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DEAD SHOT

DEAD SHOT

Titel: DEAD SHOT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Coughlin
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ehemalige britische Fallschirmjäger war schweißgebadet. Warum nimmt mich das immer noch so mit? Vertraute und schreckliche Erinnerungen fluteten in langen Nächten heran und saßen dann als Albdruck so fest auf seiner Brust, dass Juba kaum noch atmen konnte. Palästinensische Kinder wurden von jüdischen Raketen zerrissen, und die Russen taten dasselbe mit muslimischen Kindern in Tschetschenien. Ein totes Baby an der Brust seiner toten Mutter in Afghanistan, Fliegen auf den starren, offenen Augen. Pakistan, der Balkan, Kolumbien, Ecuador, und seit zu vielen Monaten der Irak.
    Dann erkannte er, dass er nicht in einem Kriegsgebiet war, sondern sicher in seinem Elternhaus in England. Beim Aufwachen nahm er den Duft von gebratenen Eiern und Würstchen wahr. Seine Mutter war noch vor der Dämmerung aufgestanden, da sie wusste, dass ihr Sohn wieder früh losmusste. Juba nahm eine Dusche, schlüpfte in einen blauen Armanianzug und ein Dolce & Gabbana Bengal Stripe Shirt mit einer dazu passenden blauen Krawatte. Er trug weiche schwarze Schuhe aus dem Hause Cole Haan und eine in der Schweiz gefertigte Fortis Uhr am Handgelenk. Die teuren Klamotten waren wieder nur eine Uniform, die nach außen das Image des erfolgreichen Geschäftsmanns vermittelte. Jetzt sah er sich in seinem alten Zimmer um. Fußballpokale, Vereinsfahnen, Schals und Fotos von dem jungen, torhungrigen Mittelstürmer. Die alte Schuluniformjacke mit dem goldenen Abzeichen auf der Brusttasche hing immer noch im Schrank. Der Held aus längst vergangenen Tagen.
    Er ging die Treppe nach unten. Das Haus war klein und makellos sauber; alles stand wie früher an ein und demselben Platz. Ein Foto von vor zehn Jahren würde dieselben Möbelstücke an exakt der gleichen Stelle zeigen. Den Unterschied würde der Betrachter nur merken, wenn er in die Gesichter der Bewohner des Hauses schaute. Damals waren sie alle jünger gewesen. Juba hob seine Mutter hoch und drehte sich mit ihr in der kleinen Küche.
    »Hör sofort damit auf, Jeremy«, befahl sie mit einem Kichern. »Ich bin gerade am Herd! Das Toast brennt gleich an.« Als wäre das so wichtig. Er ließ sie vorbehaltlos herunter.
    Martha Goodling Osmand war der Auffassung, dass ihr Sohn zu viel auf Reisen sei, obwohl auch sie etliche Meilen auf dem Buckel hatte. Früher war sie als junge, hitzköpfige Anwältin für Menschenrechte in die dunkelsten Ecken der Welt gereist und hatte dokumentiert, was die Teufel vor Ort für Gräueltaten begingen. Während eines Angriffs auf ein palästinensisches Flüchtlingslager in der West Bank hatte eine israelische Kugel Marthas Knie zertrümmert. Die Anwältin hatte nicht mehr so viel reisen können, doch ihr Kampfeswille war ungebrochen. Inzwischen arbeitete sie von zu Hause aus und betrieb eine Website, um muslimischen Flüchtlingen zu helfen.
    Jubas Vater, Dr. Allen Osmand, betrat die Küche und gab seiner Frau einen liebevollen Gutenmorgenkuss auf die Wange. Er war ein dünner Mann mit einem gepflegten Bart und tadelloser Kleidung. Dr. Osmand nahm gegenüber von seinem Sohn am Tisch Platz.
    »Wie lange willst du noch diesen Terminplan beibehalten, Jeremy?«, fragte seine Mutter ihn in leicht tadelndem Tonfall, während sie Tee einschenkte. »Wann wirst du deine Firma überreden, dass sie dir ein Büro hier in England zuweisen? Ich möchte noch mit den niedlichen Zehen meines Enkelkinds spielen, bevor ich zu alt dazu bin.«
    »Das höre sich einer an«, schmunzelte er. »Ihr beide habt mich als Kind rund um den Globus geschleppt, habt mich verschiedene Sprachen lernen lassen und mir beigebracht, wie man reist und mit fremden Leuten klarkommt. Und jetzt beklagt ihr euch, weil ich mir das alles zunutze mache, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.« Er nahm einen Schluck Tee, schnitt seinen Toast in Dreiecke und dippte ihn in das Eigelb. »Ich bin bloß ein armer Vertreter, der gezwungen ist, schnell das nächste Essen in einem Dreisternerestaurant in Berlin oder Paris einzunehmen, und daran seid ihr schuld.« Er schaute auf die Uhr. Fast Zeit zu gehen. »Schaust du dir heute die Hochzeit an, Mum? Du gehst doch nicht etwa hin, oder?«
    »Oh, würde mir nicht einfallen, mich unter die Menschenmassen zu mischen. Barbara ist ganz reizend und eine nette Partnerin für Prince William, aber mein Bein rät mir, im Haus zu bleiben und alles am Fernsehen zu verfolgen. Ein Ehrenamtlicher von Amnesty International kommt heute vorbei und hilft mir bei der Website.«
    »Wir rechnen damit,

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