber in Wirklichkeit dreht sich das alles von Anfang

Weitere Kostenlose Bücher