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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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nicht trauen. »Na, Sie können einem ja Mut machen«, schnaufte er.
    »Und planschen Sie nicht so herum«, riet Gosling ihm. »Lehnen Sie sich einfach zurück, so wie ich. Die Jacke trägt Sie schon. Mit diesem ganzen Aufruhr erregen Sie nur unerwünschte Aufmerksamkeit.«
    »Haie?«
    »Nein«, sagte Gosling. »An Haie dachte ich eigentlich weniger.«
    George fühlte sich gerade nicht mutig genug, um näher darauf einzugehen. Keine Haie? Was dann?
    »Keine Panik. Wir schaffen das schon. Aber es ist Unsinn, mit Wassertreten Energie zu verschwenden, wenn es nicht nötig ist.«
    George schluckte und ließ sich treiben. Gar nicht mal schlecht. Fast schon entspannend, so auf dem Wasser zu schaukeln.
    »Gibt es hier wirklich Haie?«, wollte er wissen.
    »Wer weiß? Wir sind auf dem Ozean, George, hier leben eine Menge Tiere. Es ist ein Ökosystem wie jedes andere.«
    Scheiße. »Werden sie uns erwischen?«
    »Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe.« Offenbar war ihm die Panik in Georges Stimme nicht entgangen. »Okay, hören Sie zu, und hören Sie gut zu. Es gibt zwei Sachen, von denen Haie angelockt werden. Das Erste ist das, was Sie eben getan haben: Herumplanschen. Wenn Sie das tun, lenken Sie Aufmerksamkeit auf sich. Sie senden die gleichen Signale aus wie ein Fisch in Not. Das Zweite, was Haie anlockt, ist Blut. Die Biester können es im Wasser riechen, angeblich über Kilometer hinweg. Also zappeln Sie nicht herum und bluten Sie nicht. Ganz einfach.«
    George sondierte jeden Schmerz und jede Blessur seines Körpers, um herauszufinden, ob er sich irgendwo geschnitten hatte. Anscheinend nicht. »Sie haben sich da auf dem Schiff doch nicht ihr Bein aufgerissen, oder?«
    »Nein, nur ein bisschen verdreht. Entspannen Sie sich. Warten Sie auf die Dämmerung. Das wird schon.«
    Der hatte leicht reden, dachte George trübsinnig. Großer, starker Matrose. Aber George war kein Seemann. Im Anschluss an diese Party würde er mitten auf den Kontinent nach Kansas ziehen und nie wieder ans Meer fahren. Wahrscheinlich nicht einmal schwimmen gehen. Und wenn doch, dann in einem Gewässer, wo es nichts Größeres gab als Kaulquappen, vielen Dank auch.
    Und jetzt fielen ihm auch andere Sachen wieder ein. Die Panik ... das Feuer, die Schreie, das Durcheinander ... der Untergang des Schiffs – das alles hatte die anderen Faktoren für eine Weile ausgeblendet –, diese finsteren Gedanken über den grässlichen Nebel und die Geschichten, die sich um ihn rankten. Dieses hübsch unterhaltsame Zeug über das Bermudadreieck und dergleichen.
    Jetzt war alles wieder da.
    Jetzt nagte es wieder an ihm, und es hatte Zähne.
    Er dachte: Was ist, wenn an diesen ganzen dämlichen Ammenmärchen was dran ist? Es ist schlimm genug, Schiffbruch zu erleiden, aber Schiffbruch in einer bescheuerten Todeszone, die Boote und Menschen frisst und bei lebendigem Leibe verschlingt ...
    Das war wirklich übel, nicht wahr?
    Und es beschränkte sich nicht nur auf diesen komischen Nebel und das alles. Da gab es auch noch das Meer selbst. So ruhig, so warm. Unnatürlich warm, wie ihm schien. Und seine Konsistenz fühlte sich nicht richtig an. Nicht wie Wasser. Zu ölig, zu dick, zu ... was auch immer. Als sei es gesättigt mit aufgelösten Sedimenten, eher Gelatine als Wasser. Es hinterließ einen schmierigen Rückstand auf der Haut.
    Und es stank. Wie etwas, das unter einem Holzklotz verfaulte.
    George sog scharf die Luft ein. Er versuchte, die Angst und die Unsicherheit niederzuringen, sich zusammenzureißen, was gar nicht so leicht war. Er fühlte sich, als bestünden seine Nerven und seine Entschlossenheit nur aus Bindfaden und Spucke.
    Jetzt ging es allein ums Überleben. Um nichts anderes. Das durfte er nicht vergessen.
    »Glauben Sie, es dauert lange, bis wir gerettet werden?«, fragte er Gosling. Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen – einem atemlosen Piepsen – musste er sich anhören wie ein kleines Kind, das gerne bestätigt haben wollte, dass wirklich keine Monster im Schrank oder unter dem Bett lauerten.
    »Kommt drauf an.« Goslings Stimme war praktisch ein Flüstern. Ein sehr vorsichtiges Flüstern.
    »Worauf?«
    »Auf eine Menge Dinge«, erklärte er. »Wenn die Strömung uns von den Schifffahrtsrouten wegtreibt, kann es eine Weile dauern. Wenn nicht, müssten wir bald auf ein Schiff stoßen. Vielleicht am Morgen oder Nachmittag. Hoffentlich. Wenn nicht ... na ja, morgen Abend werden wir in Cayenne überfällig sein – oder heute Abend,

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