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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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waren die meisten Mieter zur Arbeit. Sie klopften an sechs Türen, ehe jemand öffnete, und danach an zwei weiteren, ehe sie die Frau fanden, die sie suchten. Ihre Wohnung befand sich auf derselben Etage wie die Andrew Haies. Sie wohnte am Ende des Flurs in Apartment 3-C. Als sie sie aufforderte, doch bitte hereinzukommen, zögerten sie, denn sie hatte gerade etwas auf dem Herd stehen, das unsagbar ekelhaft roch.
    Der Geruch kam aus einem großen Aluminiumtopf. Als sie den Deckel zum Umrühren abnahm, erfüllten stinkende Wolken die Luft, und Kling erhaschte einen Blick auf eine blubbernde Flüssigkeit, die klebrig und schwarz aussah. Er fragte sich, ob auch Krötenaugen darin schwammen. Am liebsten wäre er auf den Flur hinausgegangen, um sich zu übergeben. Aber die Frau führte sie in ein kleines Wohnzimmer, das gnädigerweise ein offenes Fenster hatte, wodurch der Gestank nicht mehr ganz so aufdringlich war. Sie nahmen auf einem Sofa Platz, dessen Rücken- und Armlehnen mit Spitzendeckchen verziert waren. Die Frau hatte ein künstliches Gebiß, aber sie lächelte trotzdem in einem fort. Lächelnd erzählte sie ihnen, sie hieße Katherine Kipp und wäre seit sieben Jahren Mr. Haies Nachbarin. Sie schätzten sie auf über sechzig, aber sie fragten sie nicht danach, weil sie beide Gentlemen waren. Die Frau erzählte weiter, ihr Mann habe in Riverhead bei der Eisenbahn gearbeitet, bis er bei einem Unfall ums Leben gekommen sei. Was für ein Unfall es gewesen war, sagte sie nicht, und sie fragten auch nicht weiter. Kling fragte sich, ob der verstorbene Mr. Kipp zu Lebzeiten vielleicht einmal von dem schwarzen Gebräu auf dem Küchenherd gekostet hatte.
    Sie erkundigten sich zuerst nach dem Abend des 28. Oktober, denn das war der Abend, an dem jemand in Haies Wohnung gewesen, mit ihm getrunken, Marihuana geraucht und wer weiß was getan hatte. Am Ende hatte er Mr. Haie an einem Haken an der Badezimmertür erhängt. Hatte Mrs. Kipp vielleicht irgend etwas gesehen? Oder gehört?
    »Nein«, sagte sie.
    »Wie war es denn in der Zeit vor diesem Abend?« fragte Brown. »Haben Sie irgendwen in die Wohnung hineingehen oder herauskommen sehen?«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Mrs. Kipp.
    »Irgend jemand, der Mr. Haie besucht hat. Ein Freund, Bekannte… ein Angehöriger.«
    »Nur seine Tochter schaut ab und zu vorbei. Cynthia. Sie besucht ihn des öfteren.«
    »Am Abend des 28. haben Sie sie nicht gesehen, oder?« fragte Kling.
    »Nein.«
    »Jemand anderen vielleicht?«
    »An diesem Abend, meinen Sie?«
    »An diesem Abend oder auch zu einer anderen Zeit. Jemand, der den Eindruck machte, daß er mit ihm ein Schwätzchen halten oder ein Gläschen trinken wollte oder so.«
    »Er hatte nicht viel Besuch«, sagte Mrs. Kipp. »Sie haben niemals jemanden reingehen oder rauskommen sehen, hm?« fragte Brown.
    »Na ja, schon. Aber nicht regelmäßig.«
    »Wie soll ich das verstehen, Mrs. Kipp?«
    »Nun, Sie sprachen von einem Freund oder einem Bekannten …«
    »Das ist richtig, aber…«
    »Ich dachte, Sie meinen jemanden, der regelmäßig zu Mr. Haie kam. Ein Freund, wissen Sie? Ein guter Bekannter.«
    »Ich meinte eigentlich irgendwen, jeden«, sagte Kling. »Irgendwen, der herkam und Mr. Haie besuchte. Ganz egal wie oft.«
    »Nun ja«, sagte Mrs. Kipp. »Jemand hat ihn tatsächlich besucht.«
    »Wie oft?« fragte Brown.
    »Dreimal.«
    »Wann?«
    »Im September.«
     
    Als Carella die Limousine am Bordstein vor der First Baptist Church parkte, fing es wieder zu regnen an. Sie warteten fünf oder sechs Minuten und hofften, daß der Regen vielleicht nachließ. Als ihnen klar wurde, daß ihre Hoffnung vergeblich war, stiegen sie aus dem Wagen und rannten zur Kirchentür. Ollie drückte auf einen Klingelknopf rechts neben der Tür.
    Die Kirche befand sich in einem weißen Holzbau, der von zwei sechsstöckigen Mietshäusern eingeklemmt wurde, deren Klinkerfassaden vor kurzem sandgestrahlt worden waren. Es gab ganze Viertel in Diamondback, die schon vor langer Zeit im Sumpf hoffnungsloser Armut untergegangen waren und in denen jegliche Gedanken an Verbesserung und Aufschwung nicht mehr waren als Luftschlösser. Aber die St. Sebastian Avenue hier im 88. zwischen 17th und 21th war der Mittelpunkt einer blühenden Mini-Kommune, die wie eine eigene Kleinstadt wirkte. Auf diesem Straßenstück fand man gute Restaurants, Läden mit einem üppigen Angebot an bestem Fleisch und frischem Gemüse, Kleidermärkte mit Designermode,

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