Dead Souls: Horror (German Edition)
hin und her, die durch das offene Fester wehte. Er schlug gegen die Wand, bumm , gesellte sich dort zu dem soliden »O« – das »O«, das der erste Buchstabe des Wortes war, das in großen, nassen , blutigen Buchstaben an die Wand gekritzelt war: Osiris .
Mary lehnte sich an den Türrahmen. Sie starrte den Mann an, mit dem sie seit 27 Jahren verheiratet war, den Mann, der damit einverstanden gewesen war, von den bösen Erinnerungen in Wellfield wegzuziehen, die ihre Familie abgeschlachtet hatten.
Das Böse, das ihnen einen Sohn geschenkt hat.
Trotz ihrer anfänglichen Bedenken, das Geschenk anzunehmen – dieses Geschenk, das aus dem Werk des Teufels resultierte –, war sie nicht imstande gewesen, ihre Unfähigkeit, Kinder zu bekommen, zu leugnen. Sie hatte endlose Stunden damit verbracht sich einzureden, dass der Junge, der ihr Sohn geworden war, tatsächlich ein Geschenk Gottes war – seine Art, sich für ihren tragischen Verlust zu revanchieren.
Als sie jetzt Eds baumelnden, leblosen Körper anstarrte, und ihr Körper zitterte, weil sie gerade einen Schock erlitt, sah sie ein, dass sie sich noch nie so geirrt hatte.
Das Blut an der Wand ist nass, als wären die Worte gerade geschrieben worden …
Sie ging einen Schritt nach vorn, in das Zimmer hinein und unterdrückte ihr Würgen, als sich das Bild, dem sie gegenüberstand, in ihren Verstand meißelte: Eds Füße und Beine, schwarz gefleckt, sein Oberkörper und Gesicht bleich, mit leeren blauen Adern, die man durch die durchsichtige Haut sah. Das Bett war zur Seite geschoben worden, sein Körper baumelte über einer geronnenen Stelle, eine dicke, trockene Blutspur verfolgte seine Bewegung, als die Brise ihn an die Wand drückte.
Bumm …
Osiris …
Der Körper ihres Mannes schwankte zurück, und sobald Mary in seine Augen blickte, hob sich sein Kopf – der von dem Gürtel, der sich dort hineinschnitt, beinahe abgetrennt wurde. Die vorgewölbten Augen schauten sie an, frische, klare zähflüssige Masse floss heraus.
Der tote Ed Petrie sprach zu seiner Frau, seine Stimme tief und heiser und scheinbar tief aus seinen verrottenden Lungen kommend: »Rette meine sterbende Seele … «
Und dann war er still, wieder tot.
Mary stand vor unverstandener Angst erstarrt da, gaffte Eds Leiche an und versuchte mental, ihn wieder zum Leben zu erwecken, bitte, nur kurz, um zu bestätigen , dass sie ihn tatsächlich hatte sprechen hören. Es schien nur logisch, zumindest in ihrem derzeitigen Geisteszustand, der, wie sie annahm, ihre Angst unterdrückt hatte, dass er tatsächlich zu ihr gesprochen hatte – dass das Böse von Benjamin Conroy seinen Weg zurück in ihr Leben gefunden hatte, und zwar über Johnny. Johnny, von dem sie wusste, einfach wusste , dass er nicht hier sein würde – der sich tatsächlich jetzt in Wellfield aufhielt und unwissentlich Conroys böse Sünde wieder ins Leben rief. In ihr Leben. Und hier in Eds.
Rette meine sterbende Seele …
»Das werde ich, Ed«, antwortete sie, obwohl ihr schwindender Geisteszustand nicht wusste, was es bedeutete, oder wie sie die Aufgabe erfüllen sollte. Jedoch ahnte ihr Verstand, in seinem neuentdeckten Zustand, was sie als Nächstes zu tun hatte, und dabei handelte es sich um die Rückkehr nach Wellfield …
… geh zum Haus …
… geh zum Haus, rette Johnny und … und rette Eds sterbende Seele.
Kapitel 29
08. September 2005
20:53 Uhr
Johnny erwachte in der Dunkelheit. Sie umhüllte ihn, erfasste ihn, ähnlich wie ein Mutterleib einen Fötus. Er kniete sich mühsam hin, seine Augen tränten, sein Kopf pochte. Ein kalter Schauer durchzog seinen Körper; seine Lungen rasselten, als sonderten sie staubige Schleimbrocken ab.
Er blickte auf …
… und erinnerte sich an die Kreuze, die er gesehen hatte, an die daran gekreuzigten Leichen. Und dann … an etwas anderes dort in der Dunkelheit, das ihn anschaute, etwas Dunkles und Veränderndes und definitiv Lebendiges …
Er verzog vor Schmerzen das Gesicht, und die Erinnerung zog dahin. Sein verletzter Rücken schrie, als stechende Schmerzen seine Wirbelsäule der Länge nach wie Hammerschläge attackierten. Der Schauer ließ nach, und er stellte plötzlich fest, wie heiß und stickig es war.
Er starrte in die Dunkelheit und schlich vorwärts, dabei hatte er seine Arme ausgestreckt und wirbelte damit blind herum. Seine Hände berührten etwas, das sich wie eine Holzwand anfühlte, feucht und breiig unter seinem suchenden Griff.
Er stand da und fing
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