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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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Fingern nach der Feder.
    Sie hielt die Feder fest und wich zurück, plötzlich war sie verwirrt und dennoch gleichzeitig seltsam konzentriert. Als kämpfte ihr altes Selbst mit etwas, das scheinbar eine plötzliche, ganz neue Bewusstseinsebene zu sein schien, die ihren Körper, ihren Verstand ergriff. Sie steckte die Feder in ihre Tasche, dann hielt sie sich an dem Edelstahlgeländer des Bettes fest und nahm sich etwas Zeit, um ihren Verstand zu ordnen, der so weit weg war wie der Horizont an einem klaren Tag am Strand.
    Ziemlich plötzlich realisierte sie, dass sie ihn nicht brauchte, um zu wissen, was als Nächstes zu tun war.
    Das Haus , dachte sie, während sie den toten Vogel anstarrte, seine kleinen knochigen Beine in Embryonalstellung an seinen kaputten Körper angewinkelt; eine einzige, welke Feder segelte sanft in der Brise. Sie schaute hinunter und erkannte überrascht, dass sie Straßenkleider trug, obwohl sie sich jetzt nicht erinnerte, wie und wann sie sich angezogen hatte.
    Das Flüstern des Vogels kehrte zurück: Ich werde dich führen.
    Mary Petrie, die am Morgen aus dem St-Michaels-Presbyterian-Krankenhaus entlassen werden sollte, lief in den Flur hinaus und sah nicht anders aus als die überall verstreuten Besucher, die in den offen stehenden Zimmern nach ihren Lieben suchten. Leute warfen ihr einen Blick zu, als sie durch die Gänge wanderte, in ihren Gesichtern stand eine Art nachdenkliche Neugier geschrieben. Hielten sie sie für die fliehende Patientin, die sie in Wirklichkeit war? Oder für einen der vielen Besucher hier, die ihre kranken Lieben trösten wollten? Sie wollte schreien: Mein Junge hat mich verlassen, er wurde vom Bösen weggelockt, und es ist mein Schicksal, ihn vor der Verdammung zu retten, die seine Ankunft ungeduldig erwartet!
    Sie ging im Flur an einem Arzt vorbei und lief rechts in das Treppenhaus, das sie ein Stockwerk nach unten in die belebte Vorhalle des Krankenhauses führte.
    Unverzüglich floh sie durch den Haupteingang in die Nacht, eine geheime Mission ihren Verstand lotsend: Geh zum Haus.
    Sie lief und lief, es schien kilometerweit, blind gegenüber allen belebten Sehenwürdigkeiten, als die Dunkelheit ihren Mantel über die hellen Lichter der Stadt warf. Schließlich kam sie an ihrem Appartementhaus in der 479 East 88 th Street an, wo sie mit dem Aufzug in den dritten Stock fuhr. Sie stieg aus und ging den Flur zu ihrem Appartement entlang.
    Sie drehte am Türknauf.
    Die Tür war offen.
    Von drinnen ertönte ein Geräusch, ein dumpfer, holpriger Schlag …
    … Bumm … bumm … bumm …
    Sie betrat das Appartement. Der Küchentisch war genau so, wie sie sich erinnerte, ihn verlassen zu haben, die Post darauf verteilt, ein aufgerissener Umschlag wie eine Bananenschale weggeworfen. Der Stuhl, von dem sie gefallen war, lag immer noch am Boden, daneben ihr Rosenkranz, ein abgestreifter Hautfetzen.
    Johnny …
    Wie greifbarer Ausfluss stieg ihr der Geruch in die Nase: nach Fäkalien und Urin und einem Hauch von Verwesung. Sie ging durch das Wohnzimmer, neugierig, dennoch seltsam erwartungsvoll, lauschte dem Geräusch, bumm … bumm … bumm … und der drei Sekunden Pause zwischen jedem Auftreten.
    Die Tür zu ihrem Schlafzimmer war angelehnt. Durch die kleine Öffnung konnte sie sehen, wie sich der Vorhang in der nächtlichen Brise wie ein Geist aufbauschte, der in ihren Zufluchtsort eindrang … ihr Zufluchtsort, der zu einem Ort des Todes geworden war – zu einem Ort des Bösen, das sich erneut in ihrem Leben meldete.
    Benjamin Conroy …
    Sie betrat das Zimmer und sah ihren Ehemann, der trotz seiner Schwächen mit ihr durch dick und dünn gegangen war und jede ihrer Launen und Methoden unterstützt hatte; hier war er nun, ein toter Mann, der sich unter keinen Umständen der Dunkelheit stellen wollte, die jetzt zurückgekehrt war, um seinen adoptierten Sohn wegzunehmen; der Mann, dessen Angst sich als zu dominant gegenüber seiner schwachen Liebe herausstellte, die er für einen Jungen empfand, in dessen Adern kein Tropfen Petrie-Blut floss.
    Hier war der Mann, der seit fast zwei Tagen tot war. Dessen Körper, bleich und blau unter dem glühenden Licht des Zimmers an einem Ledergürtel hing, der seinen Hals umschlang. Dessen Kopf verdreht war, dessen Augen beschichtet waren und aus ihren Höhlen hervorquollen, dessen Zunge aus seinem offenen Mund herausragte. Der von einem dicken, schwarzen Mantel teerartigem Blut umhüllt war.
    Der Körper schaukelte in der Brise

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