DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
das ändert nichts an der Wahrheit – dass du schwach bist. Innerlich bist du weich und feige und rückgratlos und ...«
»Halt deine gottverdammte Fresse!«, schrie Saks ihn an, und seine Stimme hallte laut durch den Nebel.
Ah, wer drückte jetzt bei wem die Knöpfe?
»Nimm’s nicht so schwer, Saks.« Cook blieb ganz ruhig. »Wir wissen es doch alle. Wir wissen, dass du nicht mal in der Lage wärst, einen Hotdog-Stand zu führen. Aber weißt du was? Es erstaunt mich jedes Mal aufs Neue, dass solche feigen, blöden Arschlöcher wie du immer wieder an der Spitze landen. Ich kann’s nicht fassen. Aber du weißt, was man sagt: Scheiße schwimmt oben.«
Nun, da war sie.
Die Einladung an Saks, das Messer zu ziehen, sich auf ihn zu stürzen und zuzustechen. Und wahrscheinlich konnte er sogar noch eine gute Show abliefern, bevor Cook ihm eine Kugel in den Bauch schoss.
Aber Saks saß nur da, die Augen verengt und voller Hass. Mehr tat er nicht. Dasitzen, innerlich kochen und böse Blicke verteilen. Nur heiße Luft und nichts dahinter.
Fabrini gluckste. »Mann, jetzt hast du’s Saks aber gegeben, Cook, das kann man wohl sagen. Riecht ihr das auch, Jungs? Ich glaub, Saks hat sich gerade in die Hose geschissen.«
Jetzt musste Saks das Messer ziehen.
Von Cook konnte er sich so etwas gerade noch gefallen lassen, aber nicht von Fabrini. Auf gar keinen Fall von Fabrini. Nie im Leben. Er zückte sein Messer, und seine Augen wurden schwarz, und Fabrini zog sein Messer. Jetzt war es so weit. All die siedenden schwarzen Gifte kochten endlich über, und Menhaus und Crycek konnten sie nicht aufhalten, und Cook schaffte es auch nicht.
Diesmal nicht.
Er hatte Mordgedanken. Denn es hieß ja, es brauchte nur einen verfaulten Apfel, um die ganze Ernte zu verderben, und Saks wirkte durch und durch verfault. Dreckig und finster und giftig bis ins Mark. Wie ein Geschwür, das herausgeschnitten werden musste, bevor es den ganzen Körper infizierte. Deshalb wollte Cook sich nicht einmischen. Sollte Fabrini doch Saks ruhig töten, und wenn es ihm nicht gelang, konnte Cook es immer noch selbst erledigen. Denn er konnte nicht Tag für Tag in diesem Albtraum weitermachen, wenn Saks ständig auf allen herumhackte.
»Na los, Fabrini«, sagte Cook mit leiser und ruhiger Stimme. »Bring dieses nutzlose Arschloch um. Meinen Segen hast du.«
Fabrini grinste.
Ein Anflug von Zweifel trat auf Saks’ Gesicht. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Cook war die Stimme der Vernunft, er sollte einschreiten, sich zwischen sie stellen, einen kühlen Kopf bewahren und all das. Aber Cook wollte, dass es geschah. Wollte es wirklich, und das war das Letzte, womit der alte Draufgänger Saks gerechnet hatte. Gewalt war ihm nicht unbekannt. Er kniff nicht so schnell den Schwanz ein – vor allem, wenn er sich im Vorteil befand. Es handelte sich nicht um seinen ersten Kampf mit einem Messer, aber Fabrini war jung, stark und muskulös, und das gefiel ihm nicht. Und Fabrini sah rot, war über alle gesellschaftlichen Tabus hinaus, die ihn bisher zurückgehalten hatten. Er konnte jetzt jemanden umbringen, und Saks wusste das.
Fabrini sprang auf, das Rettungsboot schaukelte.
Saks stand auf und wusste, dass es kein Zurück gab.
»Dann komm doch, du Schwuchtel«, sagte er.
Und Fabrini rückte vor, geduckt und langsam. Er wusste, dass er körperlich im Vorteil war. Saks mochte mit solchen Sachen mehr Erfahrung besitzen, aber er ging auf die 60 zu, hatte Übergewicht, und seine besten Zeiten an den Häfen und auf den Baustellen lagen weit hinter ihm.
»Was ist das?«, rief Menhaus. »Da drüben ... was zur Hölle ist das?«
Saks sah nicht hin, aber die anderen. Auch Fabrini.
Da schwamm etwas. Es sah aus wie ein großer Klumpen Seetang, der sich losgerissen hatte und auf dem Wasser trieb – direkt auf das Rettungsboot zu.
»Algen«, sagte Cook. »Seetang.«
Aber schon als er die Worte aussprach, regten sich erste Zweifel. Seetang? Nein, das sah eigentlich nicht nach einem harmlosen Klumpen Algen aus, eher nach einem behaarten Kopf direkt unter der Wasseroberfläche. Das war natürlich kompletter Blödsinn, aber es ging Cook als Erstes durch den Kopf. Der riesenhafte Kopf einer Frau, deren Haare sich in alle Richtungen ausbreiteten. Und wenn es sich doch um Algen handelte, dann um andere – nicht die üblichen Ranken, Stängel und Blätter der Gewächse, aus denen sich der Tangteppich zusammensetzte. Nein, diese Haare oder Ranken, oder was immer sie
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