DEAD SHOT
wie eine grell geschminkte Hure anlockte. Zahllose muslimische Männer waren von dieser unreinen Stadt mit all ihren Spielhöllen und Hurenhäusern verdorben worden. In Jubas Augen war Las Vegas abscheulich und billig und glühte in ausgelassenem Treiben in der Wüstennacht. Diesen Sündenpfuhl zu zerstören wäre Juba eine große Freude. Doch vermutlich wäre das den meisten Leuten ziemlich egal. Nach einer Woche voller Schlagzeilen würde die Öffentlichkeit der Stadt mit all ihren Glamourgirls, Kartenspielern und anderen Vergnügungssüchtigen wahrscheinlich nur wenig Mitleid entgegen bringen. Hotelbetreiber würden die Toten beerdigen und dann außerhalb der kontaminierten Zone neue Casinos hochziehen, und zwar nah genug, damit die Touristen sich die zerstörte Stadt gegen einen kleinen Aufpreis durch starke Teleskope ansehen können.
Er wollte mit der Waffe nicht die falschen Leute treffen. Schau dir doch New Orleans an , dachte er. Eine Großstadt wurde durch einen Hurrikan zerstört, aber die Regierung in Washington schrieb die Stadt nach nur wenigen Monaten ab. In New Orleans wohnten überwiegend arme Leute, die kein politisches Mitspracherecht hatten, und daher gingen die Amerikaner einfach weiter in die Shopping-Malls und Kinokomplexe, als sei nichts geschehen. Die Stadt jedoch erholte sich nur langsam von der Katastrophe.
Juba beendete die Mahlzeit, stellte den Rechner auf den kleinen Tisch und scrollte durch die Nachrichtenseiten. Über Paris fand man nicht viel, aber die Sache in London schlug noch hohe Wellen. Ja, töte die richtigen Leute! Die internationalen Schlagzeilen beherrschte ein Taifun, der über Bangladesch hinweggefegt war und eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatte. Zuletzt schaute Juba sich die Sportergebnisse an, da er immer noch ein großer Fußballfan war.
Mit Interesse las er, wie es in einem deutschen Fußballstadion zu Ausschreitungen gekommen war, und als die Kamera die Fans zeigte, die auf das Spielfeld drängten und zu den Ausgängen flohen, kam ihm eine Idee. Tausende von Leuten. Tausende Opfer.
Eine Sportarena wäre der ideale Ort für einen Gasangriff, der Verwirrung, Zerstörung und Unheil brachte, und der ganze Horror würde auch noch live im Fernsehen übertragen. In den USA begann die Baseball-Saison. Juba könnte ein großes Match in einen Albtraum verwandeln. Über das Internet konnte er sich über die Details jedes größeren Stadions der Liga informieren und die kommenden Spielpläne studieren. Obwohl er sich nicht für Baseball interessierte, gab es gleich mehrere Möglichkeiten. Zuletzt buchte er noch einen Flug im Internet.
Als er in Amerika ankam, wartete er noch ein wenig an der Zollabfertigung, bis er sich in der Schlange direkt vor einen Türken mit schwarzem Haar und dunklem Teint einreihte. Der Mann trug einen Anzug, ein Hemd, aber keine Krawatte. Die Augen der Zollbeamten ruhten bereits auf diesem Reisenden, einem Fliesenhändler aus Istanbul, aber nicht auf dem europäischen Geschäftsmann vor ihm. Der Türke sah wie ein potenzieller Terrorist aus. Juba zeigte einen abgenutzten Pass vor, sprach freundlich mit dem Beamten und passierte die Kontrolle ohne Schwierigkeiten. Eine Kamera zeichnete seine Ankunft auf.
Sowie er die letzte Schranke hinter sich gelassen hatte, schlenderte er in die Wartezone, in der sich Familien, Freunde und Geschäftspartner drängten, um die Leute willkommen zu heißen, die gelandet waren. Fahrer von Mietwagenfirmen hielten handgeschriebene Schilder hoch, auf denen die Nachnamen der Kunden standen. Juba verließ die Halle, ging zur Straße und rief ein Taxi.
Dann ließ er sich zu einer Metrostation bringen und nahm die U-Bahn zum Reagan National, wo er an einem der Computerterminals eine American-Express-Karte benutzte, um ein Ticket für den Delta-Airline-Inlandsflug von Washington nach Florida zu erhalten. Noch nie hatte Juba ein großes Baseballspiel im Stadion gesehen und freute sich auf das Ereignis.
Über dem Atlantischen Ozean
Kyle Swanson kam nur langsam wieder zu sich, als die Droge allmählich nachließ. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, und das letzte Bild, an das er sich erinnern konnte, war die U-Bahn, die in der Metrostation hielt. Dann hatte der Schmerz seine Sinne verdunkelt, und wie von ferne war das Rufen der Leute an seine Ohren gedrungen, bis er in die große Leere gefallen war. Keine Träume. Er blieb ruhig liegen, hatte die Augen noch zu und wartete, bis sein Geist wach genug war,
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