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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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Atem, also ließ er den Jungen los. David stand einen Augenblick torkelnd da, dann stapfte er wackelig von Benjamin weg, dabei ließ er den Arm obszön baumeln.
    Benjamin ging in die Hocke und hob den Schraubenzieher auf. Er starrte die Klinge an – seine Gedanken huschten für einen kurzen Moment zu dem Bild von Helen Mackeys entstelltem Gesicht und schlaffem Körper –, dann jagte er hinter ihm her. Er konnte spüren, wie die Schmerzen seiner Wunden beim Rennen pochten, das Gefühl von Dreck und Blut, nass und klebrig, an seiner Haut.
    »Komm her, Junge!«, rief er, dabei merkte er, wie frische Wut aufkam. »Ich werde dir eine Lektion von Gott erteilen!« Seine Gedanken schwebten umher, als die Wörter aus seiner Kehle explodierten, und er widersetzte sich einem plötzlichen Schwindelanfall, der drohte, ihn außer Gefecht zu setzen.
    In Sekundenschnelle erreichte er den Jungen, der mehr schwankte als rannte. Benjamin packte Davids verletzte Schulter. David schrie wahnsinnig, dann drehte er sich um und griff mit seiner guten Hand nach Benjamins Gesicht. Die Schmerzen wurden kaum wahrgenommen, als sich die Fingernägel des Jungen mit der Haut von Benjamins linker Wange füllten.
    Benjamin verschwendete keine Zeit. Geräuschlos stieß er mit dem Schraubenzieher zu. Das Werkzeug bohrte sich in die weiche Stelle unter Davids linkem Auge und durchstach seinen linken Augapfel.
    David riss quietschend den Mund auf. Er keuchte einmal, dann begann er zu zittern, als bekäme er einen Stromschlag. Aus seinem durchstochenen Auge rieselte klare Flüssigkeit, und aus der Augenhöhle triefte es schlaff. Blut strömte entsetzlich an seiner Wange hinunter. Benjamin bestaunte sein Werk und wurde fast überrumpelt, als David trotz seiner Verletzung wieder vorwärts taumelte.
    Benjamin wich dem näher kommenden Jungen aus. Er streckte seinen Arm aus und packte David an den Haaren, dann zerrte er ihn mit dem Schraubenzieher an seinen Hals haltend in Richtung Wald – hier entwarfen seine wurzellosen Gedanken das verrückte Zeichentrickbild eines Steinzeitmannes, der seine Gefährtin zurück in die Höhle schleppte. Er blieb bei einer alten Eiche stehen und hob den Jungen auf Augenhöhe hoch, die flache Seite der Klinge hielt er an sein Kinn. Er starrte in das durchbohrte Gesicht des Jungen, kicherte einmal bei dem Anblick, während er verrückt dachte, wie die Mutter, so der Sohn , dann schmetterte er mit einem Arm den Schädel des jungen gegen den harten Baumstamm. Das Geräusch war schrecklich: Ein harter, unnachgiebiger dumpfer Schlag von Knochen auf Holz. Es folgte ein seltsames Zischen, Davids Lungen ließen ihre Luft ab. Benjamin ließ los. David fiel mit dem Gesicht nach unten um, wie ein vom Wind abgerissener Ast, zackige Blutspuren blieben an dem Baumstamm zurück.
    Benjamin wich zurück, er sah verblüfft zu, wie David sich wie eine Schlange am Erdboden krümmte, Turnschuhe gruben unregelmäßige Furchen in den Dreck, Arme wedelten wild herum, als wäre er immer noch zum Kämpfen bereit. Auf wundersame Art drehte er sich um und starrte mit seinem guten Auge zu Benjamin hinauf; sein durchbohrtes Auge hing leblos über seiner Schläfe, von einem sehnigen Netzwerk aus Muskeln und Venen unterstützt. Sein Mund öffnete sich. Eine dünne Blutspur tröpfelte über seine Wange. Er sagte: »Ahg.« Dann wurde er still, sein gesundes Auge rollte sich in die Augenhöhle.
    Mit wildem Herzklopfen wich Benjamin von seiner blutigen Schöpfung zurück: Trotzdem eine weitere Heldentat rabiater Entschiedenheit, die es zu bewundern gab. In diesem Moment realisierte er, dass ihn nichts und niemand davon abhalten konnte, das Ritual zu Ende zu führen. Er ging zurück, erreichte das Auto, stockte, dann drehte er sich um, den Schraubenzieher vor sich ausgestreckt. Er warf einen Blick auf den steifen Körper von Helen Mackeys Ehemann auf dem Vordersitz. Das Einschussloch im Kopf des Mannes starrte Benjamin wie ein anschuldigendes schwarzes Auge an.
    Es zuckte ein kleines bisschen.
    Benjamin wich zurück. Mit der freien Hand rieb er sich die Müdigkeit aus den Augen. Das ist nicht passiert . Das bilde ich mir ein, mein verdammter erschöpfter Verstand setzt sich mit dem Schock auseinander.
    Aber als er die Augen öffnete, blinzelte, dann wieder auf das schreckliche schwarze Loch im Kopf des Mannes starrte, sah er, dass es sich tatsächlich bewegte, wie winzige runzelige Lippen eines Fisches. Benjamin sah keinen anderen Ausweg als zu glauben, dass

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