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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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richtig betrachten. Blonde Korkenzieherlocken, Haut wie Kaffee mit viel Milch, zierlich, eins dreiundsiebzig groß.
    »Wie machen die das?«, fragte ich. »Wie finden sie die hübschen, gefährdeten Mädchen und wissen dann genau, auf welche Knöpfe sie drücken müssen?«
    Evi schüttelte den Kopf. Zu schnell, schien es mir.
    »Die haben medizinisches Fachwissen, nicht wahr?«, sagte ich. »Das haben Sie selbst schon gedacht, Sie wollten es nur nicht sagen. Die Drogen, die psychiatrischen Vorgeschichten, das passt alles zusammen.«
    Evi seufzte. »Ja, das hab ich auch schon gedacht«, gestand sie. »Und es gibt da etwas, das ich Ihnen nicht erzählt habe.«
    Ich schaute mich um, sah einen Besucherstuhl und setzte mich. Selbst jetzt, da meine Augen auf einer Höhe mit Evis waren, fiel es ihr schwer, mich anzusehen.
    »Vor fünfzehn Jahren, als ich im Grundstudium war, gab es fünf Studentenselbstmorde in einem Jahr«, erzählte sie. »Das einzige Mal, bis vor Kurzem, dass die Zahlen überhaupt hochgegangen sind. Das habe ich am Samstag Francis Warrener gegenüber erwähnt, und er hat sich daran erinnert. Außerdem hat er in seinen alten Akten nachgesehen. Die Behörden waren damals der Ansicht, dass Schikane ein Faktor bei dem Ganzen gewesen sei, aber sie konnten nichts beweisen.«
    Ich wartete; ich war mir nicht sicher, worauf sie hinauswollte. Fünfzehn Jahre waren eine lange Zeit.
    »Drei von den fünf Selbstmördern waren Medizinstudenten«, fuhr Evi fort. »Aus drei verschiedenen Colleges, der gemeinsame Nenner waren also die Kurse, die sie belegt hatten.«
    Ich wartete weiter.
    »Ich weiß von vier Medizinstudenten von damals, die heute noch an der Uni sind«, sagte Evi. »Eine davon bin ich. Meine Freundin Megan Prince, praktizierende Psychiaterin wie ich, ist die zweite. Nick Bell ist der dritte. Verstehen Sie, warum ich nichts sagen wollte?«
    »Sie haben vier gesagt. War Scott Thornton der vierte?«
    »Woher wussten Sie …?« Evi seufzte und nickte.
    »Auch ein Freund von Ihnen?«, wollte ich wissen.
    »Eigentlich nicht. Ich habe ihn vor fünfzehn Jahren gar nicht gekannt. Wir haben Hallo gesagt, wenn wir uns begegnet sind, das war alles. Ich weiß, das sieht nicht gut aus, aber ich kann mir das einfach nicht vorstellen, Laura. Ich kenne sowohl Nick als auch Meg, und ich vertraue beiden. Und Scott Thornton hat Bryony gerettet. Er war derjenige, der die Flammen gelöscht und den Notarzt gerufen hat, während alle anderen unter Schock standen.«
    Natürlich. Ich wusste, dass ich den Namen irgendwo schon einmal gehört hatte. Ich hatte ihn in dem Bericht gelesen, den Joesbury mir an dem Abend gegeben hatte, als er mich in den Fall eingewiesen hatte.
    »Okay«, sagte ich. »Lassen Sie uns den rein medizinischen Ansatz weiterverfolgen. Könnte es jemand von hier sein, aus diesem Krankenhaus?«
    »Die Mädchen würden in den Klinikakten nur auftauchen, wenn sie stationär aufgenommen worden wären«, meinte Evi. »Ich erinnere mich nicht an viele Krankenhausaufenthalte. Sie?«
    »Nein. Was ist mit einem Hausarzt?«
    »Es gibt zwanzig verschiedene Allgemeinarztpraxen in Cambridge«, erklärte Evi. »Patienteninformationen werden in allen vertraulich behandelt. Wir können noch mal überprüfen, ob eine Praxis mehr von den Opfern als Patienten hatte als die anderen, aber ich glaube, das wäre uns schon aufgefallen.«
    Sie hatte recht, das hätten wir bemerkt.
    »Irgendwie kommen die in die Köpfe dieser Mädchen rein«, sagte ich. »Könnte es jemand in Ihrer Praxis sein? Ein Therapeut wüsste doch am besten, was jemandem Angst macht, oder?«
    »Daran hab ich auch schon gedacht«, erwiderte Evi. »Von den Mädchen waren nur ungefähr die Hälfte bei uns in Therapie. Selbst wenn sich jemand in die vertraulichen Akten des Psychologischen Beratungsdienstes gehackt hat, hätte er oder sie nichts über die anderen Mädchen rausgefunden.«
    Ich überlegte einen Moment. »Ich glaube, ich hab irgendwie einfach angenommen, dass so ziemlich jeder an der Uni bei Ihnen im System drin ist.«
    »Wie kommen Sie denn auf die Idee?«, wollte Evi wissen.
    »Na ja, wahrscheinlich wegen dem Fragebogen, den Ihre Fakultät rumgeschickt hatte«, antwortete ich. »Ich dachte, da hätte draufgestanden, dass alle neuen Studenten das bekommen.«
    »Was denn für ein Fragebogen?«
    Ich sah Evi an, sah das, was wahrscheinlich in meiner eigenen Miene zu lesen war, auf ihrem Gesicht gespiegelt und wühlte in meiner Tasche nach meinem Laptop.

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