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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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achtzig, schätzte ich, die ideale Größe für einen Mann.
    »Hi«, sagte er.
    »Meine Fresse«, entfuhr es Tox hinter mir.
    »Das ist Talaith«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. »Aber solange Sie keine geistlichen Weihen empfangen haben, müssen Sie sie Tox nennen.«
    »Sie können mich nennen, wie Sie wollen«, verkündete Tox, als ich zurücktrat, um Nick hereinzulassen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie aufgehört hatte zu humpeln und durchs Zimmer schnürte wie eine Katze, die Ballettunterricht gibt. Sie streckte ihm die Hand hin, als sei sie die Queen Mum.
    »Nick Bell«, sagte er. Gleich darauf schaute er nach unten. Sie hielt noch immer seine Hand.
    »Na, wollen Sie sich’s noch mal überlegen?«, fragte sie, blickte von ihm zu mir und schaute dann an sich herunter. »Hier im Cripps Building lassen wir den Leuten nämlich gern die Wahl.«
    »Das könnte dir so passen, du Flittchen«, entgegnete ich. »Und lass seine Hand los. Du machst ihm ja Angst.«
    Tox trat näher an Nick heran, hielt seine Hand immer noch fest. »Sie hat Sie einen miefigen alten Fellow genannt«, meinte sie. »Sie ist nicht nett.«
    »Sie sind echt zum Schreien«, bemerkte er, und sein Lächeln erstarrte einen Moment.
    »Der Schrei würde einem das Blut gefrieren lassen«, sagte ich und funkelte sie böse an. »Wir sollten lieber gehen. Das wird nur immer schlimmer mit ihr.«
    Ich drehte mich gerade nach meinem Mantel um, als Tox endlich Nicks Hand losließ. »Ohrringe!«, quietschte sie.
    Sie nahm mir die Dinger ab und rammte sie mir durch die Ohren. Gott sei Dank hatte ich Ohrlöcher, darauf hatte sie nämlich nicht geachtet.
    »Die sieht man ja überhaupt nicht«, jammerte sie und rannte wieder in ihr Zimmer. Ich sah Nick an. Er zuckte die Achseln. Tox kam zurück und fing an, in meinen Haaren herumzufuhrwerken. Fünf Sekunden später schubste sie mich vor den Spiegel.
    »So«, verkündete sie. »Rock-Chick trifft auf Dorflehrerin und …«
    »… auf durchgeknallten Geflügelzüchter«, vollendete ich den Satz für sie. Blassblaue Federn baumelten von meinen Ohren herab. Die Hälfte meines Haares war zusammengedreht und mit Kämmen mit noch mehr blassblauen Federn dran hochgesteckt worden. »Danke«, sagte ich. »Ich bin dir was schuldig.«
    Tox winkte ab und gurrte wie eine waschechte Mutter, die ihre Kleine zu ihrem ersten Date schickt; sie wünschte uns einen wunderschönen Abend und bestand darauf, dass Nick mich ja nicht zu spät nach Hause bringen sollte.
    »Ich nehme die Dinger gleich wieder ab«, sagte ich, als wir die Treppe hinuntergingen. Mir war geradezu schmerzhaft bewusst, dass Stücke eines toten Vogels in alle Richtungen von meinem Kopf abstanden.
    »Irgendwie gefällt’s mir ja«, meinte er. »Damit sehen Sie nicht so ernst aus.«
    »Kennen Sie den Laden?«, erkundigte er sich, als die Kellnerin uns in einem Restaurant namens Galleria zu einem Tisch führte. Wir waren zehn Minuten durch das immer dichtere Schneetreiben zur Bridge Street gegangen, zu einem Ziegelgebäude, das fast schon auf der Brücke stand. Draußen vor den Fenstern schimmerte der Fluss wie Öl zwischen seinen schneebedeckten Ufern.
    Ich war noch nicht einmal eine Woche in Cambridge. Für nobles Essengehen war keine Zeit gewesen. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, sieht aber ganz toll aus«, antwortete ich und fand, dass das eine angemessene Laura-Bemerkung war.
    Das Restaurant war groß und hell, die Tischdecken weiß; Besteck und Gläser waren sehr schlicht. Gäste, die in den letzten paar Minuten eingetroffen waren, hatten feuchte Schmelzwasserspuren auf dem Holzboden hinterlassen.
    Nick legte die Weinliste hin. »Also, was ist aus dem Hund geworden?«, fragte er.
    »Der ist bei einer Freundin, bis sein Besitzer ausfindig gemacht werden kann«, sagte ich. »Wobei mir einfällt, ich hab gestern auf Ihrem Grundstück ein total komisches Geräusch gehört. Kurz bevor Schnuffel aufgetaucht ist.«
    »Was denn für ein Geräusch?«, wollte er wissen. »Und … Schnuffel?«
    »Sie schnuffelt eben viel«, erwiderte ich. »Es war ein sehr unheimliches Geräusch«, fuhr ich dann fort und dachte daran, wie erschrocken ich gewesen war. »Ein bisschen wie ein Schrei und ein bisschen so, als ob irgendwas erwürgt wird. Und ein bisschen wie ein wildes Tier, das gleich auf einen losgeht.«
    Nick hatte die Stirn in Falten gelegt. Jetzt entspannte sich sein Gesicht. »Ein Muntjak«, sagte er. »Ziemlich sicher. Die meisten Leute kriegen einen Schreck, wenn

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