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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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sahen diese Typen aus?« fragte Ollie. »Ich meine die, die mit ihr im Hinterzimmer waren.«
    »Wer weiß schon, wie diese Heinis aussehen?«
    »Ähnelte einer von ihnen einem Jamaikaner?«
    »Wie sieht ein Jamaikaner aus?«
    »Dieser hatte helle Haut, blaugrüne Augen und schwarze Locken. Etwa einsfünfundachtzig groß, breite Schultern, schmale Hüften, ein nettes Lächeln und einen hübschen Akzent.«
    »Wenn ich so einen hier sehen würde«, sagte Ruby, »würde ich ihn sofort fragen, ob er mich heiraten will.«
     
    Am Mittwoch war der Äther voller Meldungen über Danny Gimp und seine beiden Mörder. Ermordete Polizeispitzel erregen normalerweise nicht sehr viel Aufmerksamkeit. Solange sie nicht an einem öffentlichen Ort wie einer Pizzeria, am hellichten Tag und in einer Woche getötet werden, in der das Fernsehen nach Stoff hungert, um die Sensationsgier des klatschsüchtigen amerikanischen Publikums zu wecken und zu fesseln. Das Erhängen eines unscheinbaren alten Mannes in einem schäbigen kleinen Apartment in einem armen Viertel der Stadt war nichts im Vergleich mit zwei eiskalten Scharfschützen, die während der Frühstückszeit in eine Pizzeria stürmten und um sich ballerten wie Butch Cassidy und Sundance Kid, nur daß einer der beiden schwarz gewesen war.
    In einer Stadt, durch die ein Rassengraben verläuft, war schon rassische Symmetrie ein Grund für allgemeine Begeisterung. Denn hier, wenn schon nirgendwo anders, schienen ein Schwarzer und ein Weißer in perfekter Harmonie zusammengearbeitet zu haben, um die Erde vom verkommensten aller menschlichen Wesen zu säubern, dem Informanten. Danny Gimp, zu Lebzeiten unauffällig und unbeachtet, wurde im Tode zu einem umgedrehten Märtyrer, zu einem Mann, der durch seine Auslöschung Berühmtheit erlangte. In einer Zeit, in der Kriege mit Namen versehen wurden wie Mini-Serien im Fernsehen, traten Danny und seine beiden dreisten Mörder aus der Wirklichkeit in die Welt der künstlich erscheinenden Wahrheit und erlangten für einen Moment einen Bekanntheitsgrad, der den mythischen Bösen und ihren Richtern und Henkern schon seit jeher reserviert war. Sie waren Mörder, aber der Weiße Rächer und der Schwarze Rächer hatten die Ratte hingerichtet. Angesichts des durch das Fernsehen geweckten Interesses hätte man annehmen können, daß man dem Pfeffer-und-Salz-Rächerpaar einen Orden verleihen und mit einer Parade die Hall Avenue hinuntergeleiten würde, sobald man es erst einmal gefaßt hatte.
    An diesem Mittwoch abend brachten alle fünf Fernsehsender Meldungen über Danny Gimp, den schwarzen und den weißen Schützen und das farblich ebenso ausgeglichene Detectivepaar - Brown und Kling -, die als erste dem Notruf nachgegangen waren. Die sprechenden Köpfe in den Kabelkanälen traten plappernd in Sendungen auf, deren Titel die Worte »Pizza«, »Schießerei«, »Terror«, »Auseinandersetzung« und »Hinterhalt« in verschiedenen einfallslosen Kombinationen enthielten. Es wurden endlose Debatten darüber geführt, ob ein Polizeiinformant wirklich eine »Ratte« war, man diskutierte, weshalb der illegale Waffenbesitz in Amerika in einem so erschreckenden Maß zunahm und ob es nicht ein genialer politischer Schachzug war, daß ein schwarzweißes Team von Detectives in einem Fall ermittelte, an dem ein schwarzer und ein weißer Revolverheld beteiligt waren.
    Der Donnerstag kam und verstrich.
    Desgleichen Freitag und Samstag.
    Und der Sonntag.
    Und plötzlich brach eine neue Woche an.
    In alten Zeiten veranstaltete die Polizeibehörde jeden Montag- und Donnerstagmorgen ein Defilee. Detectives aus allen Revieren der Stadt versammelten sich in der Turnhalle des Präsidiums, wo der Chief of Detectives jeden Kriminellen präsentierte, der in der vorangegangenen Nacht dingfest gemacht worden war. Das geschah, um die Angehörigen der Gesetzesvertreterfraktion mit den Sündern in der Stadt vertraut zu machen. Dabei ging man davon aus, daß die Bösen ihr ganzes Leben lang böse bleiben würden und es ganz gut wäre, wenn man sie auf der Straße schon von weitem erkannte.
    Mittlerweile fanden solche Defilees nur noch zum Zweck der Identifikation statt, wobei der Tatverdächtige auf einer hell erleuchteten Bühne zwischen fünf unschuldigen Personen stand, von denen zwei gewöhnlich Detectives waren. Alldieweil saß das Verbrechensopfer hinter einem Einwegspiegel und versuchte, einen Treffer zu landen. Aber es gab auch noch eine andere Art von Defilee, und das fand in

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