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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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begann die Masse von Makowski abzufließen. Wie heißes Wachs lief sie von seinem erstarrten Gesicht. Ein dicker, gewundener Klumpen verließ seinen Mund mit dem Geräusch, das Fische erzeugten, wenn man sie ausweidete. Makowski begann zu zucken, zu würgen, zu keuchen und zu zittern. Das schwarze Zeug glich lebendem Gewebe, fleischig und zuckend. Man konnte sehen, wie sich fremdartige Muskulatur unter dieser neoprenartigen Haut bewegte.
    Gott, es lebt ... lebende Schwärze.
    Für einen winzigen, irrsinnigen Moment sah Menhaus ein Gesicht in der Schwärze. Die glatte, glänzende Nachäffung eines Frauengesichts, das ihn angrinste – doch dann schmolz es weg, als hätte es nie existiert.
    Er wollte schreien.
    Er wollte, aber seine Kehle hatte sich zu einem winzigen Loch verschnürt. Zitternd hielt er die Kerze näher an die zurückweichende schwarze Masse. Sie bewegte sich jetzt schneller, suchte nach Dunkelheit, in der sie sich verstecken konnte. Einen kurzen, wahnsinnigen Augenblick lang sah man sie noch huschen und flattern, dann verschwand sie in den Schatten oder verschmolz mit ihnen.
    Hilflos stand Menhaus da. Die Kerze flackerte wild in seiner zitternden Faust und warf albtraumhafte Schatten an die Wände. Er wollte schreien, heulen, in Tränen ausbrechen, aber seine Lippen schienen wie zugeklebt.
    Makowski dagegen fand seine Stimme wieder. In einem hohen, verrückten Jaulen, das die Kabine ausfüllte und durch die unbewegte Luft hallte und dröhnte. Er polterte aus der Koje und schrie und heulte und saugte in schweren, pfeifenden Atemzügen die Luft ein. Er stieß gegen Menhaus, der fast die Kerze fallen gelassen hätte, aber nur zu gut wusste, dass er sie nicht verlieren durfte. Denn wenn sie ausging, wenn sie ausging ...
    Makowski klammerte sich an seine Beine wie ein verängstigtes Kleinkind. Mit starr aufgerissenem Mund versprühte er Speichel und Entsetzen: »ES IST AUF MIR KANN NICHT ATMEN KANN NICHT ...«
    Zuerst versuchte Menhaus, ihn wegzustoßen, doch dann kniete er sich hin und stellte die Kerze auf den Boden, damit ihr Licht die Dunkelheit in Schach hielt. Er packte Makowski bei den Schultern, als wollte er den Wahnsinn aus ihm herausschütteln. Makowski kämpfte in seinen Armen wie ein gestrandeter Lachs, zuckte und wand sich, schlug um sich, außer sich vor Panik.
    »HÖR AUF!«, schrie Menhaus. »HÖR AUF! MAKOWSKI! HÖR AUF! ES IST WEG, VERDAMMT! ES IST WEG, HÖRST DU?«
    Schließlich ließ Makowski sich in Menhaus’ Arme fallen, kraftlos, gewichtlos, rollte sich in seinem Schoß zusammen wie ein krankes Kind, zitternd und schweißnass. Immer wieder ballte er die Fäuste und lockerte sie.
    Jetzt kam auch Saks aus seiner Koje gestiegen. »Was ist?«, wollte er wissen. »Was zur Hölle ist los?«
    Aber was sollte Menhaus darauf antworten? Die Schatten haben uns angegriffen? So etwas zu sagen, klang viel irrsinniger, als es selbst zu sehen. Also schwieg er und spürte, wie sein Herz raste und sein Atem stoßweise kam.
    Saks starrte ihn an. »Also? Was um alles in der Welt schreit ihr beiden Pussys hier so rum?«
    Menhaus hatte das plötzliche, irrationale Bedürfnis, aufzulachen. Aber er tat es nicht. Stattdessen fand er seine Stimme wieder. »Ich hab’s gesehen. Bei Gott, Saks, ich hab’s gesehen. «
    »Na sicher doch«, sagte Saks.
    »Leck mich, Saks. Was zum Henker glaubst du denn, was passiert ist?«, fuhr Menhaus ihn mit wütendem Blick an. »Glaubst du, wir beide haben den Scheiß geträumt?«
    Makowski sagte gar nichts. Seine geweiteten Augen wirkten glasig. Wo immer er sich befand – es war ein einsamer und nicht besonders fröhlicher Ort.
    Es klopfte an der Tür, und Cook rief: »Was ist da bei euch los? Schließt die verdammte Tür auf!«
    Mit einem leisen Kichern öffnete Saks die Tür. »He, Cook, komm rein ... wir haben einen Geist hier.«
    Menhaus half Makowski in seine Koje. »Ich hab nichts von einem Geist gesagt«, protestierte er. »Von Geistern hab ich nicht geredet!«
    »Okay, Pfläumchen, nenn’s, wie du willst – Geist, Gespenst, Buhmann. Oh Mann, Menhaus, ich wette, du machst noch ins Bett!«
    »Leck mich am Arsch.«
    »Okay, okay«, unterbrach Cook den Streit. »Beruhigt euch. Erzähl mir einfach, was passiert ist. Saks? Halt bitte dieses eine Mal die Klappe!«
    Menhaus, der einen Verbündeten witterte, berichtete Cook alles. Eigentlich gab es nicht viel zu erzählen, und als er endete, war er sich nicht einmal sicher, ob er es überhaupt selbst glaubte. Es klang wie

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