Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
Ende des Waldstücks erreichte. Durch die Bäume vor mir und zu meiner Linken konnte ich kurze Blicke auf hohe Gebäude erhaschen. Zu meiner Rechten war die Wiese mit dem Fußweg, und das war offenkundig der Weg nach Hause, doch ich hätte bereitwillig darauf gewettet, dass der Höllenhabicht im Dunkeln besser sehen konnte als ich. Ich würde mich lieber zwischen den Gebäuden halten, immer in der Nähe einer sicheren Zuflucht, und zum Auto zurückgehen.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich noch immer ziemlich nervös, daher fuhr ich herum, als wäre ich angeschossen worden, als hinter mir ein Geräusch ertönte. Nichts zu sehen, doch der Wald war voller winziger Geschöpfe. Äste fallen von Bäumen, manchmal knackt etwas einfach so, ohne jeden Grund. Kein Grund, Angst zu haben, und rückwärts durch ein dichtes Gewirr aus Brombeerranken, Brennnesseln und widerspenstigem wilden Holunder zu marschieren war wahrscheinlich auch keine tolle Idee. Ich drehte mich wieder in die Richtung um, in die ich unterwegs war.
    Und dachte, ich würde vor Schreck sterben.
    Direkt vor mir, keine zehn Meter entfernt, hing eine menschliche Gestalt mit einem Strick um den Hals an einem Baum. Einen Sekundenbruchteil später begriff ich, dass es kein Mensch war. Es war bloß eine große Stoffpuppe.
    Ich trat näher. Die Puppe war ungefähr einen Meter groß. Ihre Arme und Beine schienen aus cremefarbener Baumwolle gemacht zu sein. Sie trug ein gelbes Kleid, fleckig von Regen, Schimmel und Vogelkot. Derselbe Stoff war um die Füße genäht, um Schuhe vorzutäuschen. Die Hände waren bemalt, das Haar bestand aus orangefarbener Wolle, die zu beiden Seiten des Gesichts zu zwei Zöpfen geflochten worden war. Beide Zöpfe waren unten mit großen gelben Schleifen zusammengebunden. Das Gesicht der Puppe war grotesk. Ein riesiger, grinsender, missgestalteter Mund, dicke Brauen und wilde schwarze Augen. Eine gewaltige Narbe zog sich an der rechten Wange hinunter. Das war kein Kinderspielzeug; dies Ding hier war angefertigt worden, um Angst zu machen. Und das funktionierte auch.
    Ich ging um den Baum herum, machte dabei einen großen Bogen um die baumelnde Gestalt und hatte plötzlich das Gefühl, dass eine zweite Begegnung mit einem Vogel, der sein Revier verteidigte, vielleicht doch keine so schlechte Idee wäre. Definitiv keine schlechte Idee, denn die Lumpenpuppe war nicht das Einzige, was hier im Wald aufgeknüpft worden war. Direkt vor mir pendelte ein Tier gemächlich hin und her, als hätte ihm gerade eben erst jemand einen spielerischen Stups gegeben.
    Der Fuchs war echt. An seinem Hals war Blut, was bedeutete, dass er wahrscheinlich noch gelebt hatte, als er hier aufgehängt worden war. An einem anderen Baum, ungefähr fünf Meter entfernt, konnte ich eine weitere hängende Gestalt ausmachen. Sie war zu weit weg, um sicher zu sein, dass es kein Mensch war, also musste ich näher herangehen. Zu klein für einen Erwachsenen, nur ungefähr einen Meter groß oder vielleicht auch ein bisschen mehr. Jetzt war ich nahe genug. Noch ein grässlich bemaltes Baumwollgesicht. Diesmal rote Haare mit blauen Schleifen.
    Oh, das hier kam mir doch sehr verschroben vor.
    »Dieser Wald ist Privateigentum.«
    Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass jemand in der Nähe war, und doch hatte sich der kleine silberhaarige Mann nahe genug an mich herangeschlichen, dass ich ihn hätte berühren können. Er trug braune Cordhosen und eine Öljacke.
    »Was ist denn hier los?«, fragte ich, ohne nachzudenken, und zeigte auf die nächste Puppe. »Was soll das?«
    Insgeheim bewunderte ich es, wie ein Mann, der nur einen Tick größer als eins siebzig war, mich von oben herab mustern konnte. »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«, fragte er. »Sagt Ihnen der Begriff Privateigentum etwas?«
    Oh, jetzt meinen Dienstausweis zur Hand zu haben. »Entschuldigung«, quetschte ich durch zusammengebissene Zähne hervor.
    »Da lang kommen Sie am schnellsten hier raus«, sagte er und zeigte auf die Wiese zu meiner Linken, die, durch die ich gerannt war, als der Vogel mich angegriffen hatte. »Ich würde vorschlagen, dass Sie dort langgehen.«
    Ich schaute zu dem Industriegelände hinüber. »Ich gehe da lang«, entschied ich. »Es ist ein bisschen dunkel, um durch die Wiesen zu rennen.«
    Sein ausgestreckter Arm blieb, wo er war. »Da lang«, sagte er.
    Nunmehr ein wenig verärgert, wünschte ich ihm einen guten Abend und machte einen Schritt zur Seite, um an ihm vorbei den Weg auf die

Weitere Kostenlose Bücher