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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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streckte ihre runzligen weißen Finger nach ihm aus, und ihr Mund öffnete sich wie ein schwarzes, brodelndes Atemloch.
    Und George schrie.
    Er schrie, bis sie verschwand, sich in Luft aufgelöst hatte, und er hörte seine Stimme durch den Nebel hallen, zu etwas anderem werden und in einem Dutzend spottender Stimmen zu ihm zurückkehren. Keine von ihnen klang wie seine eigene.
    Dann lag eine Hand auf seiner Schulter und schüttelte ihn, und Gosling rief ihm etwas ins Ohr.
    »Was?«, fragte George. »Was?«
    »Was ist los?«, wollte Gosling wissen. Seine kräftigen, sicheren Hände hielten Georges Schultern. »Was zum Teufel ist los?«
    Cushing und Soltz starrten ihn mit unverhohlenem Entsetzen an.
    Aber George konnte ihnen nicht erzählen, was er gesehen hatte, denn er war sich selbst nicht sicher. Deshalb begnügte er sich mit der erstbesten Lüge, die ihm einfiel: »Ich ... ich muss eingeschlafen sein. Ich hatte einen Albtraum ...«
    Aber sie sahen aus, als glaubten sie ihm ebenso wenig wie er sich selbst.
    Er hoffte nur, dass sie nicht hörten, was er hörte: ein spöttisches kindliches Kichern irgendwo tief im Nebel.
    29
    »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich«, sagte Saks und zielte mit der Browning in die allgemeine Richtung von Fabrini, Cook und Crycek. »Entweder stehst du auf meiner Seite, Menhaus, oder auf ihrer. Wie entscheidest du dich?«
    »Saks«, keuchte Menhaus. »Jetzt komm schon.«
    Er befand sich direkt zwischen den beiden Fronten. Saks stand am Heck, die anderen saßen am Bug, und er hockte ungefähr mittschiffs. Und jetzt wurde es kompliziert und gefährlich. Denn wenn er zu Saks ging, vertrauten die anderen ihm nie wieder. Und wenn er bei ihnen blieb, glaubte Saks, dass er ihn belogen hatte.
    »Was ich mir wünsche, was ich mir wirklich wünsche, ist, dass das hier aufhört«, beklagte sich Menhaus. Er bemühte sich, möglichst ruhig und vernünftig zu reden, schaffte es aber nur, wie ein verängstigter kleiner Junge zu klingen. Aber genau so fühlte er sich ja auch. »Das kann auf keinen Fall so weitergehen.«
    Saks’ Antwort bestand darin, dass er direkt auf Menhaus zielte. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern. Er sah wie ein Mann aus, der dringend jemandem etwas antun wollte.
    Er wird mich töten!, dachte Menhaus.
    »Beweg deinen Arsch hier rüber«, forderte Saks ihn auf, »oder geh zu ihnen . Wenn du zu mir hältst, kannst du später deinen Enkeln von deinen Abenteuern erzählen. Bei ihnen ... ich denke, du hast verstanden, oder?«
    Menhaus sah sich unsicher um. Fast wünschte er sich, dass diese grässlichen Fische zurückkamen, gerne auch der große. Oder dass etwas noch Schlimmeres aus dem Nebel geglitten kam. Dann hätten sie wenigstens einen gemeinsamen Feind.
    Aber wie es aussah, hatten sie den schon: sich selbst.
    »Tu’s nicht«, warnte Fabrini ihn. »Geh nicht zu ihm. Wenn du dich mit diesem feigen Arschloch einlässt, wirst du zum Mittäter bei einem Mord – dem Mord an mir oder einem der anderen. Und das willst du doch nicht, oder?«
    Nein, das wollte Menhaus ganz sicher nicht.
    »Hör nicht auf den Ziegenficker«, sagte Saks. »Der weiß gar nichts, Menhaus. Außerdem – sieh dich doch um. Seht euch alle mal um. Glaubt ihr, wir treiben hier im gottverdammten Golf von Mexiko? Nein, bestimmt nicht. Wo wir sind, gibt’s keine Gesetze. Hier zählt nur das Überleben des Stärkeren. Wenn du zu mir kommst, Menhaus, sorge ich dafür, dass du am Leben bleibst, und vielleicht krieg ich deinen Arsch ja auch hier raus. Aber wenn du bei denen bleibst ...«
    »Er redet Unsinn«, sagte Cook. »Wir können nur gemeinsam überleben.«
    Aber er verstand es nicht. Genauso wenig wie Fabrini. Es war die einzige Möglichkeit. Die einzige Möglichkeit, Saks zu beschwichtigen.
    Menhaus schluckte, stand auf und setzte sich auf den Platz direkt vor Saks.
    »Du dreckiger Verräter«, zischte Fabrini.
    Cook schwieg.
    Crycek lächelte und deutete nach oben – als ob das irgendetwas erklärte. Dann nickte er, als hätte er damit seine Meinung kundgetan. Aber wie die meisten seiner Meinungsäußerungen blieb auch diese unverständlich.
    Sie halten mich für einen Verräter, dachte Menhaus, dabei verstehen sie es bloß nicht.
    »So ist es richtig«, nickte Saks. »Jetzt können wir sie gemeinsam bewachen.«
    Saks und Fabrini starrten sich ein paar Minuten lang hasserfüllt an. Der Hass zwischen ihnen hing wie ein Leichentuch in der Luft, und er roch nach rohem Fleisch und

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