DEAD SHOT
werde ich dir den Hintern versohlen.«
»Soll das ein Angebot sein, Mylady?«, scherzte er mit einem Lächeln. Sein Kopf schmerzte beim Sprechen.
»Nun spiel hier nicht den kleinen Perversling. Frag Dr. Russell. Er gibt dir sicher etwas gegen deinen Kater.«
»Mir geht’s prima«, entgegnete Kyle und nahm auf einem der Sofas Platz.
»So spricht ein wahrer Kämpfer«, meinte Sir Jeff, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Du bist wirklich ein harter Mann, Kyle Swanson.«
Eine Weile herrschte Schweigen, und es dauerte nicht lange, da fielen Kyle die Augen zu. Kurz darauf war er fest eingeschlafen, den Kopf auf die Sofalehne gestützt. Pat schaute zu ihrem Mann, der ihr mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie sich zurückhalten solle. »Lass ihn«, flüsterte er. Jeff hatte gerade seine E-Mails abgerufen und sah eine verschlüsselte Nachricht aus Washington. Unheil bahnte sich an, und Kyle würde sämtlichen Schlaf gut gebrauchen können, den er bekommen konnte.
Auf einer Militärbasis in North Carolina arbeitete Captain Rick Newman in einer Garage in einem ölverschmierten Overall an seinem jüngsten Restaurierungsprojekt: einem 55er Chevrolet Bel Air Hardtop-Coupé mit zwei Türen und Kotflügelschürze. Das Blech des alten Autos war in recht gutem Zustand und wies nur wenige Roststellen auf; die Originallackierung in Hellblau und Cremeweiß war noch gut zu erkennen, das Chrom hatte keine Beulen. Im Innenraum musste zwar viel getan werden, aber mit etwas Zeit und genügend Geld würde der Wagen bald wieder top aussehen. Der Motor allerdings, ein seltener 350 V8 war hinüber, und je tiefer Rick in den Motorblock schaute, desto mehr Elend sah er. Es würde ein Vermögen kosten, den alten Motor zu ersetzen, und das war gegen die Regeln eines Hobbysammlers und Autohändlers wie Newman. Er hatte den Wagen für neuntausend Dollar bei einem Nachlassverkauf in Alabama erstanden und beschlossen, den Chevy selbst wieder auf Vordermann zu bringen und dann zu verkaufen. Dafür würde er Jahre brauchen. »Hey, Capt’n! Telefon für Sie!«, rief ein Marine des Fuhrparks und reichte ihm ein Mobiltelefon.
Rick wischte sich das Öl von den Händen und nahm den Hörer entgegen. »Captain Newman hier«, sagte er.
»Hey, Rick. Sybelle Summers hier. Ich rufe von Trident in Washington an.« Ihre Stimme war eine Mischung aus aufgerautem, autoritärem Tonfall und einem weichen Schnurren.
»Hi, Sybelle. Lange nichts von dir gehört«, erwiderte er und war sofort hellwach. »Was gibt’s?«
»Wir haben einen Job für dich, mein Freund. Geh zurück in dein Büro und ruf mich auf einer sicheren Leitung an. Topsecret.«
»Bin schon unterwegs«, sagte er. »Gib mir fünfzehn Minuten.« Er gab dem Marine das Telefon zurück, machte die Motorhaube des Chevys zu und lief los, um sich umzuziehen und an seinen Schreibtisch zurückzukehren. Der 55er Bel Air würde warten müssen. Newman gehörte einer Marine Special Operations Company an, die aus vier Zügen bestand. Per Rotationsverfahren waren die Züge mal im Irak, mal in Afghanistan stationiert, mal zum Training auf der geheimen Militärbasis in North Carolina oder einsatzbereit am Standort. Ein Zug war innerhalb von vier Stunden abflugbereit.
Als Newman dann auf einer sicheren Leitung telefonierte, waren Sybelle Summers’ Befehle einfach und eindeutig. Er sollte fünf weitere gestandene Operator für eine verdeckte Mission auswählen, mit den Jungs zum Camp Doha in Kuwait fliegen und dort auf Master Gunnery Sergeant O. O. Dawkins stoßen, der für das weitere Briefing zuständig war. Insgesamt waren acht Mann für den Spezialauftrag vorgesehen, und Newmans Truppe war für die Waffen verantwortlich, für den Fall, dass etwas schiefging.
Summers umriss den Einsatz kurz, damit Newman die geeigneten Spezialisten aussuchen könnte, und sagte, er könne darüber hinaus noch Späher, Scharfschützen oder zusätzliche Männer einplanen. Trident würde die Soldaten von ihren augenblicklichen Aufgaben entbinden und alles für den bevorstehenden Auftrag arrangieren. Für Newman hörte sich das Ganze nach einer Special Operation an, für die er Schützen für zusätzliche Feuerkraft benötigen würde. Und gute Schützen hatte er genug. Aber er wollte lieber mit den Jungs aus dem eigenen Team arbeiten, die äußerst diszipliniert und bestens trainiert waren und sich alle seit Langem kannten. Seine Truppe würde zusammenhalten und reibungslos funktionieren. Hughes, Tipp und Rawls würde
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