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DEAD SHOT

DEAD SHOT

Titel: DEAD SHOT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Coughlin
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Stadt war nichts zu sehen, aber die Iraner würden nicht lange auf sich warten lassen, da die Patrouille sich bestimmt in regelmäßigen Abständen über Funk meldete. Das Dröhnen des herannahenden Hubschraubers wurde lauter, und sowie die Maschine am Boden war, packten die Marines den Verletzten an Armen und Beinen und hievten ihn durch die Seitentür.
    Swanson kletterte als Nächster hinein und half der jungen Iranerin beim Einsteigen. Sie warf einen letzten Blick auf das Blutbad des Hinterhalts, schien zu wissen, dass sie dem sicheren Tod entronnen war, und widersetzte sich Kyle nicht. Was auch immer vor ihr lag, es war allemal besser, als für den Palast des Todes zu sterben. Dann hob der Pave Low ab, und nichts deutete darauf hin, dass der Hubschrauber je in den iranischen Luftraum eingedrungen war.
    Die beiden Motoren liefen auf Hochtouren, als der Helikopter an Höhe gewann. Der PJ wickelte die Manschette des Blutdruckmessgeräts um Dawkins’ Arm, beugte sich mit dem Stethoskop über den Marine und meldete dem Piloten, was er feststellte. »Atmung stockend, Herzschlag noch da. Lebenszeichen schwach, aber regelmäßig. Er wird durchhalten. Wir stabilisieren ihn bis zur Landung. Die Ärzte am Boden sollen sich auf eine ernste Schussverletzung im Rücken einstellen. Lunge ist punktiert.« Der Corpsman bereitete eine Spritze mit Kanüle vor, suchte eine Vene an Dawkins’ Arm und legte einen Tropf an. Dann setzte er eine Atemmaske auf das blasse Gesicht des Sergeants. Er löste den notdürftigen Verband, säuberte die Wunde, versorgte sie und legte einen dicken sterilen Verband an.
    Mehr konnte Kyle im Augenblick nicht für seinen Freund tun und kehrte in Gedanken zur Mission zurück. »Captain Newman, alle an Bord?«
    »Roger. Ich habe alle durchgezählt. Alle an Bord. Und noch eine weitere Person.« Noch eine weitere Person. Die Frau! Swanson, der neben ihr saß, wurde erst jetzt bewusst, wie die Truppe auf die Iranerin wirken musste: große fremdländische Männer mit schwarz bemalten Gesichtern, bepackt mit Waffen, Helmen und Marschgepäck. Die junge Frau war bestimmt überfordert; erst die versuchte Vergewaltigung, dann der unerwartete Kugelhagel – sie saß steif neben ihm, die Arme um den Leib geschlungen, und starrte in eine unbestimmte Ferne. Kyle nahm seine Mütze ab, legte die Waffe zur Seite und holte eine Box mit Feuchttüchern aus einem Kasten an Bord. Mit den weichen Tüchern wischte er sich den Schmutz und die Tarnfarbe aus dem Gesicht. Dann reichte er der Frau die Box. Die kleine Geste schien das Eis zu brechen; die Frau war gezwungen, zu handeln und eine Entscheidung zu treffen.
    Nach erstem Zögern zog sie einige Tücher aus dem Behälter und machte sich das Gesicht sauber. Mit einem kleinen Nicken schien sie sich bei Kyle bedanken zu wollen.
    »Keine Sorge«, sagte Kyle auf Arabisch. »Sie sind in Sicherheit.«
    »Die haben meinen Freund umgebracht«, flüsterte sie.
    »Ich bedaure, dass wir nicht auch ihn retten konnten.«
    Die Frau schniefte und benutzte ihr Kopftuch, um die Tränen zu trocknen. Sie hatte leuchtende braune Augen, ausgeprägte Wangenknochen und ein hübsches Gesicht. Auf Englisch fragte sie: »Sie sind Amerikaner?«
    »Ja, US Marines«, antwortete Kyle, wechselte dann das Thema und reichte ihr eine Wasserflasche. »Was haben Sie und Ihr Freund so früh am Morgen dort draußen gemacht?«
    »Wir haben meinen Bruder gesucht, einen Studenten. Er wurde letzte Woche wegen seiner politischen Ansichten verhaftet. Gestern erfuhren wir, dass er in der verbotenen Zone gefangen gehalten wird. Wir wollten ihm zur Flucht verhelfen.« Sie sprach mit leichtem britischem Akzent.
    »Aber das Gebäude war eine Art geheime Militärbasis«, sagte Kyle. »Das müssen Sie doch gewusst haben.«
    Die junge Frau nickte. »Die Anlage wurde evakuiert, weil die Arbeit, irgendein Regierungsprojekt, offenbar beendet war. Die Leute verließen das Gelände, Laster brachten Geräte fort. Wir dachten, wir wären sicher, wenn wir uns beeilen.« Sie begann zu weinen, und ein Schauer durchzuckte ihren Körper. »Mein Bruder war eben ein halsstarriger Junge.«
    Kyle erkannte die Anzeichen eines Schocks, aber er wollte die Frau nicht anfassen, denn im Iran durften unverheiratete Männer und Frauen einander nicht berühren.
    »Haben Sie irgendjemanden in dem Gebäude gesehen?«, fragte sie leise.
    »Tut mir leid, als wir hineingingen, war dort niemand mehr am Leben«, erwiderte er.
    Sie begann nun zu schluchzen,

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