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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Industriegebäude zu Fuß näherte, würde man mich viel schwerer bemerken.
    Langsam, aber stetig suchte ich mir einen Weg durch den Wald; die frische, kalte Luft half. Angespannt hielt ich Ausschau nach Jim Notley oder irgendjemand anderem, der sich vielleicht hier herumtrieb. Als ich an der Stelle vorbeikam, wo er mich letzte Woche überrascht hatte, sah ich, dass die Lampen immer noch neben dem Pfad standen, die Puppen jedoch, die an den Bäumen gehangen hatten, waren abgenommen worden.
    Erhängte Clowns? Die Figuren, die ich hier hatte hängen sehen, waren keine Clowns gewesen. Es waren Puppen gewesen, mit grauenhaft entstellten Gesichtern. Waren die für Bryony gedacht gewesen?
    Zwischen dem Wäldchen und dem schmalen Plattenweg, der sich um das Industriegelände herumzog, war ein Holzzaun. Ich duckte mich und kroch hindurch. Das Gebäude Nr. 33 war eines der neueren auf dem Gelände; es bestand aus gewaltigen senkrechten Wellblechplatten und hatte ein sanft abfallendes Stahldach. Eine riesige Klimaanlage stand stumm auf dem moosbedeckten Weg, und direkt darüber befand sich ein kleines Fenster, das mit schwarzer Farbe abgedunkelt worden war. Ich ging zur Ecke des Gebäudes, damit ich die Seite und den hinteren Teil gleichzeitig in Augenschein nehmen konnte.
    Eine Überwachungskamera, fast auf Höhe des Daches, auf die Vorderseite des Gebäudes ausgerichtet. Ich konnte es mir nicht erlauben, auf einem Überwachungsfilm erkannt zu werden, doch ich hatte mir das Haar zurückgebunden und die Kapuze meines Sweatshirts übergestülpt. So lange ich den Kopf gesenkt hielt, würde ich nicht zu erkennen sein.
    Zwei Fenster hoch oben an der Frontseite deuteten darauf hin, dass es dort drin möglicherweise ein Obergeschoss gab. Die Vordertür war abgeschlossen, genau wie die großen Tore an der Seite. Einfach würde es nicht werden, dort hineinzukommen.
    Als ich wieder an der Rückseite angekommen war, hielt ich ein paar Minuten inne, um wieder zu Atem zu kommen. Dann suchte ich den Boden ab, fand einen alten Betonbrocken, zog mir den Ärmel über die Hand und rammte ihn durch die geschwärzte Fensterscheibe. In meinem angeschlagenen Zustand hörte sich das Krachen unnatürlich laut an. Einen Moment lang wartete ich darauf, dass ein Alarm ertönte, doch nichts geschah. Ich schlug die Scherben aus dem Fensterrahmen und krabbelte hindurch.
    Zuerst einmal saß ich fest. Keinen Meter vor dem Fenster versperrte mir eine Art Platte den Weg. Sie neigte sich auf mich zu, lehnte ein Stück über meinem Kopf an der Wand. Als ich dagegendrückte, gab sie ein wenig nach, doch ich wollte nicht, dass das ganze Ding umkippte, also schob ich mich seitwärts und trat hinter hohen Sperrholzplatten hervor.
    Insgesamt zählte ich zwölf Stück, an die Wand gelehnt, immer vier übereinander. Die ganz vorn waren bemalt, so dass sie wie Backsteinmauern aussahen. Ziemlich primitiv und offenbar in aller Eile hingeschmiert, doch es war klar, was das darstellen sollte. Altes, verfallenes, feuchtes Mauerwerk, wie in Kellern oder Tunneln aus der viktorianischen Zeit. Die Platten sahen aus wie Theaterkulissen. Der Rest des Raumes war nicht etwa das riesige Gewölbe, das ich erwartet hatte, sondern ein ziemlich enges Kabuff, und die Ähnlichkeit mit dem Bereich hinter einer Theaterbühne wurde durch ein paar große Scheinwerfer noch verstärkt, die auf Stativen in einer Ecke standen. Zusammengerollte schwarze Verlängerungskabel lagen davor auf dem Boden. Befand ich mich am Ende in einem Theater? Dort war eine Tür. Sie öffnete sich lautlos, und dahinter war ein großer, dunkler Raum. Ich hob die Taschenlampe, trat hindurch und stand an einem Ort, mit dem ich am allerwenigsten gerechnet hatte. Mitten auf einem Jahrmarkt.

71
    DI John Castell stand vor Evis Tür und schaute auf sie herab. Plötzlich schienen Evis Beine sie nicht mehr tragen zu wollen; sie streckte die Hand aus und suchte Halt am Türrahmen.
    »Ich fürchte, ich habe schlimme Neuigkeiten, Evi«, sagte er zu ihr. »Megan ist gestern Abend tödlich verunglückt.«
    Direkt vor mir war ein Karussell wie ein Relikt von einem viktorianischen Jahrmarkt. Die bunt bemalten Pferde bäumten sich an ihren Stangen auf, bereit, im Kreis zu tänzeln, wenn die Musik begann. Im Licht der Taschenlampe glänzte das Karussell golden, und sein gewelltes, rot-weiß gestreiftes Dach schwebte über mir. Daneben standen ein kleines Wahrsagerzelt und ein Hau-den-Lukas. Ein Stück weiter war ein zweites Karussell,

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