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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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hervorzurufen. Jetzt konnte er alles sehen, es spielte sich an den Wänden seines Verstandes ab, als hätte man einen Filmprojektor eingeschaltet. Und er kam zu der Erkenntnis, dass der Traum des goldenen Schmerzes gar kein Traum war. Es handelte sich um eine aufschlussreiche Angelegenheit, eine lebensverändernde Offenbarung, die der Wahrheit entsprach. Es war wirklich passiert!
    Er konnte die nachfolgenden Ereignisse in strahlenden Farben vor sich sehen. Aus der Ich-Perspektive betrachtete er sie: Die zentrale Gestalt, die bedrohlich über ihm auftauchte, Gesichtszüge hinter einem erstickenden Rauchschleier versteckt. Es folgte ein kurzes Zögern, als von irgendwo aus der Nähe eine Proteststimme ertönte. Johnny sah, wie die zentrale Gestalt einen der gesichtslosen Zeugen wegtrat, dann kniete sie vor dem auf dem Bauch liegenden Körper. Ein goldenes Licht glänzte, grell und konzentriert, gefolgt von einem kurzen heißen glühenden Schmerz auf seiner Brust.
    Da konnte Johnny die Schmerzen auf seiner Brust spüren.
    Mein Gott … es stimmt. Es ist wirklich passiert.
    Manchmal hatte Johnny gedacht, dass der Vorfall zu abstrus war, um wahr zu sein, und er hatte ernsthaft versucht, alles als einen Traum abzutun. Doch jetzt, da er die restlichen Erinnerungen in seinem Gedächtnis hatte, konnte er das nicht. So surreal und unangenehm es war, führte es einen unbestreitbaren Realismus mit sich, der nicht ignoriert werden konnte – es konnte nur als eine Erinnerung beschrieben werden.
    Obwohl es wie irgendein merkwürdiger, ferner Traum schien, hatte Johnny Petrie den eindeutigen Beweis, dass sich dieses Ereignis tatsächlich abgespielt hatte – dass es irgendwann in seiner Vergangenheit, als er noch ein Baby war, wirklich passiert war.
    Es war kein Traum.
    Er öffnete seinen Hemdkragen und legte eine Hand auf seine Brust.
    … es ist ein Muttermal, Johnny. Es war schon da, als du aus meinem Unterleib gekommen bist … Ich sollte es wissen, ich bin deine Mutter …
    Er fuhr mit dem Zeigefinger an den schlaffen Hautlappen entlang, die die Narbe auf seinem Brustbein bildeten.
    Mutter, wenn es ein Muttermal ist, warum hat es dann so eine Form? Es ist so … perfekt.
    Die zentrale Gestalt beugte sich über ihn und verpasste ihm einen glühend heißen Schmerz auf die Brust …
    Seine Mutter würde seine Fragen mit einem Grinsen abtun, zwar leicht besorgt aussehen, aber nichtsdestotrotz ihre Beherrschung behalten, vielleicht weil sie genau gewusst hatte, dass ihr Sohn irgendwann nach der seltsamen Narbe auf seiner Brust fragen würde … nach dem faltigen, lila Fleck, der die perfekte Form eines Anch-Kreuzes hatte.
    Johnny saß steif am Tisch, sein Körper war angespannt, sein Verstand ließ die neuentdeckten Erinnerungen für einen Moment hinter sich, damit er eins und eins zusammenzählen und eine plötzliche Offenbarung ans Licht bringen konnte. Er rutschte auf seinem Stuhl herum, stand auf und lief hin und her, dabei überprüfte er die Fakten immer und immer wieder. Er atmete ein paar Mal tief durch, dann setzte er sich. Mir wird alles klar. Ja, ich kann es jetzt erkennen, es ist so deutlich wie schwarz und weiß . Wenn es jemals Zweifel gegeben hatte, seine Eltern wegen des Briefes zu konfrontieren oder nach Wellfield, Maine, zu reisen, um Andrew Judson zu treffen, waren sie jetzt so tot wie Benjamin Conroy.
    Das Mal auf seiner Brust war kein Muttermal, wie seine Eltern immer felsenfest behauptet hatten. Es war also doch eine Narbe: ein Stück eines größeren Puzzles, eines, das man ihm am Nachmittag des 6. Septembers 2005 gegeben hatte.
    Das Anch-Kreuz auf seiner Brust.
    Die Erinnerung an den goldenen Schmerz und an die zentrale Figur, die bedrohlich über ihm auftauchte und ihm unerträgliche Schmerzen bereitete.
    Und jetzt, da er den Namen Benjamin Conroy im Kopf hatte, wurden zusätzliche Erinnerungen hervorgerufen.
    Das alles ist Teil meiner Vergangenheit, es geht um irgendetwas, über das meine Mutter wahrscheinlich etwas weiß, und es mir mein ganzes Leben verheimlicht hat. Ich werde es herausfinden. Ich werde …
    Im Flur vor der Tür näherten sich Schritte.
    Er hörte, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde.
    Mutter war zu Hause.

Kapitel 9
    24. August 1988
    06:23
    In einer Prozession liefen sie den Flur hinunter: Benjamin voraus, in einer Hand hielt er eine weiße Kerze als leitendes Licht. Faith folgte ihm, sie hielt ein Weihrauchgefäß an einer dünnen Kette fest und bewegte es hin und her,

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