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DEAD SHOT

DEAD SHOT

Titel: DEAD SHOT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Coughlin
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und machte sich in der kleinen Küchennische eine Kanne Tee. Er schaute noch einmal auf die Uhr und unterzog sich der inneren Verwandlung: Die freundliche Fassade des angenehmen Engländers schüttelte er ab wie eine Schlangenhaut. Seine Gefühle schaltete er vollkommen aus. Er wurde zu Juba.
    Die Sicherheitsdienste arbeiteten auf Hochtouren, denn nichts durfte die Hochzeit behindern oder das Königshaus bedrohen. Die Straßen am Buckingham Palace und der St. Paul’s Cathedral wurden ein Dutzend Mal überprüft, und in jedem Gebäude entlang der Paradestrecke standen Polizeibeamte. Überwachungskameras waren allgegenwärtig; ihre kleinen Linsen nahmen alles neugierig auf. Aus sämtlichen Stadtteilen wurden uniformierte Polizeikräfte zum Dienst verpflichtet, und Scotland Yards Detektive tummelten sich undercover in der Menge. An markanten Stellen waren britische Soldaten in Kampfanzügen postiert.
    Dienstag war ein nationaler Feiertag in Großbritannien, und ungefähr siebenhunderttausend Menschen drängten sich in den Parks und Grünflächen in der Nähe des Buckingham Palace – in Kensington Park, Hyde Park, Green Park und St. James’s Park. Jeder Zuschauer wurde durchsucht, ehe er die Sicherheitsabsperrung passieren durfte. Die eigens für die königliche Hochzeit ins Leben gerufene Kommandozentrale in den Gärten des Palasts war seit zweiundsiebzig Stunden nonstop aktiv und würde erst wieder abgebaut, wenn William und Barbara in die Flitterwochen führen, an einen Ort, der den Massen nicht bekannt war.
    Jeder Polizist in England schaute in die falsche Richtung.
    Die Trauung verlief ohne Probleme, und nach der Zeremonie trug sich das königliche Paar in das Kirchenregister ein und schritt den roten Teppich hinunter, wobei Barbara die Hilfe ihrer Brautjungfern benötigte, um die acht Meter lange Schleppe aus antiker Spitze des elfenbeinfarbenen Seidengewands zu tragen. Unter nicht enden wollenden Jubelrufen traten der Prinz und seine lächelnde, betörend schöne Braut hinaus in den Sonnenschein und stiegen für die Fahrt zurück zum Palast in einen offenen Landauer, der von zwei Pferden gezogen wurde, flankiert von den herausgeputzten Reitern der Royal Horse Guards.
    In dem Hotelzimmer in Belgien verfolgte Juba am Fernseher, wie die offene Kutsche anfuhr, und ließ dem Paar drei Minuten Zeit, das Bad in der hingerissenen Menge zu genießen. Das Handy hielt er in beiden Händen. Als er schließlich die Nummer eintippte, wurde die Verbindung über einen Satelliten nach London hergestellt. Dieser Anruf löste in dem mikroskopisch kleinen Spalt zwischen zwei Kupferstreifen eine elektrische Funkenstrecke aus, die den Stromkreis in der kleinen Bombe unter der Bodenplatte in dem rotweißen Übertragungswagen der italienischen Korrespondenten schloss. Es war eine simple Vorrichtung, aber mehr bedurfte es nicht, um den C4 Sprengstoff zu zünden und den in Blei gefassten Kasten zur Detonation zu bringen.
    Die Explosion sprengte den mit Gas gefüllten Tank und löste eine zweite Detonation aus. Der Van aus Edinburgh zerbarst, als die Druckwelle die Seitenwände sprengte und mehrere Satellitenschüsseln der umliegenden Wagen umwarf. Durch die Luft geschleuderte Metallstücke wurden zu tödlichen Geschossen, und alle vier Techniker des Nachbarwagens sowie drei Passanten wurden durch Splitter getötet. Obwohl die ruhigen BBC-Kommentatoren, die weitab von der Explosion standen, weiterhin ausschließlich von der Parade berichteten, war die Detonation von Tausenden deutlich zu hören. Die Rauchwolke im hinteren Bereich des Medienhauptquartiers im Kensington Park sahen sogar Millionen Zuschauer an den Bildschirmen, bevor die Kamera absichtlich umschwenkte.
    Die Pferde vor dem Landauer des Prinzen und der Prinzessin gingen in einen leichten Trab über, und die berittene Garde schloss einen engen Kreis um die Kutsche. Die Soldaten schoben die für die Zeremonie vorgesehenen Säbel zurück in die Scheiden und lösten die Karabiner, die vorn am Sattelknauf befestigt waren.
    Kimberley Drake war wie betäubt. Die unerwartete Explosion hatte sie gegen einen anderen Wagen geschleudert. Außer Atem und benommen sank sie zu Boden. Gerade schüttelte sie den Kopf, um wieder klar sehen und denken zu können, als ihr Kameramann, Tom Lester, ihr mit kräftigen Händen wieder auf die Beine half.
    Lester, ein Fotojournalist mit zwanzigjähriger Berufserfahrung, hatte schon in manch einem Krieg über Leichen hinwegsteigen müssen. Für ihn war

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