Dead End: Thriller (German Edition)
sich sicher fühlt, hätte wahrscheinlich einen ganz guten Trip.«
»Was im Gegenschluss bedeutet, dass jemand, der depressiv ist oder Angst hat, der in einer Situation ist, wo er sich verwundbar fühlt und Angst hat, einen schlechten haben würde?«
»Jemand in so einer Lage sollte überhaupt keine Halluzinogene nehmen«, erwiderte Evi. »Die Folgen wären verheerend.«
»Okay«, meinte ich. »Sagen wir also der Vollständigkeit halber, jemand ist depressiv und verängstigt, wird dann sediert und missbraucht und kriegt obendrein noch ein starkes Halluzinogen verpasst. Wie würde sich das auswirken?«
Ich hatte Evi noch nie so blass gesehen. »Darüber darf man gar nicht nachdenken.«
Ich betrachtete die Liste mit den Drogen, die Evi aus dem Büro des Gerichtsmediziners mitgebracht hatte. Ein paar davon kannte ich nicht.
»Nehmen die Mädchen jetzt also diesen Scheiß mit Absicht, oder kriegen sie das Zeug ohne ihr Wissen verabreicht?«, fragte ich.
»Bryony hat ihrer Therapeutin gegenüber darauf bestanden, dass sie nichts nehmen würde«, sagte Evi. »Und sie muss auch Nick davon überzeugt haben, sonst hätte er ihr nie dieses Antidepressivum verschrieben.«
»Jessicas Freundinnen dachten, sie zieht sich irgendwas rein«, meinte ich. »Allerdings, so wie die ihr Verhalten beschreiben, würde ich nicht sagen, dass es typisch für eine Drogensüchtige wäre.«
»Ich glaube nicht, dass Jessica Drogen genommen hat«, entgegnete Evi. »Das hätte ich gemerkt. Sie hat keinerlei Anzeichen gezeigt, wenn sie zu mir gekommen ist.«
»Was sind denn die Anzeichen?«
»Erweiterte Pupillen, ungewöhnliche Blässe, beschleunigte Atmung, Schwitzen, Extremitätenzittern«, zählte Evi auf. »So ziemlich genau der Zustand, in dem Sie heute Morgen waren.«
Okay, das kam jetzt ein bisschen unerwartet.
»Und neulich auch«, fuhr sie fort, bevor ich überlegen konnte, was ich sagen sollte. »Als Sie in meinem Büro im College waren. Da ist mir aufgefallen, dass Sie gar nicht gut ausgesehen haben.«
»Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie Drogen genommen«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Ich schlage mich mit einer Erkältung herum, das ist alles.«
»Hatten Sie schlechte Träume?«, wollte Evi wissen.
Ich stand auf und ging zu dem Hund hinüber, der auf dem kleinen Teppich vor dem Herd fest eingeschlafen war. Seine Beine ragten in alle vier Himmelsrichtungen, so dass alle Welt seinen Bauch sehen konnte.
»Dieser Hund ist eine Hündin«, stellte ich fest.
»Aber eine ziemlich süße«, bemerkte Evi.
»Ich habe den ganzen Tag dauernd Er gesagt.« Ich drehte mich wieder um und sah Evi an. »Wussten Sie das?«
»Natürlich«, antwortete sie. »Ich habe einfach angenommen, dass Biologie nicht Ihre starke Seite ist. Und eine fehlerhafte Geschlechtsbestimmung bei einem Hund ist das kleinste unserer Probleme. Also, möchten Sie mir von Ihren Träumen erzählen?«
Evi dachte … Ich schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht möglich.«
Sie rührte sich nicht, sagte nichts.
»Ich habe geträumt, jemand versucht, in mein Zimmer einzubrechen«, gestand ich. »Und ich hab ihn kommen gehört und konnte mich nicht bewegen. Es war echt gruselig. Als ich aufgewacht bin, war ich im Wohnzimmer und hatte den Hund im Arm. Tür abgeschlossen, Fenster zu, kein Anzeichen für einen Einbruch und ein paar stocksaure Mädels draußen auf dem Flur.«
»Als Sie gestern von der Party weg sind, wo sind Sie da hingegangen?«
»Ich bin zu so einem Burger-Schuppen gefahren, um dem Schnüffelhund etwas zu fressen zu besorgen, und dann bin ich ins College zurück«, berichtete ich. »Meine Mitbewohnerin war nicht da. Ich hab mir eine Tasse Tee gemacht, hab ein bisschen gearbeitet und bin ins Bett gegangen.«
»Es muss auf der Party gewesen sein«, überlegte Evi. »Was mir zugegebenermaßen unwahrscheinlich vorkommt.«
»Stimmt«, pflichtete ich ihr bei. »Wirkt dieses Zeug nicht ziemlich schnell?«
Evi zuckte die Achseln. »Manche Drogen ja, manche nein.« Das war wenig hilfreich.
»Als ich nach Hause gefahren bin, war alles okay. Ich hab noch etwa eine Stunde gearbeitet, als ich im Wohnheim war. Als ich ins Bett gegangen bin, hab ich mich völlig normal gefühlt.«
»Sie haben Tee gekocht?«
»Halluzinogene Drogen aus dem Teebeutel?«, fragte ich. »Nein, wirklich, meine Albträume und mein Zustand heute Morgen, das kommt von einer Kombination aus Stress, Müdigkeit, einem etwas beklemmenden spätabendlichen Gespräch – mit Ihnen
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