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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Ich habe dann den Notarzt verständigt.«
    Ein wenig außer Atem legte Evi eine kurze Pause ein.
    »Während der dreißig Minuten, die es gedauert hat, bis der Krankenwagen da war, kam sie wieder zu sich, hat aber nichts Hilfreiches gesagt«, fuhr sie fort, als wir um eine Ecke bogen und es gerade noch vermeiden konnten, mit einem Pfleger zusammenzustoßen, der eine alte Frau im Bett vor sich herschob. »Sie behauptet, sie hätte keine Ahnung, wo sie die letzten fünf Tage gewesen sei oder was sie gemacht hätte. Sie wusste nicht einmal, welcher Tag heute ist.«
    Wir erreichten das Stationszimmer, und man wies uns den Weg zu einer Tür ganz am Ende des Flurs. Als ich den Rollstuhl losließ, um die Tür aufzudrücken, sah ich die Leute im Zimmer. Ein Mädchen mit hellem Haar lag schlafend auf dem Bett, und Nick Bell stand am Fußende. Er hatte mit gefurchter Stirn auf die junge Frau hinabgestarrt. Als er aufschaute und uns erblickte, hellte sich seine Miene auf.
    »Hi«, formte er an mich gerichtet stumm mit den Lippen. Dann wandte er sich an Evi. »Alles stabil«, meinte er. »Niemand macht sich übermäßig Sorgen. Sie haben Blut- und Speichelproben genommen, wie du angeordnet hast, und haben darum gebeten, nach Möglichkeit noch heute Ergebnisse zu bekommen. Und eine Polizeiärztin ist unterwegs, für eine Intimuntersuchung.«
    »Hat sie irgendetwas gesagt?«, erkundigte sich Evi.
    »Sie hat sich anscheinend furchtbar aufgeregt, als sie hier ankam«, berichtete Nick. »Hat etwas von hölzernen Clowns oder so gefaselt.«
    »Sie hat Angst vor Clowns«, erklärte Evi. »Haben Sie sie sediert?«
    Er nickte. »Zehn Milligramm Diazepam, intravenös. Sie wird ein paar Stunden schlafen.«
    Ich musste mir auf die Lippe beißen. Wir mussten unbedingt jetzt gleich mit Jessica reden.
    »Ich lasse sie auf die Psychiatrie verlegen, sobald die da oben ein Zimmer frei haben«, entschied Evi.
    »Du lässt sie stationär aufnehmen?« Nick machte ein verblüfftes Gesicht.
    Evi nickte. »Und ich lasse sie wegen akuter Suizidgefahr überwachen. Meiner Ansicht nach war sie massiv gefährdet, bevor sie verschwunden ist. Ich will nichts riskieren.«
    Nick betrachtete das Mädchen auf dem Bett und sah dann wieder Evi an. »Ihre Eltern kommen nachher«, sagte er. »Die sind vielleicht nicht so begeistert davon.«
    Ich öffnete den Mund und machte ihn wieder zu. Eine Studentin sollte sich nicht in eine professionelle Auseinandersetzung zwischen zwei Ärzten einmischen.
    »Ihr Pech«, erwiderte Evi. »Die hier lasse ich nicht sterben.«
    Nick sah mich an. »Laura, könnten Sie mich einen Moment mit Evi allein lassen?«, fragte er.
    Ich warf Evi einen »Lassen Sie sich ja nicht unterkriegen«-Blick zu und verließ das Zimmer. Während ich draußen an der Wand lehnte, konnte ich durch das Sichtfenster des Zimmers sehen, wie Nick vor Evi kauerte und mit ihr stritt. Doch er tat es auf sanfte Weise, legte ihr einmal besorgt die Hand auf den Arm. Sie schien bemüht, ihn zu beruhigen. Ich schaute auf die Uhr. Eigentlich hätte ich jetzt auf der M11 sein sollen, unterwegs nach London.
    In dem Krankenzimmer richtete Nick sich auf, tätschelte Evis Arm und öffnete die Tür. »Ich komme eh schon zu spät zu meiner Vormittagssprechstunde«, sagte er zu mir, als sich die Tür von Jessicas Zimmer hinter ihm schloss. »Sehen wir uns heute Abend?«
    Es war schwer, sich etwas weniger Wahrscheinliches vorzustellen. Wenn ich heute Abend nicht in Scotland Yard war und um meinen Job kämpfte, dann würde ich wahrscheinlich in meiner Wohnung in London sitzen und die Stellenanzeigen studieren. »Schön wär’s«, sagte ich. »Ich muss jede Menge Exzerpte aufarbeiten.«
    »Ich ruf dich um neun an«, meinte er. »Mal sehen, ob ich dich zu einem späten Abendessen rüberlocken kann.« Damit küsste er mich rasch auf die Wange und ging den Flur hinunter. Ich verdrängte den quälenden Gedanken, dass ich ihn vielleicht nie wiedersehen würde, und ging zurück ins Zimmer. Evi hatte ihren Stuhl neben Jessicas Bett gerollt.
    »Wir müssen mit ihr reden«, sagte ich. »Ich kann bei ihr bleiben, bis sie aufwacht.«
    Was dachte ich mir eigentlich? Wenn ich nicht vor heute Mittag in London war, war meine Karriere wahrscheinlich beendet.
    »Es ist besser, wenn ich das tue«, erwiderte Evi. »Sie kennt mich. Aber wenn im Vergleich zu vor einer Stunde keine Besserung eintritt, wird sie uns nichts sagen können.«
    Ich trat näher ans Bett und konnte Jessica zum ersten Mal

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