Dead End: Thriller (German Edition)
– und einer möglichen Grippeattacke. Jetzt geht’s mir viel besser, ehrlich.«
Evi sah mich einen Moment lang unverwandt an, bevor sie aufstand und ihre Arzttasche aus dem Flur holte. »Wie wär’s, wenn wir ein paar Proben einschicken?«, schlug sie von der Tür aus vor. »Nur um sicherzugehen.«
Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, und begriff, dass es nichts schaden konnte. Ich würde es doch bestimmt wissen, wenn ich unter Drogen gesetzt worden wäre, aber wenn es Evi beruhigte …
»Also, um mal kurz bei Ihrer Theorie zu bleiben«, sagte ich. »Wie kann man anderen Menschen Drogen verabreichen, ohne dass sie es merken?« Ich sah zu, wie sie eine Spritze, eine Nadel, etliche Röhrchen und einen Urinbecher aus ihrer Tasche holte. Sie riss die Verpackung der eingeschweißten Nadel auf.
»Den linken Arm, Ärmel hochkrempeln«, wies sie mich an, während sie Spritze und Nadel zusammensteckte. »Na ja, da gibt es ein ganzes Sortiment von Sachen, die man anderen ins Glas tun kann«, fuhr sie fort, während ich tat wie geheißen. »So funktioniert das mit der Date-Rape-Droge. Studenten kennen sich da heutzutage ziemlich gut aus.«
»Aua«, leistete ich meinen hilfreichen Beitrag. Evi etikettierte mein Blut und stellte es auf dem Küchentisch zur Seite. »Das können wir gleich Montagfrüh wegschicken«, meinte sie.
Sie war noch nicht fertig mit mir. Als ich vom Klo zurückkam und ihr meine Urinprobe aushändigte, wühlte sie abermals in ihrer Tasche und leuchtete mir dann in die Augen, maß Puls und Blutdruck und lauschte mit einem Stethoskop auf meine Atmung.
»Sie werden’s überleben«, stellte sie schließlich fest.
»Hoffen wir, dass Jessica es überlebt«, gab ich zurück. Als sie nicht antwortete, bereute ich meine flapsige Bemerkung. Sie machte sich aufrichtig Sorgen um Jessica. Ich übrigens auch.
»Vielleicht sollten Sie ein paar Nächte woanders schlafen«, meinte sie. »Hier gibt es mehrere freie Schlafzimmer.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ohne Rücksprache mit meinem Vorgesetzten darf ich keine größeren Veränderungen vornehmen«, erklärte ich. »Und bis wir die Ergebnisse haben, wissen wir nichts Genaues. Keine Sorge, ich pass schon auf.«
Evi sah besorgt aus, doch sie widersprach nicht. »Der Gerichtsmediziner will das hier am Montag dem Chief Constable schicken«, sagte sie und nahm die Liste zur Hand, die Francis Warrener ihr gegeben hatte. »Was glauben Sie, wird der tun?«
»Bestimmt nichts Überstürztes«, antwortete ich. »Was Jessica nicht sehr helfen wird. Wahrscheinlich schickt er die Liste an die Kriminalabteilung und bittet die, sich die diversen Fälle noch mal anzusehen und sich dann bei ihm zu melden. Aber da die Mädchen alle tot sind, hat das wahrscheinlich keine besondere Priorität. Die werden sich in den nächsten paar Wochen darum kümmern.«
Die Uhr in Evis Flur schlug Viertel nach, und für heute schien es nicht mehr viel zu geben, was wir tun konnten. »Ich muss dringend los«, sagte ich, stand auf und nahm meine Tasche. »Ich rufe Sie morgen an.«
»Laura«, rief Evi mir nach, als ich schon die Hand an der Tür hatte und hinauswollte. »Haben Sie nicht was vergessen?«
Ich drehte mich um und sah, wie sie die improvisierte Hundeleine hochhielt. »Na ja, die Sache ist die«, sagte ich. »Noch hat sie niemand als vermisst gemeldet, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Ich hab mir gedacht, in der Zwischenzeit sollte sie vielleicht bei Ihnen bleiben.«
Evis Augenbrauen verschwanden in ihrem Haar. »Und wie kommen Sie darauf, dass das …?«
»Na, offensichtlich mag sie Sie doch«, meinte ich. »Und soweit ich sehe, beruht das auf Gegenseitigkeit.«
»Ich kann mir keinen Hund halten, Laura. Wie soll ich denn mit ihr Gassi gehen?«
»Ich komme morgen früh vorbei und erledige das«, versprach ich. »Versuchen Sie’s heute Nacht mit ihr. Ich weiß, sie ist ein totales Weichei, aber sie ist ziemlich groß, und wenn sie bellt, hört sie sich an wie ein Dobermann. Und für den Fall, dass Sie’s über der ganzen Aufregung in den letzten paar Stunden vergessen haben, Sie haben einen Stalker an der Backe. Wenn jemand hier eingestiegen ist, dann wird er sich das jetzt zweimal überlegen, wo Schnuffel bei Ihnen wohnt.«
»Und was soll ich ihr zu fressen geben?«
»Hundefutter«, antwortete ich. »Draußen vor der Haustür stehen vierundzwanzig Dosen. Hab ich vorhin gekauft. Ich bringe sie Ihnen schnell rein. Einen Korb braucht sie nicht. Sie schläft auf
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