DEAD SHOT
ihn zu schützen.
»Rufen Sie den Hubschrauber, Captain«, gab Kyle über Funk durch. »Wir werden das verhindern.«
»Negativ, Swanson. Unsere Mission sieht keinen Feindkontakt vor. Solange die Iraner draußen bleiben, verhalten wir uns ruhig. Aber für den Notfall gebe ich durch, dass der Hubschrauber in Bereitschaft bleibt.«
Die Männer lachten böse während der Prügelorgie, bis der Fahrer des Range Rovers nicht mehr vor Schmerzen aufstöhnte und bewusstlos liegen blieb.
»Verräter«, schimpfte der Offizier. Er ging zu der reglosen Gestalt, die dort im Dreck lag, richtete die Pistole auf den Mann und feuerte ihm zwei Kugeln in den Kopf. Dann wandte er sich der verzweifelten Frau zu. »Man hat Sie mehrfach gewarnt. Sie haben sich nicht an unsere Anweisungen gehalten. Sie sind eine nichtswürdige Person, die immer wieder Unruhe stiftet.« Mit diesen Worten ballte er die Hand zur Faust und schlug der Frau hart gegen den Kopf. Sie fiel hintenüber.
Die iranischen Soldaten legten die Waffen zur Seite und kamen näher. Ein Soldat riss der Frau die Kopfbedeckung ab; zum Vorschein kam das von Todesangst verzerrte Gesicht einer hübschen jungen Frau mit langen schwarzen Haaren. Die Männer begannen, die Frau zu begrapschen, lachten dreckig und stießen Beleidigungen aus.
»Ich denke, wir sollten sie mitnehmen und verhören«, sagte Kyle zu Dawkins.
»Gute Idee«, erwiderte sein Kamerad.
»Sind Sie sich da sicher?«, hörte Kyle die Stimme des Captains.
»Meine Mission, meine Entscheidung«, antwortete Kyle. Sie alle standen unter seinem Befehl, waren nur da, um ihn zu unterstützen.
»Roger, Swanson. Der Pave Low ist im Anflug.«
»Alle Mann zuhören«, gab Kyle durch. »Ich gebe den ersten Schuss ab. Mein Ziel wird der Offizier mit der Waffe in der Hand sein. Dawkins, du zielst auf den Mann links von ihm. Rawls, du hast das Ziel auf der rechten Seite. Tipp nimmt sich den Mann am Fahrzeug vor.« Er hielt inne und suchte noch einmal mit dem Nachtsichtgerät das Gebiet ab. »Captain Newman, Ihre Truppe nimmt sich die beiden Ziele hinter dem Fahrzeug vor. Der Hinterhalt beginnt mit meinem Schuss.«
Der Offizier stand nur etwa fünfundzwanzig Meter vom Eingang der Anlage entfernt. Kyle sah den Kopf des Mannes im Fadenkreuz seiner Waffe, achtete auf eine gleichmäßige Atmung und betätigte den Abzug. Der scharfe Widerhall eines einzelnen Schusses war zu hören. Für den Bruchteil einer Sekunde schien der Offizier zu erstarren und sackte dann kraftlos zusammen – die Hälfte seines Schädels fehlte.
Die anderen Marines hatten ihre Ziele im Visier, sodass die Revolutionsgardisten in ein Kreuzfeuer vom Beobachtungsposten und vom Gebäudekomplex aus gerieten. Man konnte die Iraner, die ihre Waffen vor dem Angriff auf die Frau zur Seite gelegt hatten, kaum verfehlen.
»Feuer einstellen, wir kommen raus!«, rief Dawkins. Auf einer Linie stürmten die vier Marines mit den Waffen im Anschlag aus dem Gebäude und hielten geradewegs auf die noch verbliebenen Iraner zu. Binnen Sekunden war die gesamte iranische Einheit ausgelöscht; das Gefecht war vorüber.
»Auf geht’s«, sagte Kyle, während er eine Granate vom Gürtel hakte, die für den Militärtransporter gedacht war. Tipp zündete eine zweite für den Range Rover.
Derweil schnallte sich Dawkins die Waffe auf den Rücken, bückte sich und hob die verängstigte Frau mühelos vom Boden hoch. »Keine Sorge, Sie sind jetzt in Sicherheit. Wir passen auf, dass Ihnen nichts passiert.« Er trottete zurück zum Beobachtungsposten. Plötzlich setzte ein Kugelhagel aus einer Automatikwaffe ein. Der große Master Gunnery Sergeant stieß einen Laut des Erstaunens aus, hielt für einen Moment in seiner Bewegung inne, rannte dann aber leicht taumelnd die letzten Meter weiter die Anhöhe hinauf und brach inmitten der vier Marines zusammen.
»Gottverdammt! Jagt den elenden Truck in die Luft!«, schrie Kyle und warf die Granate. Einige Soldaten waren bei dem Transporter geblieben und hatten das erste Feuergefecht unbemerkt abgewartet. Ein wahrer Hurrikan aus Geschossen zerfetzte nun den Wagen, der heftig unter dem Beschuss schwankte, bis die Granate detonierte und den Truck in einen Feuerball hüllte.
Kyle erklomm die Anhöhe auf allen vieren, sackte neben Dawkins auf die Knie und sah die Einschusslöcher. »Oh, verdammt!«, fluchte er.
Kapitel sieben
J eremy Mark Osmand – Juba – erwachte aus unruhigem Schlaf und wusste im ersten Moment nicht, wo er eigentlich war. Der
Weitere Kostenlose Bücher