Dead End: Thriller (German Edition)
dahintersteckte.
Nach einer halben Stunde beschloss ich, dass das Haus wahrscheinlich leer war. Es wurde Zeit, einen genaueren Blick darauf zu werfen. Ich stieg aus dem Wagen und ging die Straße hinauf. Den Keller eingeschlossen, hatte das Haus drei Stockwerke. Rechts von der Haustür waren drei hohe, rechteckige Fenster, immer eins genau über dem nächsten. Hinter keinem davon brannte Licht. Nichts rührte sich.
Auf der Rückseite waren schmale, ummauerte Gärten mit hohen hölzernen Gartentoren und eine enge Kopfsteinpflastergasse. Als ich Nr. 108 erreichte, blickte ich mich rasch um, sprang hoch und kletterte über das Tor.
Der Schnee in dem kleinen Garten war weitgehend unberührt, doch es gelang mir, in die Spuren von jemandem zu treten, der zu den Mülltonnen und wieder zurück gegangen war. Zwei Sporträder waren neben der Hintertür angekettet. Ich drehte mich nach dem Gartentor um, über das ich grade geklettert war. Drei Riegel, oben, in der Mitte und unten, das schien mir für einen Garten übertrieben.
Durch das Glas in der Tür konnte ich in die Küche sehen. Nicht besonders ordentlich oder sauber, ansonsten jedoch eine ganz normale Küche. Die Tür war mit zwei Riegelschlössern gesichert. Ich beugte mich zur Seite, um durchs Fenster zu spähen.
In dieses Haus würde ich bestimmt nicht einbrechen. Das Fenster hatte ein hochmodernes Schloss und die Haustür auch, soweit ich es erkennen konnte. Zusätzlich waren oben und unten Riegel angebracht. Scott nahm es mit der Sicherheit sehr genau. Was ja an und für sich schon interessant war, dachte ich.
»Hast sich irgendetwas getan?«, fragte ich Evi.
Ich war wieder im Krankenhaus, vor Jessicas Zimmer. Von der St. Clement’s Road war ich zu dem Cottage am Stadtrand gefahren, wo Megan Prince wohnte. Wieder beindruckende Sicherheitsmaßnahmen, aber nichts Außergewöhnliches. Während ich das Cottage aus einiger Entfernung beobachtet hatte, war ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann herausgekommen und mit dem Auto weggefahren. Megan lebte anscheinend nicht allein. Ein paar Minuten später war ich zu Evis Haus gefahren, hatte festgestellt, dass sie nicht da war, und war auf kürzestem Weg hierher zurückgekehrt.
Ich hatte zweimal versucht, Joesbury zu erreichen, und zwei Nachrichten hinterlassen. Wenn er mit Scotland Yard gesprochen hatte, wusste er inzwischen, dass ich dort nicht aufgekreuzt war. Ich hatte nichts von ihm gehört.
Jessica war inzwischen auf die geschlossene Station verlegt worden und stand rund um die Uhr unter Beobachtung. Sie war so gut geschützt, wie es nur ging. Eine Mitarbeiterin der Kriminalpolizei von Cambridge hatte sie kurz befragt, jedoch nichts erfahren, außer dass Jessica sich nicht mehr erinnern konnte, wo sie die letzten fünf Tage gewesen war.
»Ihre Eltern sind vor einer Stunde gekommen«, sagte Evi. Sie saß noch immer in ihrem Rollstuhl und hatte ihn zu einer Reihe harter Stühle hinübermanövriert, so dass ich mich neben sie setzen konnte. »Sie wollen sie mit nach Hause nehmen, aber ich habe sie davon überzeugt, dass das im Moment keine gute Idee wäre. Bei den Blutuntersuchungen ist DMT gefunden worden; sie behauptet, sie hätte noch nie von dem Zeug gehört, geschweige denn welches genommen. Sie hat einer gynäkologischen Untersuchung zugestimmt, aber es ist nichts dabei herausgekommen. Eigentlich war sie sogar sehr sauber, was an sich ja schon merkwürdig ist, wenn man bedenkt, dass sie fünf Tage verschwunden war.«
»Die haben sie gewaschen, um Beweise zu vernichten«, sagte ich mit gedämpfter Stimme, während ein älteres Ehepaar vorbeiging.
Evi machte ein beklommenes Gesicht. Nichts deutete darauf hin, dass sie anderer Meinung war.
»Was ist das Letzte, woran sie sich erinnern kann?«, fragte ich. »Bevor sie verschwunden ist?«
»Dass sie bei mir war, ist das Deutlichste. Sie erinnerte sich vage, dass sie sich wegen einer Lerngruppe mit jemandem treffen wollte, aber sie kann nichts Näheres dazu sagen. Alles ziemlich hoffnungslos, fürchte ich.«
»Und sonst?«
»Sie ist sehr schreckhaft, nervös wie nur was. Besonders Männern gegenüber, aber sie wusste, wer ich bin. Allerdings hat sie etwas sehr Merkwürdiges gesagt: Sie hat mich gefragt, ob ich echt bin. War nicht überzeugt, bis sie mich anfassen durfte. Dann hat sie wieder angefangen, von fürchterlichen Träumen zu reden. Fürchterliche Träume, an die sie sich nicht erinnern kann.«
Wir überlegten beide einen Moment. Träume? Oder
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