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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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sah einen Mann, der scheinbar in der letzten halben Stunde ziemlich gealtert war. Und das zu Recht. Ich habe mich im Badezimmerspiegel gesehen und einen fremden 18-jährigen erblickt, der auf die Fünfzig zugeht.
    Einen Moment später, als Johnny mit dem Sandwich fertig war, fragte er nach dem Mann, der ihn mitgenommen hatte.
    »Carl Davies.«
    »Warum hat er mich hierhergebracht?«
    »Weil er mich besser als jeder andere auf der Welt kennt, Mrs. D. eingeschlossen.« Henry nippte an dem Kaffee, dann fügte er hinzu. »Er war früher mein Deputy. Aber wie ich ist er jetzt in Rente.«
    »Ihr Deputy …?« Johnnys Stimme war etwas lauter als ein Flüstern.
    Henry nickte. »Ich war früher hier in Wellfield der Sheriff. Bin aber seit fast 17 Jahren in Rente.«
    »Sie sind noch nicht alt genug, um so lange in Rente zu sein.«
    Henry fuhr mit dem Daumen am Griff der Tasse entlang. »Ich war damals 38, war seit fünf Jahren Sheriff.« Er räusperte sich, dann fuhr er fort: »Hier in Wellfield ist etwas passiert, das mich nicht nur dazu gebracht hat, den Sheriff-Posten aufzugeben, sondern mich auch dazu gezwungen hat, mein Leben einem neuen Aufgabenbereich zu widmen.«
    Johnny trank von dem Kaffee und starrte Henry Depford fragend an.
    Henry stand vom Tisch auf. »Komm mit, Johnny. Ich muss dir etwas zeigen.«
    Johnny erhob sich und folgte Henry durch einen kleinen Flur zu einer mit Teppich verkleideten Treppe, die knarzte, als sie in den zweiten Stock hinaufgingen. Oben im Foyer angekommen lief Henry nach links. Johnny blieb dicht hinter ihm und bemerkte eine verschlossene holzgetäfelte Tür etwas mehr als einen Meter entfernt. Auf der anderen Seite des Foyers war eine offene Tür, und Johnny konnte ein weiteres Badezimmer sehen, aus dem der künstliche Geruch nach Kirschen herausströmte.
    Henry blieb vor der geschlossenen Tür stehen. Er packte den Türknauf, dann drehte er sich zu Johnny um, sein Gesicht war ernst, blass und wirkte kalt. »Hier habe ich den Großteil der letzten 17 Jahre verbracht. Hier ist mein Lebenswerk.«
    Er öffnete die Tür und führte Johnny in ein Arbeitszimmer, das 3,5 mal 4,5 Meter groß war. In der rechten Ecke am anderen Ende des Zimmers stand ein sorgsam aufgeräumter Schreibtisch aus Kiefernholz, auf dem sich ein Computer, eine kleine, aus Eisen geschmiedete Lampe und eine stahlgeflochtene Aktenablage voller Notizbücher befanden. An den Wänden stand eine Reihe von Pinnwänden auf Rollen – Johnny zählte insgesamt sieben; jede einzelne war gerammelt voll mit verschiedenen, sauber angeordneten Dokumenten: Zeitungsausschnitte, Fotos und handgeschriebene Notizen. Ein deckenhohes Bücherregal neben dem einzigen Fenster im Zimmer war vollgestopft mit gebundenen Ausgaben und Taschenbüchern. Ein flüchtiger Blick gab ein paar Titel preis, die etwas mit Religion und Okkultismus zu tun hatten. Johnny konnte den peinlich genauen Arbeitsaufwand, den Henry Depford hier betrieben hatte, einfach nur bestaunen.
    Henry schloss hinter ihnen die Tür.
    »Was ist das alles?«, fragte Johnny und wollte hinzufügen, und was hat das alles mit mir zu tun? , als er ein furchterregendes Schwarzweißfoto an einer der Schautafeln bemerkte. Er lief hinüber und berührte es vorsichtig mit einem Finger, während sich ihm vor Angst der Magen umdrehte.
    Mein Gott …
    Es handelte sich um ein Foto von ihm und um eines, das auch nicht allzu alt war. Es schien von Weitem geschossen worden zu sein; Johnny hatte nach links geschaut, und der Fotograf, der auf einer Straße irgendwo in Manhattan verdeckt stand, hatte das Foto im perfekten Augenblick gemacht, sein Gesicht wurde genau getroffen.
    Johnny warf Henry Depford einen fragenden Blick zu.
    »Davon gibt es noch viel mehr, Johnny. Ich habe welche, die so alt sind, da warst du noch ein Kleinkind, das Mary Petries Hand hält.«
    Johnny war fassungslos … und trotzdem auch nicht ganz überrascht, in Anbetracht der Situation, die jetzt ein komplett neues Maß an Komplexität erreicht hatte. Er atmete tief ein. Ed und Mary haben mich da wirklich hinters Licht geführt, und sowas von einer gottesfürchtigen Frau, die mich als Kind zum Arzt bringen und sagen würde: »Ja, Johnny, es wird mehr wehtun als ein Nadelstich. Eigentlich viel mehr. Aber es ist Gottes Wille, und so sei es.«
    »Und ich habe gedacht, Andrew Judson wäre der Einzige, der mich im Auge behalten hat.«
    Henry grinste wissentlich, scheinbar wusste er über Judsons Interesse an Johnny Bescheid. Er lief

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