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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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und der Polizeizeichner befragten an diesem Dienstag vormittag vierzehn Leute. Nur einer von ihnen - Steve Carella - war ein geübter Beobachter, doch sogar er hatte Schwierigkeiten, die beiden Schützen genau zu beschreiben, die am Vortag um zehn Minuten nach neun die Pizzeria betreten hatten. Von allen Zeugen, die zu diesem Zeitpunkt in dem Restaurant waren, konnten sich nur zwei Schwarze und vier Weiße überhaupt an Einzelheiten erinnern. Den weißen Zeugen fiel es schwer, zu schildern, wie der schwarze Schütze ausgesehen hatte. Wenn man sie gebeten hätte, die Unterschiede zwischen Morgan Freeman, Denzel Washington, Eddie Murphy und Mike Tyson zu nennen, hätten sie damit keine Probleme gehabt. Vielleicht. Aber als der Polizeizeichner sie aufforderte, sich unter den zur Auswahl stehenden Augen, Nasen, Mündern, Wangen, Kinn- und Stirnpartien zu entscheiden, sahen alle Schwarzen plötzlich gleich aus. Andererseits wäre es ihnen wahrscheinlich genauso schwer gefallen, einen asiatischen Verdächtigen zu beschreiben.
    Am Ende hing - wie viele andere Entscheidungen in Amerika - das Ergebnis mal wieder von der Rasse ab. Die Schwarzen hatten mehr Glück bei der Beschreibung des schwarzen Tatverdächtigen, und die Weißen hatten mehr Glück mit dem weißen Täter. Die Detectives waren mit dem, was der Zeichner schließlich lieferte, weniger zufrieden. Sie fanden, daß die Skizzen … nun … bestenfalls skizzenhaft waren.
     
    Als Carella und Meyer an diesem späten Dienstag morgen hereinkamen, saß Fat Ollie Weeks allein in einer Nische im hinteren Teil des Restaurants und war in sein Frühstück vertieft. Nachdem er ihr Erscheinen mit einem knappen Kopfnicken quittiert hatte, spießte Ollie mit seiner Gabel ein Würstchen auf und schob es sich sofort in den Mund. Ein Eigelbfaden tropfte von der Wurst auf Ollies Krawatte, wo er eine Kollektion anderer verkrusteter und eingetrockneter Überreste von hastig verschlungenen Frühstücken, Mittagsmahlzeiten und Abendessen vervollständigte. Ollie aß immer, als rechnete er mit einer unmittelbar bevorstehenden Hungersnot. Er setzte die Tasse an die Lippen, trank einen großen Schluck Kaffee, lächelte dann zufrieden und sah schließlich die beiden Cops über den Tisch hinweg an. Er streckte ihnen nicht die Hand entgegen. Cops schüttelten einander nur selten die Hand, noch nicht einmal bei gesellschaftlichen Anlässen.
    »Was führt euch denn hierher?« fragte er.
    »Der Mord von gestern«, sagte Carella.
    »Welcher Mord?« fragte Ollie. Hier in Simbabwe-West, wie er sein geliebtes 88. Revier gerne zu nennen pflegte, gab es an jedem Tag der Woche Morde, zu jeder Minute des Tages.
    »Ein Informant namens Danny Gimp«, antwortete Carella.
    »Den kenne ich«, sagte Ollie.
    »Zwei Revolverhelden kamen in Guido’s Pizzeria marschiert, während wir uns dort unterhielten«, berichtete Carella.
    »Vielleicht waren sie hinter dir her«, äußerte Ollie eine Vermutung.
    »Nein. Ich bin allgemein beliebt«, wehrte Carella ab. »Sie wollten Danny, und sie haben ihn gekriegt.«
    »Wo ist das Guido’s?«
    »An der Ecke Culver und Sixth.«
    »Das ist dein Gebiet, Mann.«
    »Lewiston nicht.«
    »Okay, ich höre.«
    »Ein Kumpel von Danny hat letzten Samstag an einem Pokerspiel teilgenommen«, sagte Meyer. »An der Lewiston Avenue.«
    »Er traf dort einen Killer aus Houston, der ihn später zu ein paar Drinks, ein wenig Gras, schnellem Sex und einem Streifen Roofers einlud.«
    »Hm-m«, sagte Ollie und winkte der Kellnerin. »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Lewiston ist oben im 88. Revier.«
    »Und? Soll ich etwa jedes beschissene kleine Kartenspiel im Revier beobachten?« fragte Ollie. »Ich möchte noch ein getoastetes Zwiebelbrot mit Schmelzkäse«, bestellte er bei der Kellnerin. »Wollt ihr auch was, Leute?«
    »Nur Kaffee«, sagte Meyer.
    »Ebenfalls«, schloß Carella sich an.
    »Haben Sie das?« fragte Ollie die Serviererin, die mit dem Kopf nickte und zur Theke ging. »Glaubt ihr, dieses Kartenspiel führt euch zu den Schützen?«
    »Nein, wir glauben, es bringt uns zu dem Killer aus Houston.«
    »Die Welt ist heutzutage voll von Mördern, nicht wahr?« sagte Ollie philosophisch. »Glaubt ihr, daß zwischen dem Killer aus Houston und euren beiden Pizzeria-Schützen eine Verbindung besteht?«
    »Nein.«
    »Was wollt ihr dann …«
    »Arbeiten Sie nicht im 83. Revier?« wollte die Kellnerin wissen, während sie Ollies Zwiebelbrot und die beiden Kaffees servierte.
    »Ich habe

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