DEAD SHOT

ausgeleuchteten Raum und hatte vor sich eine Tasse Tee. Ihr gegenüber saßen zwei Offiziere vom Nachrichtendienst, die über die Situation informiert worden waren und sich respektvoll und höflich benahmen. Die junge Frau war froh, dass Darren Rawls und Travis Hughes an der Tür saßen, immer noch in voller Kampfmontur und mit Tarnfarbe im Gesicht. Die beiden würden dafür sorgen, dass es nicht wieder zu einem solchen Zwischenfall wie am Hubschrauberlandeplatz kommen würde. Captain Newman hatte seinen Leuten die Order erteilt, so lange bei der Frau zu bleiben, bis weitere Regelungen getroffen werden konnten. Delara betrachtete die beiden Männer schon als »ihre« Marines; sie glaubte, sie würden sie beschützen und vor einem groben Verhör bewahren. Daher war sie bereit, auf die Fragen der Offiziere einzugehen.
    Sie wusste auch schon, was sie sagen wollte. »Ich bin jetzt die einzige Überlebende aus meiner Familie«, sprach sie. »Alle wurden von der Regierung und ihren Schergen ermordet, weil wir der gebildeten Mittelschicht angehören. Ich werde Ihnen alles sagen und wünsche mir als Gegenleistung politisches Asyl. Wenn ich in den Iran zurückkehre, werde ich wahrscheinlich auch umgebracht. Aber wir müssen noch einmal dorthin zurück.«
    »Warum?«, fragte der Verhörleiter.
    »Ich kenne noch so eine Anlage wie die, bei der ich gestern Nacht war. Vielleicht wird mein Bruder dort festgehalten.«
    »Sagen Sie uns, wo sich diese Anlage befindet, und wir schicken ein zweites Team los.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Die Anlage befindet sich in der Nähe meines Heimatdorfes im Norden. Ich könnte sie dorthinführen. Allein würden sie den Ort niemals finden.«
    Der Offizier schenkte ihr ein schmales Lächeln. »Glauben Sie mir, Miss Tabrizi, mit unserer Technologie und unseren Satelliten können wir fast alles aufspüren, egal wo.«
    Delara erwiderte das freudlose Lächeln. »Aha, haben Sie den Ort denn schon entdeckt? Nein. Sie wussten ja nicht einmal, dass es ihn gibt, bis ich Ihnen davon erzählte.«
    Der Verhörleiter musterte die junge Frau. Sie war eigensinnig. Entschlossen. Sie weiß, dass man sie umbringen wird, wenn sie den Iranern noch einmal ins Netz geht, und trotzdem ist sie bereit, ein Team in ihr Land zu führen. »Ich werde das mit meinen Vorgesetzten besprechen und nachfragen, ob es zu einer neuen Mission kommt. In der Zwischenzeit werden wir Sie an einem sicheren Ort unterbringen, damit Sie sich ausruhen und frisch machen können, während wir alles Weitere planen.«
    »Ich möchte das Team, das mich gerettet hat«, sagte Delara.
    »Das wird vielleicht nicht machbar sein. Wahrscheinlich wird ein frisches Team zusammengestellt.«
    »Nein, keine Ersatzleute«, beharrte sie und schaute zu Rawls und Hughes hinüber. Beide nickten zustimmend. Delara erinnerte sich nicht nur an die Rettung im Iran, sondern auch an den unangenehmen Vorfall beim Hubschrauber. »Ich vertraue diesen Männern, dass sie mich lebend zurückbringen.«
    In einem anderen Raum in demselben Gebäude gingen Kyle Swanson und Rick Newman zusammen mit den Männern vom Geheimdienst noch einmal den Einsatz durch, Schritt für Schritt. Swanson präsentierte die Plastikbeutel, in denen er Knochenreste von den Leichen aufbewahrt hatte. Die Beutel wurden in einen sicheren Behälter für kontaminiertes Material gebracht. Gleichzeitig wertete ein Team die Chips der Digitalkameras aus.
    »Der Ort war komplett niedergebrannt worden«, sagte Kyle dem Offizier vom Nachrichtendienst und beschrieb den unterirdischen Laborkomplex. »Alles wurde vernichtet. Es sah so aus, als hätten sie alles mit Benzin übergossen und dann mit Thermitgranaten in Brand gesetzt. Die Hitzeentwicklung muss enorm gewesen sein. Bestimmt sind bei diesen Gradzahlen sämtliche Beweise von chemischen oder biologischen Kampfstoffen, die dort vielleicht produziert wurden, vernichtet worden.«
    »Sie haben Gefangene dort unten entdeckt?«
    »Das, was von ihnen übrig war. In Einzelzellen am Ende eines langen Gangs. Die armen Schweine waren vermutlich so etwas wie Versuchskaninchen für Experimente und wurden genauso beseitigt wie alle anderen Beweise auch.«
    Newman berichtete von dem plötzlichen Auftauchen der Soldaten vor Ort, dem nachfolgenden Feuergefecht und davon, dass Master Gunny Dawkins verwundet wurde. Swanson erzählte die Dinge noch einmal aus seiner Sicht. Allmählich gingen den Geheimdienstlern die Fragen aus, bis einer die Sache auf den Punkt brachte: