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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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und sagte sich, dass sie mit dem zufrieden sein sollten, was sie besaßen, denn ihre Lage hatte sich definitiv verbessert. Und darüber sollte er sich doch eigentlich freuen. Aber er freute sich nicht, und zufrieden war er schon gar nicht.
    »Paul«, sagte er und merkte, dass er Gosling jetzt zum ersten Mal mit dem Vornamen anredete. »Paul ... was zur Hölle ist hier eigentlich los? Der Nebel, der Schiffbruch ... irgendwas stimmt da doch nicht, und das wissen wir beide. Auf dem Schiff mussten Sie Ihre Zunge hüten, weil ich ein Passagier war und Sie die Verantwortung trugen. Aber jetzt spielt das keine Rolle mehr. Also: Wo um alles in der Welt sind wir?«
    Gosling presste die Lippen aufeinander. Er wirkte ernst. Wahrscheinlich versuchte er, sich eine Lüge zurechtzulegen, eine Halbwahrheit, etwas, womit er George Mut machen konnte. Aber dann schüttelte er nur den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch seinen allmählich ergrauenden Bürstenhaarschnitt. »Ich weiß es nicht, George. Ich weiß genauso wenig, wo wir sind oder wie wir hierhergekommen sind, wie Sie.« Er trank einen Schluck Wasser. »Seeleute erzählen gerne Geschichten, und eine, die seit Ewigkeiten immer wieder aufgewärmt wird, ist die über die Sargassosee, das Teufelsdreieck, das Meer der Verlorenen Schiffe, oder wie immer Sie es nennen wollen – ein schrecklicher Ort, von dem Schiffe und ihre Besatzungen niemals zurückkehren ...«
    Er erzählte George die Geschichten über das mythische Sargassomeer und erklärte ihm, dass in Wirklichkeit nichts Mysteriöses dahintersteckte. Tatsächlich seien viele Schiffe hier verschwunden und man habe viele Wracks gefunden, aber ob es wirklich schlimmer war als in anderen Meeresregionen, wusste auch Gosling nicht. Bei der Sargassosee handelte es sich um ein Algenmeer, eine Wasserwüste mit treibenden Seetangbänken, manche so groß wie Inseln. Eine Art Wirbel, dessen Randströmungen in der Mitte ein großes totes Gebiet voller Seetang schufen. In der Zeit der Segelschifffahrt gerieten hier oft Schiffe in eine Flaute, und nicht wenige blieben für immer. Als man sie fand, waren sie von Skeletten bemannt. Und die Seeleute, die es nach Hause schafften, erzählten unschöne, beunruhigende Geschichten über seltsame Erscheinungen, die sie gesehen hatten.
    »Aber das bedeutet gar nichts, George. Wirklich nicht. Nichts davon beweist etwas«, beteuerte er und versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu relativieren. »Für die meisten dieser Vorkommnisse gibt es ganz normale logische Erklärungen. Aber die meisten Seeleute ziehen die haarsträubenderen Erklärungen vor. Mit Gespenstergeschichten kann man sich besser die Zeit vertreiben.«
    George gefielen die Geschichten nicht, und er glaubte sie genauso wenig wie Gosling – aber sie könnten einiges erklären, und das machte ihn ungeheuer nervös.
    »Und Sie sagen, unsere letzte bestätigte Position befand sich am Rand der Sargassosee? Der echten Sargassosee?«, fragte er.
    Gosling nickte. »Stimmt. Und dann, na ja ...«
    Aber den Teil kannte George.
    Wie der Nebel über sie hinwegrollte, die Luft weggesaugt wurde – und sie dann völlig orientierungslos umherirrten und alle Navigationsinstrumente verrücktspielten. Ja, den Teil kannte er gut. Gosling wollte das alles als Unsinn abtun, aber sobald man die Katze einmal aus dem Sack gelassen hatte, war es gar nicht so leicht, sie wieder einzufangen und zurückzustecken.
    »Und wenn doch etwas dran ist, Paul? Wenn wir in eine dieser Todeszonen gefahren sind, die Sie erwähnt haben, in ein totes Meer? Was dann? Was um alles in der Welt wird dann aus uns? Was können wir tun?«
    Aber Gosling schüttelte nur hilflos den Kopf.
    Er nahm den Leuchtstab und ging zum Eingang des Verdecks, wo er den Zug der Treibankerleine überprüfte. Er erklärte George, dass es zwar windstill war, sie sich aber trotzdem bewegten, da sie von einer wahrscheinlich unterseeischen Strömung langsam weitergezogen wurden.
    »Der Anker wird dafür sorgen, dass wir uns einigermaßen geradeaus bewegen«, fügte er hinzu. »Denn ... ja, wir bewegen uns ... die Ankerleine steht unter Spannung. Wir werden irgendwohin gezogen.«
    George hockte neben ihm und beobachtete, wie sich der Nebel draußen bewegte. Er reflektierte das rote Licht der Blinkleuchte an der Spitze des Floßes. Ansonsten wirkte der Nebel manchmal trüber, manchmal heller. Das Licht, das er spendete, entsprach ungefähr der Helligkeit während der Dämmerung – man konnte etwas

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