Dead Souls: Horror (German Edition)
dann fiel er regungslos um, Arme und Beine in Schneeengelform ausgestreckt, ein dürftiges Keuchen blies aus seinen Lungen.
Still schielte der Mörder zu Johnny hinüber.
Johnny eilte seitlich an der Wand entlang und flüchtete aus dem Zimmer. Seine Füße rutschten durch die Pfütze an der Treppe. Er verlor den Halt und knallte auf den schimmligen Fußboden. Ein heftiger, stechender Schmerz durchbohrte seine Wirbelsäule, und in diesem Moment stellte er mit Entsetzen fest, dass der einäugige Mann, der gerade Andrew Judson ermordet hatte, der gleiche Mann war, dessen Bild er heute Morgen in den Nachrichten gesehen hatte – der Psychopath, der aus der Psychiatrie geflohen war.
Er kniete sich hin und schaute über seine Schulter. Der Geisteskranke ließ sich an der Tür nieder und starrte Johnny mit seinem schrecklichen, finster dreinblickenden Auge an. Johnny konnte den Spaten in seiner Hand sehen, voller Blut, seine Hand ebenfalls, und es tropfte herunter. Das schwarze Gewand, das er trug, war wie eine Gardine geöffnet, darunter stellte er den grünen, zerfetzten und mit Dreck beschmierten Einheitskittel zur Schau. Seine Atmung war schwer und gezwungen, sie surrte, als wäre sie mit Schleim verstopft.
Johnny sprang auf und rannte durch das Haus, Füße stapften durch das Wohnzimmer, durch die Küche, dann durch die Hintertür. Kein einziges Mal schaute er nach hinten, brutale Angst verschaffte ihm die Konzentration und Motivation, diesem Terror zu entkommen. Der Irre hatte besessen ausgesehen, vorangetrieben auf einem Weg mit einem unvorstellbaren Ziel, sein eines Auge weit und wild aufgerissen, Lippen aufgeplatzt und mit gelbem Schleim bedeckt, Haare steif vor Dreck. Johnny stolperte über die Veranda. Als er die Stufen hinunterlief, verlor er den Halt. Er streckte sich nach dem Eisengeländer aus, aber bekam es nicht zu fassen. Mit einem Schrei fiel er in das kniehohe Gras. Der dichte Schwarm Pferdebremsen, den er bei seinem Aufprall sah, flog auseinander, ihr einzelnes Summen brach zu einem Chor auflösender Töne aus.
Ein schwankender Schatten bedeckte ihn, und als er aufsah, erblickte er den Wahnsinnigen, der auf der obersten Stufe der Veranda stand, den tropfenden Gartenspaten in der Hand. Hier im Sonnenlicht sah er sogar noch verrückter aus, seine Haut war mit Pusteln und Schnittwunden übersät, volle und breite Lippen, an seinem Mundwinkel nässte eine glitschige und schleimige Fieberblase.
»Conroy …« , stöhnte er verwirrt.
Johnny stand auf und rannte um das Haus herum, der faulige Gestank des Psychopathen kam über ihn, als eine warme Brise vorbei wehte. Er bog nach rechts ab und sprintete über die von Unkraut überwucherte Einfahrt zur Fahrerseite von Judsons Auto. Der Mann schrie, und Johnny konnte seine näher kommenden Schritte auf der geschotterten Einfahrt hören. Johnny zerrte wild am Türgriff. Er klappte auf, und Johnny hechtete sich hinein, verriegelte die Tür, kurz bevor der Psycho mit seinen blutigen Fingern den Türgriff auf der Fahrerseite umklammerte.
Der Irre zog und zog, bei jedem fehlgeschlagenen Versuch grunzte er. Unfähig hineinzugelangen, sprang er auf die Motorhaube und presste sein entstelltes Gesicht gegen die Windschutzscheibe.
Keuchend drückte sich Johnny in den Sitz. Er konnte in der erdrückenden Hitze im Auto kaum atmen. Sein Herz war eine große Basstrommel in seiner Brust. Er tastete nach der Zündung, aber wusste bereits, dass Judson die Schlüssel mitgenommen hatte.
Mit dem Gesicht immer noch an der Windschutzscheibe kreischte der vom Wahnsinn geplagte, dann kratzte er an dem Glas herum und hinterließ quietschend blutige Fingerfarbenwirbel. »Conroy!«, spuckte er. Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Windschutzscheibe, den blutigen Spaten hielt er dabei immer noch in der rechten Hand. Johnny zuckte zusammen, schauderte, dann kletterte er auf den Rücksitz und beobachtete dieses Grauen, als der Irre vom Auto sprang und zum Haus zurückrannte.
Mit überraschender Kraft packte der Mann den rostigen Griff der Wasserpumpe und riss ihn aus der Halterung.
Johnny krabbelte an die Tür und schaute durch das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite, als der Psychopath zum Auto humpelte, mit beiden Händen hielt er den Eisengriff fest.
Es folgte ein Moment schrecklicher Stille, als der Psycho stehen blieb, zu Johnny hineinschaute und grinste. Er schien zu lachen … dann holte er aus, schwang den Griff in hohem Bogen herum und schlug das hintere
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