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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Treppe zurück. »Ich kann da nicht wieder runtergehen«, sagte er, und Tränen schimmerten in seinen Augen. »Ich kann einfach nicht.«
    »Runter musst du, so oder so«, bemerkte der dritte junge Mann. Dann sah er die beiden anderen beklommen an. »’tschuldigung.« Seine Pupillen waren in dem blassen Gesicht riesengroß und schienen nichts richtig erfassen zu können. Seine Hände zitterten. Er war kleiner und dünner als seine beiden Gefährten, ein Junge, der für ein Leben in geschlossenen Räumen gemacht war.
    Der langhaarige Junge legte dem Kleineren die Hand auf die Schulter. »Ist schon okay«, sagte er. »Wir gehen jeder so damit um, wie wir eben können.«
    »Und wie machen wir’s jetzt?«, wollte der dritte Junge wissen. Er sprach schneller als sonst. »Fassen wir uns an den Händen und zählen bis drei?«
    »Gehen wir einfach mal gucken«, schlug der junge Mann mit den langen Haaren vor. »Ich möchte, dass jeder sich ganz sicher ist.«
    »Ich bin mir sicher«, betonte der Junge mit dem Trinity-Schal. »Danke, dass ihr bei mir seid, Jungs. Ob ihr jetzt mitkommt oder nicht, ohne euch hätte ich es nie so weit geschafft. Ihr wart gute Freunde.«
    Er breitete die Arme aus, und die beiden anderen traten nacheinander vor. Die Umarmungen waren kurz, kumpelhaft-männlich, nicht viel mehr als gegenseitiges Rückenklopfen.
    Zusammen gingen sie über das Dach zur Brüstung. Einen oder zwei Meter davon entfernt zögerte der dritte Junge. Die beiden ersten bemerkten es entweder nicht oder gaben vor, es nicht zu bemerken. Sie erreichten die steinerne Brüstung und setzten sich darauf. Ohne die Augen voneinander abzuwenden, hoben sie die Beine über den Rand, bis zwei Paar Schuhe in der Luft baumelten.
    »Viel Glück, Kumpel«, sagte der Erste.
    »Du bist der Beste, Mann«, erwiderte der Zweite.
    Ein erstickter Aufschrei hinter ihnen. Der dritte Junge kam auf sie zugerannt; sein Mund stand offen, seine Fäuste pumpten vor und zurück. Er erreichte sie, landete mit einem Satz auf der Brüstung und sprang.
    Stille, vielleicht drei, vier Sekunden lang. Dann ein dumpfer Laut. Wieder Stille.
    Die beiden jungen Männer auf der Brüstung hatten sich vorgebeugt, um den Augenblick des Aufschlags mitanzusehen. Dann richteten sie sich gleichzeitig auf und wandten sich einander zu.
    »Weißt du, Iestyn, selbst wenn er’s nicht getan hätte, ein ordentlicher Schubser hätte gereicht«, meinte der Junge mit den langen Haaren.
    Der mit dem Trinity-Schal, Iestyn, schüttelte den Kopf. »Das bringt’s irgendwie nicht«, entgegnete er. »Glaub mir, so macht das keinen Spaß.«
    Beide hoben gleichzeitig die rechte Hand und klatschten sich geräuschvoll ab.

47
    Freitag, 18. Januar (vor vier Tagen)
    »Sie sind spät dran.«
    Der Jeanshintern ruckelte sich auf dem ledernen Beifahrersitz bequem zurecht, und seine Besitzerin hob demonstrativ das linke Handgelenk.
    »Ihre Uhr geht vor«, bemerkte sie, ohne ihn anzusehen. »Ich bin pünktlich.« Joesbury löste die Handbremse, schaute in den Rückspiegel und fuhr los, gerade als Chris Evans verkündete, dass sie das Freitagmorgenprogramm auf Radio 2 hörten und dass es neun Uhr zweiunddreißig sei.
    »Die Uhr von der BBC geht wohl auch vor«, meinte er.
    »War viel Verkehr?«
    »Alles in allem nicht so schlimm«, antwortete er, was die fünfminütige Fahrt von dem Parkhaus in der Stadtmitte bis zur Queen’s Road recht akkurat beschrieb. Dort, ein Stück vom College entfernt, hatte er sie aufgabeln sollen. Wegen der E-Mail, die er in aller Herrgottsfrühe geschickt hatte, glaubte sie, er sei von London heraufgekommen.
    Sie sah sich um, betrachtete den Rücksitz, die Decke. »Das ist ja gar nicht Ihr Auto«, stellte sie fest, als er auf die Huntingdon Road abbog. Stadtauswärts in Richtung Norden herrschte eine Menge Verkehr, doch er rollte gleichmäßig dahin. Im Radio begann ein Song von James Brown.
    »Nicht?«
    Jetzt, wo sie darin saß, roch der Wagen wunderbar, nach süßen Orangen und kleinen weißen Blumen an einem Tropenabend, und was verdammt noch mal war er jetzt, ein Dichter?
    »Letzten Herbst hatten Sie doch so ein grünes Angebercabrio. Einen richtigen Bonzenschlitten.«
    »Lieb, dass Sie sich daran erinnern.« Vor ihnen war eine Ampel, und Joesbury nahm behutsam den Fuß vom Gaspedal. Wenn sie anhalten mussten, könnte er sie ansehen. Sonst war das wirklich nicht zu verantworten. Er schürzte die Lippen, um das Lächeln im Schach zu halten, und fragte sich, ob Autofahren

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