DEAD SHOT
Wort erwähnt er, dass die potenziellen Bieter sich bis zu einem bestimmten Termin zu der Idee einer Versteigerung melden sollen. Denn er weiß genau, dass die Interessenten Zeit brauchen, um sich auf das Vorhaben einzustellen.«
Der Außenminister unterbrach ihn. »Stimmt. Aber was fangen wir mit der Zeit an, die uns bleibt?«
»Wir müssen ihn finden. Ihn töten, verscharren.« Steve Hanson richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schob die Hände in die Hosentaschen.
»Wir lassen keine Staatsoberhäupter ermorden«, brummte Waring.
»Dieser Saladin ist kein Staatsoberhaupt, Ken!«, entgegnete Hanson. »Er ist ein verdammter Terrorist, der schon in London zugeschlagen hat und es jetzt auf uns abgesehen hat! Aber wir sind ohnehin nicht die Einzigen, die hinter ihm her sind. El Kaida und andere Kaliber werden versuchen, sich die Formel umsonst zu holen. Sie werden sich nicht von einem großspurigen Aufschneider wie Saladin in die Suppe spucken lassen.«
Der Präsident schien seinen Mitarbeiter mit einer Geste beschwichtigen zu wollen. »Okay. Langsam, Steve. Der Außenminister hat recht. Die Vereinigten Staaten erteilen keine Mordaufträge. Sie bereiten jetzt alles Nötige vor, während ich nach oben gehe, mich rasiere und frische Sachen anziehe. Ich möchte ein Briefing des Nationalen Sicherheitsrats in einer Stunde.« Er schüttelte dem Außenminister die Hand und dankte ihm für die Überbringung der Nachricht.
Als Waring das Oval Office verlassen hatte, wandte der Präsident sich an seinen Stabschef. »Bringen Sie General Middleton sofort zu mir, Steve. Ich glaube, dass wir schon bald Kyle Swansons Hilfe brauchen werden.«
Camp Baharia
Irak
Das Erstaunen auf Delara Tabrizis Gesicht entlockte Swanson ein Lächeln, als er mit Travis Hughes und Joe Tipp den Besprechungsraum der Special Operators betrat. Auf dem Weg zum Briefing hatten sie sich neue Kleidung besorgt und sahen nun nicht mehr wie amerikanische Soldaten, sondern wie iranische Bauern aus: pludrige Hosen, lange Tuniken und turbanähnliche Kopfbedeckungen. Jeder der Männer trug einen schweren Mantel aus Schafsleder bei sich. Kyle ging auf Delara zu. »Danke für diese neuen Informationen, Miss Tabrizi. Sie brauchen aber nicht mitzukommen. Es wäre sogar besser, wenn Sie hierblieben.«
Sie sah ihm entschlossen in die Augen. »Nein, ich muss mitkommen.«
»Wir finden Ihren Bruder, wenn er dort ist, und bringen ihn mit.«
»Sie kennen dieses Land nicht«, sagte sie, ging hinüber zu der Wandkarte und zeigte auf ein rot umrandetes Areal. »Hier liegt mein Heimatdorf Kamveh. Als Kind bin ich durch diese Berge gestreift und hütete unsere Schafe und Ziegen. Ich weiß, wo sich dieser andere schreckliche Ort befindet, an dem meine Landsleute gefoltert und ermordet werden, und ich kenne die Pfade, die zu dieser Anlage führen.«
»Das wird aber gefährlich.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Für uns ist jeder Tag gefährlich. Ich komme mit Ihnen.«
»Dann versuchen Sie mal, mit uns Schritt zu halten.«
Der leicht herablassende Tonfall ärgerte Delara Tabrizi.
Als sie Swanson ansah, lag wieder diese Entschlossenheit in ihren dunklen Augen. Strähnen ihres schwarzen Haars lugten unter dem smaragdgrünen Kopftuch hervor und umrahmten ihr Gesicht. Kyle entging nicht, dass diese junge Frau schön war. Sie war noch keine dreißig, mochte nicht größer als ein Meter sechzig sein und wog gewiss nicht mehr als fünfundfünfzig Kilo, und doch trat sie äußerst selbstbewusst auf. Eine Frau, die ihren eigenen Willen hatte und in einem Land aufgewachsen war, in dem nur Männer und religiöse Wächter das Sagen hatten.
Ein Jahr zuvor hatte die Polizei sie aufgefordert, einen Kurs zu besuchen, in dem die Kleidervorschriften für islamische Frauen gelehrt wurden. Wie viele andere junge Frauen ihrer Generation hatte es auch Delara mit den Vorschriften zum Tragen des Salwar Kamiz nicht so genau genommen. Es handelte sich um eine lange Tracht, die den weiblichen Körper von den Schultern bis zu den Fußknöcheln umhüllte. Dagegen hatte Delaras Mantel ein verhaltenes beigefarbenes Design, ging ihr nur bis zu den Knien und passte sich ein wenig dem Körper an, obwohl der Stoff immer noch locker fiel und die Ärmel bis zu den Handgelenken reichten. Anstelle von weiten Beinkleidern trug sie einfache Jeans und ein rostrotes T-Shirt.
»Ich brauche nur ein Paar gute Stiefel, und dann kann es losgehen. Geben Sie mir eine Pistole, etwa von der Bauart einer kleinen
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