Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition)
im Nebenzimmer auf und ab gehen. War sein Vater hereingekommen und hatte nachgesehen, was er in seinen Schubladen hatte? Alex sah verärgert zu der Verbindungstür. Was dachte er sich dabei, einfach seine Sachen zu durchwühlen? Er blickte auf die Maske, öffnete die Schublade und legte sie wieder hinein.
Alex drehte erneut das Licht aus. Er zitterte ein wenig und zog die Decke dicht unter das Kinn, er lag eingewickelt wie eine Mumie, aber ihm war immer noch kalt, als wäre die Temperatur mit einem Mal um zehn Grad gefallen. Er fragte sich, ob die Air-Condition schuld war, wollte aber nicht aufstehen, um nachzusehen.
Er schloss die Augen. Er war müde, so unendlich müde. Wenn er sich nur lange genug ablenken und von dem unangenehmen Gefühl befreien könnte, würde er sicher gleich einschlafen.
Er dachte an Angelien. Ihr Gesicht erschien ihm vor Augen wie die Sonne in einem dunklen Brunnen. Etwas an ihr wärmte ihn, entspannte ihn. Er dachte daran, wie sie zusammen durch den Abend gegangen waren, nur war der Weg jetzt in Sonnenschein getaucht und nicht von Regenwolken bedroht. Schon nach wenigen Momenten trieb er mit ihr in einem weißen Boot über den Kanal in einen friedlichen Schlaf.
6
Eine Barkasse blies auf dem Kanal ihr Horn und riss Alex aus dem Schlaf. Schlagartig war er wach, ohne genau zu wissen warum.
Milchig weißes Morgenlicht sickerte träge durch die Blumenvorhänge am Fenster und ließen das Zimmer leuchten.
Wieder ertönte das Schiffshorn. Das hatte ihn also geweckt, dachte Alex.
Er schob die Bettdecke zur Seite und stand auf. Er wollte sich ein Paar Socken holen und zog die Schublade der Kommode auf, und da, zwischen seinen Sachen, lag die Maske und starrte ihn mit dunklen, leeren Augen an. Er nahm die Socken heraus und schob die Schublade schnell zu. Die Maske erinnerte ihn wieder an seinen Verdacht, dass sein Vater an seinen Sachen gewesen war.
»Dad«, sagte er, als sein Schweigen beim Frühstück nicht weiter bemerkt wurde. »Bist du in meinem Zimmer gewesen?«
»Sicher bin ich in deinem Zimmer gewesen«, sagte sein Vater und schlürfte an seinem Kaffee. »Was meinst du?«
»Ich meine heute Nacht. Als ich geschlafen habe. Bist du da an meinen Sachen gewesen?«
»An deinen Sachen?«, wiederholte sein Vater und ließ die Zeitung sinken. »Viele Sachen, an denen ich gewesen sein könnte, hast du ja nicht.«
»Ich mein es ernst, Dad«, sagte Alex, dem die Witze seines Vaters auf die Nerven gingen. »Warum hab ich überhaupt ein eigenes Zimmer, wenn du …?«
Sein Vater legte die Hand auf seinen Arm.
»Ehrlich«, sagte er. »Ich bin nicht an deinen Sachen gewesen. Okay?«
Alex suchte im Gesicht seines Vater nach Anzeichen, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte, konnte aber keines finden. Sein Vater war sowieso ein furchtbarer Lügner. Doch wenn er nicht in seinem Zimmer gewesen war, wer dann?
Nach dem Frühstück trafen sie Saskia und Angelien, die wieder in der Lobby unten auf sie gewartet hatten. Sobald Saskia und Jeremy gegangen waren, griff Angelien Alex am Arm.
»Bevor wir gehen, kann ich mir vielleicht noch mal die Maske ansehen?«, sagte sie.
»Ich … ich denke schon«, sagte Alex unsicher, ob er das überhaupt wollte. Er konnte seinen Vater und Saskia durch das Hotelfenster den Kanal überqueren sehen. »Sie ist in meinem Zimmer.«
»Okay«, sagte Angelien und klopfte ihm auf die Schulter. »Lass uns gehen.«
Nach kurzem Zögern ging Alex zurück zur Rezeption, ließ sich seinen Schlüssel geben und ging mit Angelien zum Aufzug, ohne auf den fragenden Blick des Empfangschefs zu achten. Im Aufzug bemerkte Angelien Alex’ Schlüssel und die Brosche, die daran hing.
»Die Frau des Hotelmanagers hat lauter so Sachen gekauft, um sie als Schlüsselanhänger zu benutzen«, sagte Alex.
»Die ist ziemlich alt«, sagte Angelien. »Vielleicht ein bisschen zerbeult, aber war sicher mal ’ne schöne Brosche.«
Alex öffnete die Tür und ließ Angelien vorgehen, die anerkennend pfiff, als sie das Zimmer betrat.
»Echt schönes Zimmer«, sagte sie und ging hinüber zum Fenster. »Und ’n super Ausblick.«
Alex fiel plötzlich ein, wie unordentlich das Zimmer war, und er versuchte schnell, die Kleidungsstücke auf dem Boden mit dem Fuß zur Seite zu schieben.
»Lass ruhig«, sagte Angelien, die sich vom Fensterwegdrehte. »Du solltest mein Zimmer mal sehen. Ich bin die unordentlichste Person überhaupt. Glaub mir.«
Angelien setzte sich auf das Bett und testete die
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