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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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führen. Und ich will wissen, wohin genau.«
    »Es gibt hier eine Strömung«, fügte Marx hinzu. »Und sie zieht uns in diese allgemeine Richtung. Früher oder später werden wir da landen, da können wir uns genauso gut einen abrudern und ’n Blick drauf werfen, bevor es einen Blick auf uns wirft.«
    Chesbro sah aus, als wollte er etwas sagen, schwieg dann aber.
    Was George für eine gute Idee hielt.
    Marx erklärte ihnen, dass jeder, der an diesem Ort ausgespuckt wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit in die gleiche Richtung trieb. Wenn es also noch andere Überlebende gab, konnten sie ihnen dort möglicherweise begegnen. »Und wer weiß? Wenn dies hier derselbe Ort ist, der schon seit Gott-weiß-wann Schiffe und Flugzeuge aus dem Bermudadreieck und der Sargassosee saugt, dann sind die wahrscheinlich auch alle da vorne. Jesus, wir könnten vielleicht ein gutes Boot finden ... ein paar gute Motoren und Benzin! ... Scheiße, ich könnte uns nach Hause bringen oder es wenigstens versuchen.«
    Und das, sagte sich George, war ein ebenso guter Grund, überleben zu wollen, wie jeder andere – einen besseren konnten sie hier nicht finden.
    Es war eine hochgesteckte Hoffnung – aber besser, als sich treiben zu lassen und vor sich hin zu brüten. Er hatte ein wenig das Gefühl, dass sie am Rande einer Offenbarung standen. Er hoffte nur, dass sie nicht große Zähne und einen leeren Magen mitbrachte.
    18
    Als Menhaus erwachte, wusste er instinktiv, dass etwas nicht stimmte.
    Flatternd öffneten sich seine Augenlider. Er konnte es nicht an etwas Konkretem festmachen, aber er spürte es, so wie man es spürt, wenn jemand in der Dunkelheit bei einem ist. Man muss ihn nicht sehen oder hören, man kann ihn fühlen. Ein aufdringliches Gefühl von Präsenz ... nicht weniger spürbar als Fingernägel, die einem über das Rückgrat fahren.
    Saks schnarchte sanft.
    Menhaus konnte Makowski nicht sehen. Es war zu düster in der Kabine. Schatten nisteten wie Schlangen, fanden einander, paarten sich und gebaren eine glitschige Brut wimmelnder Dunkelheit.
    Menhaus versuchte, sie wegzublinzeln, denn diese Dunkelheit hatte etwas eindeutig Unnatürliches .
    Er horchte. Ja, er konnte sie hören. Er konnte die Dunkelheit hören .
    Nur das subtile Flüstern einer Bewegung, aber er spürte es, fühlte es irgendwie. Und jetzt hörte er es: ein feuchtes Schleifen. Als würde eine nasse, mottenzerfressene Decke über den Boden gezogen. Er schluckte, stützte sich auf die Ellenbogen, reckte den Hals, lauschte. Da. Er hörte es wieder. Ein verstohlenes Geräusch, heimliche Bewegung. So mussten sich Schlangen im Dunkeln anhören – aber es waren keine Schlangen, so viel stand fest. Nicht hier. Nicht auf diesem toten Schiff auf diesem endlosen Friedhofsmeer. Nein, eine heimliche, intelligente Bewegung. Das Geräusch von etwas, das sich bemühte, leise zu sein. Etwas, das wusste, dass jemand lauschte, und das versuchte, nicht bemerkt zu werden.
    Am liebsten hätte er es auf seine Einbildung geschoben, auf seine Nerven, aber für solche Erklärungsversuche war es zu spät. Denn er konnte es nicht nur hören, sondern auch riechen.
    Ein kräftiger, feuchter Geruch. Der Gestank vom Boden eines brackigen Tümpels.
    Vorsichtig tastete Menhaus nach seinem Feuerzeug und klickte es an.
    »Saks?«, flüsterte er. »Saks?«
    Nichts. Saks schlief tief und fest.
    Nichts als diese raschelnde, atmende Bewegung.
    Menhaus schwang ein Bein über den Rand der Koje und sprang heraus – aber leise, so wie eine Katze, die sich geräuschlos auf den Boden fallen lässt. Er nahm eine der Kerzen, die sie in der Messe gefunden hatten, und zündete sie an.
    Makowskis Koje war leer.
    Nein, nicht leer. Nicht ganz. Eine Form gab es darin, eine Gestalt, das Gefühl von etwas Festem. Makowski, ja, aber eingehüllt in ein Netz aus Schatten.
    Allerdings bewegte sich der Schatten nicht – er löste sich nicht auf, als das Licht auf ihn fiel.
    Als er sich Makowski mit der Kerze näherte, zog sich die Dunkelheit nicht zurück. Sie lag auf ihm wie ein Leichentuch. Schwärzer als schwarz, glitzernd und feucht, ein Ölfleck aus Schatten. Als das Licht auf ihn fiel, schien er beinahe zu erzittern, als sei er gar kein Schatten, sondern nur etwas, das vorgab, einer zu sein.
    Menhaus spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte.
    Makowski wurde vollständig von diesem Zeug eingehüllt.
    Er sah aus, als hätte man ihn in Teer getunkt.
    Als Menhaus die Kerze näher an die Koje heranhielt,

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