DEAD SHOT
blieben zurück und schlugen sich durch das dichte Unterholz neben einer Senke. Stets achteten sie darauf, nicht abzurutschen. Keuchend hielten sie sich an Wurzeln und Felsvorsprüngen fest. Nie fragte Delara nach einer Pause, obwohl ihr schon die Lunge aus dem Hals hing und ihre Muskeln von der Anstrengung brannten. Als sie einmal stehen blieb, drückte Joe Tipp sie von hinten weiter und wisperte: »Geh, verdammt!« Wortlos schleppte sie sich weiter.
Zehn Minuten nachdem Hughes eine Stelle knapp unterhalb des Gipfels erreicht hatte, kletterten die drei anderen schwer atmend zu ihm. »Das ist die optimale Stelle«, sagte er und zeigte auf einige Felsblöcke, die in einer Entfernung von fünfzig Metern aus einer dichten Baumgruppe und schützendem Unterholz herausragten. Auf dem Bauch robbten sie zu den Felsen und waren froh, einen Ort zu haben, an dem sie sich während des Tages verstecken konnten. Die Morgensonne verlieh dem Himmel bereits einen grauen Schleier. Erschöpft legte Delara sich auf den Rücken, rang nach Atem und schloss die Augen.
Derweil holte Swanson seinen Feldstecher, kroch zu dem Aussichtspunkt, schaute hinab und zischte: »Oh, verdammt.«
Genau unterhalb des Verstecks befand sich das Gelände, auf dem verängstigte Menschen in kleine, mit Stacheldraht versehene Käfige getrieben wurden.
Juba fuhr mit einem russischen UAZ-469 Jeep über einen Bergpass und hielt zunächst auf die Straßensperre zu. Schließlich brachte er das Fahrzeug zum Stehen, in sicherer Entfernung von dem Schützenpanzer, der die Straße blockierte und das 12.77-mm-Maschinengewehr auf die Ankömmlinge richtete. Ein anderer Jeep hielt hinter Juba, und alle vier Insassen stiegen aus und nahmen die Hände hoch.
»Wir werden erwartet«, sagte Juba dem jungen Sergeant, der näher kam, und reichte ihm die Ausweispapiere. Der Soldat nahm die Unterlagen mit zu dem Wachposten und kontaktierte das abgesperrte Gelände, das knapp drei Meilen entfernt lag. Als er die Erlaubnis erhielt, die Männer passieren zu lassen, befahl er seinen Leuten, den Schützenpanzer von der Straße zu fahren, salutierte und gab Juba die Papiere zurück. Die anderen Wachen standen stramm, und kurz darauf waren die Jeeps wieder unterwegs.
»Werden wir Schwierigkeiten mit den Jungs bekommen, wenn wir wieder zurückfahren?«, fragte der große Mann, der neben Juba auf dem Beifahrersitz saß.
Juba lachte und schüttelte den Kopf. »Nein. Die Iraner hängen zwar in der Sache mit drin, glauben aber, sie würden die Situation kontrollieren. Sie haben sich als ausgezeichnete Gastgeber und Sponsoren erwiesen, aber jetzt ist es Zeit, adieu zu sagen. Wir fliegen später mit einem kleinen Hubschrauber, der auf dem Gelände steht.« Den Hubschrauber konnten sie nicht für den Hinflug benutzen, da die Jeeps mit spezieller Ausrüstung beladen waren, die von der Hubschrauberbesatzung oder den Leuten in der Anlage kritisch beäugt worden wäre.
Jubas drei Begleiter waren Söldner. Taffe Kämpfer aus der ehemaligen Sowjetunion. Doch das war nicht ungefährlich. »Der MOIS könnte richtig sauer werden, wenn man ihn hintergeht«, meinte der Söldner. Das iranische Ministerium für Innere Sicherheit war berüchtigt. Die Geheimagenten galten als äußerst gewissenlos und mussten erst beweisen, dass sie töten und foltern konnten, ehe sie aufgenommen wurden. Internationale Grenzen bedeuteten der Geheimpolizei nichts, und die gut bezahlten Söldner wussten, dass der MOIS ihnen gnadenlos nachstellen würde.
»Das ist alles längst arrangiert. Wir haben den Minister bestochen.« Juba sah das Gebäude, als er den Jeep um die letzte Kurve lenkte. Er fuhr an einigen hohen Käfigen vorbei, in denen je drei Leute gefangen gehalten wurden; Männer und Frauen mit entsetzten Gesichtern. Das kleine Verwaltungsgebäude war das einzige Haus über der Erde. Ein Mann in einem weißen Kittel trat aus der Tür, um die Männer in den Jeeps zu begrüßen.
»Lasst die Waffen und die Ausrüstung vorerst in den Fahrzeugen. Ich sag euch Bescheid, wenn es so weit ist.« Juba stieg aus, um den Direktor der Anlage mit Handschlag zu begrüßen.
Kapitel zwölf
J oe Tipp und Travis Hughes lagen dicht nebeneinander, analysierten die Anlage und legten eine Entfernungstabelle an. Dafür richtete Tipp einen handlichen MLR-40 Laser-Entfernungsmesser auf einen markanten Punkt und las die Daten ab. Hughes übertrug die Zahlen in der digitalen Anzeige auf eine Karte. Bei dem Entfernungsmesser handelte es
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