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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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nicht einmal alle Namen herausfinden und hatte daher keine Ahnung, wer die beiden gewesen waren, von denen Evi gesprochen hatte. Im Jahr davor jedoch hatte ich Glück. Die Frau, die Evi als Patientin D bezeichnet hatte, war nicht gestorben, und ich fand sie recht schnell. Danielle Brown, eine zwanzig Jahre alte Medizinstudentin aus dem Clare College, hatte versucht, sich im Wald gleich vor der Stadt zu erhängen. Sie war von ein paar Jungs bemerkt worden, die den Strick durchgeschnitten und ihr das Leben gerettet hatten.
    Danielle Brown. Noch am Leben.
    Gegen drei Uhr war mir klar, dass ich es drinnen nicht mehr lange aushalten würde. Zum einen war ich immer noch groggy, was es mir ziemlich schwer machte, mich zu konzentrieren. Außerdem fühlte ich mich in meinem Zimmer immer weniger wohl. Vielleicht war es nur die Erinnerung daran, was mit Bryony passiert war, aber irgendetwas machte mich kribbelig.
    Und mit jeder Stunde, die verstrich, wuchs das Gefühl der Frustration. Ich hatte die letzten drei Tage größtenteils damit verbracht, genau das zu tun, was man mir gesagt hatte – ins Universitätsleben einzutauchen und die Augen offen zu halten. Jeden Tag hatte ich einige Stunden nur damit zugebracht, im Internet zu surfen und nach Beweisen für Evis Theorie zu suchen, dass irgendeine virtuelle Subkultur schädlichen Einfluss auf die Studenten nahm. Über Suizid-Webseiten war im Netz eine Menge zu finden, aber nichts davon bezog sich spezifisch auf Cambridge.
    Um Viertel nach drei war ich kurz vorm Durchdrehen. Normalerweise versuche ich, Trägheit mit sechzig oder mehr Bahnen Schwimmen abzuschütteln, doch ich hatte das Schwimmbad noch nicht gefunden oder mich mit den Öffnungszeiten beschäftigt. Also beschloss ich, dass es mir gut genug ging, um einen Dauerlauf zu riskieren.
    Ich zog mich um, warf einen Blick auf die Umgebungskarte und wollte mich gerade auf den Weg zum Fluss hinunter machen, als mir das Industriegelände von gestern wieder einfiel, und der öffentliche Fußweg, den ich dort bemerkt hatte. Ein weiterer kurzer Blick auf die Karte verriet mir, dass es sich um einen fünf Kilometer langen Rundweg ganz in der Nähe eines der Seitenarme der Cam handelte. Genauso gut wie jede andere Strecke für ein bisschen Joggen am späten Nachmittag.
    Zuerst war es harte Arbeit. Vielleicht einen Kilometer tat ich mich schwer, doch bald fand ich einen Rhythmus. Beim Laufen kommt es ganz allein aufs Atmen an, egal über welche Distanz. Wenn man seine Atmung unter Kontrolle bekommt, kann man mehr oder weniger immer weiterlaufen, bis einem die Kraft ausgeht. Bei jemandem in meinem Alter und mit meiner Fitness kann das mehrere Stunden dauern. Und während ich rannte, musste ich die ganze Zeit über Bryonys hingekritzelte Botschaft nachdenken.
    Irgendjemand beobachtete sie. Jemand machte ihr Angst. Echte Angst oder nur die eingebildete Furcht eines Menschen, der unter Wahnvorstellungen litt? Sie wäre nicht die erste psychisch instabile junge Frau, die einen Stalker erfand, um auf sich aufmerksam zu machen. Und hatte ich recht damit, Nick Bell zu verdächtigen, oder nicht? War es normal, dass Hausärzte ihre Patienten im Krankenhaus besuchten? Einmal vielleicht, aber doch nicht so regelmäßig, wie Bell es selbst zugegeben hatte? Irgendwie glaubte ich das nicht.
    Nachdem ich die Gebäude hinter mir gelassen hatte, wurde die Landschaft fahlweiß. Gras knisterte unter meinen Füßen, zugefrorene Pfützen zersprangen wie Glas, und Bäume bestreuten mich mit winzigen Eisflocken wie mit Konfetti, wenn ich darunter hindurchlief.
    Ich rannte weiter, während die Sonne am Himmel immer tiefer sank, durch gepflügte Felder und über Zauntritte. Ungefähr anderthalb Kilometer weit folgte ich einem kleinen Fluss, der sich durch die Wiesen schlängelte. Weiden wuchsen an beiden Ufern, und Schilf säumte das Wasser, das unter dem Farbenschein der Sonne aus poliertem Kupfer zu sein schien.
    Nach einer halben Stunde überquerte ich eine winzige Brücke und wusste, dass ich mich auf dem Rückweg befand. Ich hatte danach schon gute anderthalb Kilometer zurückgelegt, als ich in einiger Entfernung vor mir die großen Wellblechdächer von Industriegebäuden auszumachen glaubte. Ich näherte mich wieder dem Industriegelände, diesmal von der anderen Seite her als der, wo ich geparkt hatte. Als ich über einen hölzernen Zauntritt auf die nächste Wiese kletterte, sah ich, dass es näher war, als ich gedacht hatte. Vielleicht noch einmal

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