DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
ließ.
Und wenn er gewann – dann hieß es aufpassen.
Cook wusste nicht recht, an welchem Punkt der Zusammenbruch erfolgt war. Vielleicht war er schon lange im Anmarsch gewesen und das, was er auf dem anderen Rettungsboot gefunden hatte, hatte ihm nur den letzten Stoß versetzt. Denn es machte ihm schwer zu schaffen.
Blut. Die Algen voller Blut. Sie hatten den armen Kerl, der auf dem Boden des Bootes lag, ausgesaugt. Er war wahrscheinlich ohne Bewusstsein und über alle Schmerzen hinaus, aber was, wenn er nur gelähmt war, nur bewegungsunfähig? Wenn er genau wusste, was geschah, aber nichts dagegen ausrichten konnte? Wenn er nur zu schwach war? Großer Gott, wie lange konnte man seinen Verstand beieinanderhalten, wenn einem von parasitären Algen das Blut ausgesaugt wurde?
Und ich habe ihn dort zurückgelassen, dachte Cook wütend voller Schuldgefühle und wilder, selbstzerstörerischer Gedanken, die er nicht genau fassen konnte. Ich habe das arme Schwein da zurückgelassen ... um ihn weiter aussaugen zu lassen ...
Was für ein Tod! So wie der Mann aussah, hatte er wohl schon zu viel Blut verloren. Selbst wenn sie ihn befreit hätten, wäre er wahrscheinlich nie mehr aufgewacht. Das versuchte Cook sich immer wieder einzureden, aber besser ging es ihm deswegen nicht. Er hätte den Mann zumindest erlösen sollen. Ihm eine Kugel in den Kopf schießen oder die Kehle durchschneiden müssen – irgendwas!
Aber er hatte es nicht getan.
Gar nichts hatte er getan.
Als er diese verdammten Algen durchgeschnitten hatte ... und sie dabei bluteten und heißes Blut über seine Hände spritzte ... nun, das hatte ihn einfach überfordert. Und als er diese kleinen Saugnäpfe vom Hals des Mannes riss, da rastete etwas in ihm aus. Die brutale, schockierende Erkenntnis, dass diese Pflanzen sich von Blut ernährten, dass die Natur sie dazu erschaffen hatte, andere Lebewesen auszusaugen – das wurde ihm alles zu viel.
Selbst jetzt fühlte er noch das schmierige Fleisch dieser Pflanzen, das Blut auf seinen Händen.
Saks beobachtete ihn.
Cook drehte sich nicht um, musste es gar nicht tun. Er spürte das hungrige Starren auf seinem Rücken, die sondierenden Augen. Oh ja, er spürte sie nur zu gut. Sie suchten nach einem Anzeichen von Schwäche, nach etwas, das sie zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen konnten.
Eine brennende Hitze rührte sich in Cooks Magen, und er drehte sich um. Natürlich starrte Saks ihn mit seinem frechen Grinsen an.
»Was ist? Was glotzt du so?«
Das Grinsen wurde breiter. Saks wusste, dass er einen wunden Punkt gefunden hatte. »Was ist los, Cook? Warum so empfindlich? Nagt was an dir?«
»Was sollte an mir nagen?«
»Ich weiß nicht, aber irgendwas ist da. Ist der Häuptlingsposten ein bisschen zu viel für dich?«
Cook spürte, wie seine Unterlippe bebte. »Der wäre in unserer Lage wohl für jeden ein bisschen zu viel.«
»Armer Cook. Hat sich mehr auf den Teller getan, als er essen kann.« Das Grinsen war jetzt so breit, dass es wie eine Messerwunde in Saks’ Gesicht aussah. »Manche Leute sind eben nicht dafür geschaffen, Cook. Manche haben nicht das Zeug dazu. Und du, mein Freund, hast es ganz sicher nicht.«
»Na gut, das mag sein, Saks, aber wer sollte es sonst machen?«
Saks zuckte die Schultern. »Mal überlegen. Wie wär’s mit dir, Fabrini? Willst du nicht unser Anführer sein?«
Fabrini starrte ihn und Cook mit einer stumpfsinnigen Leere in den Augen an. »Nein ... nein, damit will ich nichts zu tun haben.«
Saks hob noch einmal die Schultern. »Na ja, dann haben wir natürlich noch Menhaus. Er ist ein wahres Wunder an Stärke. Und Crycek? Klar, vielleicht erfordert eine bekloppte Situation ja einen bekloppten Anführer.«
Crycek ignorierte ihn.
Cook konnte nur mit Mühe seine Atmung unter Kontrolle halten. Er war kurz davor, zu hyperventilieren. »Also bleibt noch wer? Du, Saks? Du?« Cook lachte. »Saks, nimm’s mir nicht übel, aber dich zum Anführer zu machen, wär so, als ob man einem Kinderschänder die Leitung einer Grundschule überträgt.«
»Was zur Hölle meinst du damit?«
»Ich meine, du bist eine gottverdammte Null. Ich meine, du hast einfach nicht den Mumm für den Job. Ja, ich hab dich beobachtet, Saks, und wenn die Scheiße richtig ins Dampfen gerät, bist du der Erste, der kneift. Du kümmerst dich nur um deine eigene Haut. Du kannst noch so sehr den harten Mann raushängen lassen, du kannst deine Einschüchterungsspielchen betreiben bis zum Abwinken, aber
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